Graf Alucard ist der titelgebende Hauptantagonist des Schwarz-Weiß-Horrorfilms Draculas Sohn (Son of Dracula) von Robert Siodmak aus dem Jahr 1943. Als Nachkomme des legendären Grafen Dracula ist er Teil des Pantheons der klassischen Universal-Monster, zu deren bekanntesten Vertretern insbesondere Frankensteins Monster (1931-48), Die Mumie (1932-44), Der Unsichtbare (1933-51), Der Wolfsmensch (1941-48), Das Phantom der Oper (1943) und Der Schrecken vom Amazonas (1951-56) gehören.
Nach seiner Begegnung mit der wunderschönen Amerikanerin Katherine Caldwell verlässt der Vampirgraf seine alte Heimat in Osteuropa, um in ihrem herrschaftlichen Familiensitz, der Dark Oaks-Plantage im Süden der USA sein Lager aufzuschlagen. Zudem ist er mit der skrupellosen jungen Frau einen Handel eingegangen, die ihm verspricht, seine Gefährtin für die Ewigkeit zu werden, wenn er ihr hilft, ihren kränklichen Vater zu beseitigen und alleinige Erbin der Plantage und des Caldwell-Vermögens zu werden.
Dargestellt wurde der maliziöse, nocturnale Aristokrat und Nachkomme des wohl berühmtesten Blutsaugers der Filmgeschichte vom US-amerikanischen Schauspieler Lon Chaney Jr. (*1906; †1973), der im Laufe seiner Karriere zahlreiche Schurken gespielt hatte, darunter allein für Universal der Lykanthrop Lawrence Talbot in der Wolfsmensch-Reihe (1941-48), Kharis, die Mumie ab Teil Drei der Mumien-Filmreihe (1932-55) und Das Monster in Frankenstein kehrt wieder (The Ghost of Frankenstein, 1942).
In der erst 2004 in Auftrag gegebenen deutschen Übersetzung wurde er von Walter von Hauff (*1949) gesprochen.
Charakterbiographie[]
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Erscheinungsbild & Persönlichkeit[]

Graf Alucards hypnotischer Blick - Publicityfoto von Lon Chaney Jr., 1943.
Graf Alucard ist ein hoch aufragender, grobknochiger Mann von beinahe 1,90 m Körpergröße mit graumeliertem, aus der Stirn frisiertem Haar und einem ovalen, etwas pausbäckigen Charaktergesicht mit etwas fleischiger Nase, ausgeprägten Nasolabialfalten und einem Kinngrübchen. Seine offenen Augen blicken zumeist etwas wehmütig, können jedoch auch jederzeit einen bedrohlichen, stechenden Ausdruck annehmen und sein volllippiger Mund wird von einem sorgfältig zurechtgetrimmten Schnurrbärtchen geziert.
Gekleidet ist der aristokratische Vampir ebenso wie sein Vater in einen tadellos sitzenden schwarzen Frack mit weißer Weste und Querbinder aus Piqué, sowie einem weißen Hemd mit Stehkragen und Piqué-verstärkter Hemdbrust und dazu glänzenden schwarzen Schuhen. Um seine Schultern liegt ein etwa schienbeinlanges schwarzes Cape mit hohem Kragen und einer langen geflochtenen Kordel als Verschluss. Am Zeigefinger seiner rechten Hand steckt sein Siegelring mit seinem persönlichen Wappen darauf – einem umkränzten Schild mit einem schwarzen Raben über seinem vertikal verlaufenden Namenszug, der von vier Kronen, zwei auf jeder Seite, umgeben ist.
In privaterem Rahmen tauscht er Frack und Umhang gegen einen komfortablen, nichtsdestotrotz überaus eleganten langen, schwarzen Hausmantel mit samtglänzendem Schalkragen, Gürtel und Ärmelaufschlägen.

Graf Alucard mit Katherine Caldwell - Publicityfoto von Lon Chaney Jr. und Louise Allbritton, 1943.
Wie auch die anderen Mitglieder seiner Familie, ist Alucard ein überaus distinguierter Mann mit ausgesuchten Umgangsformen und äußerst kultiviertem Auftreten. Dennoch bemerkt man alsbald einen gewissen Hang zu Eitelkeit und Klassendünkel. Während er hübschen Damen gegenüber sehr galant ist, behandelt er Männer ein wenig von oben herab, als wäre er ihnen allein schon wegen seiner adligen Herkunft und seiner vampirischen Natur haushoch überlegen.
Dazu gesellt sich ein gewisser berechnender Wesenszug, denn obwohl er durchaus Gefühle für Katherine Caldwell zu hegen scheint, verliert er doch niemals sein eigentliches Ziel aus den Augen – Dark Oaks in seinen Besitz zu bringen, um von der herrschaftlichen Plantage aus, seinen Einfluss in die Neue Welt auszudehnen.
Auftritte[]
1943: Draculas Sohn (engl. Original Son of Dracula) – Horrorfilm; gedreht von Robert Siodmak nach dem Drehbuch von Eric Taylor und Curt Siodmak.
Der Film sollte erst einundsechzig Jahre nach seiner Entstehung eine deutsche Synchronisation erhalten. Anlässlich der Veröffentlichung der Dracula-Legacy Collection im Jahr 2004, wurde Draculas Tochter zusammen mit den anderen Fortsetzungen der populärsten Monsterfilmklassiker ins Deutsche übersetzt.
Wissenswertes[]
- Graf Alucard gilt als der erste Filmvampir, dessen Verwandlung in eine Fledermaus oder in eine Nebelwolke tatsächlich explizit gezeigt wurden. Die Methode, Zeichentrick-Technologie für den Verwandlungseffekt zu benutzen, wurde in den Fortsetzungen Frankensteins Haus (1944), Draculas Haus (1945) und der Komödie Abbott und Costello treffen Frankenstein (1948) erneut angewandt.
Die Art der Fledermaus-Verwandlung wurde zudem 1995 in der Dracula-Persiflage Dracula – Tot aber glücklich mit Leslie Nielsen in der Titelrolle parodiert.
- Wie bereits bei seinem Vater, dem Grafen Dracula und seiner Schwester, Gräfin Marya Zaleska, sind Graf Alucards Reißzähne niemals offen sichtbar. Der erste Filmvampir mit langen, spitzen Eckzähnen war die von Atif Kaptan (*1911; †1977) verkörperte Titelfigur im türkischen Horrorfilm Drakula Istanbul'da aus dem Jahr 1952.
Demgegenüber war er erste Reißzahn-bewehrte Vampir der Filmgeschichte Graf Orlok im Stummfilm Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens von 1922, obgleich er keine spitzen Eckzähne hatte, sondern lange, rattenartige Schneidezähne.
- Draculas Sohn war der erste Film, in dem Dracula bzw. sein Nachkomme und Namensträger das Ananym “Alucard“ gebraucht, um seine Gegner in die Irre zu führen. Diese von hinten nach vorne geschriebene Ableitung des Namens “Dracula“ wurde seither in zahlreichen Filmen, Romanen, Comics und Videospielen, teils ernsthaft, teils persiflierend aufgegriffen. Zu den bekannteren zählen:
- Graf Alucard – Eine der handelnden Figuren im Anthologie-Horrorfilm Galerie des Grauens (Dr. Terror's Gallery of Horrors) von 1967.
- Johnny Alucard – Ein menschlicher Diener des Grafen Dracula in Hammer-Films Dracula jagt Minimädchen (Dracula A.D. 1972) aus dem Jahr 1972.
- Alucard Tepes – Draculas Sohn in der seit 1986 produzierten Videospiel-Reihe Castlevania und der darauf basierenden gleichnamigen Zeichentrickserie (2017 bis 2021).
- Alexander Lucard – oder auch Mr. A. Lucard; Deckname des Grafen Dracula in der 1990-91 produzierten Fernsehserie Dracula ist wieder da (Dracula: The Series).
- Alucard – Vampirische Hauptfigur der 1997 bis 2008 publizierten Manga-Reihe Hellsing und der darauf basierenden, 2001-02 produzierten dreizehnteiligen Anime-Serie.
- Alucard – Der mächtigste aller Vampire in der 2004 bis 2014 veröffentlichten Manga-Reihe Rosario + Vampire (ロザリオとバンパイア) und der darauf basierenden Anime-Serie aus dem Jahr 2008.
- Dr. Alucard – Deckname des Grafen Dracula im Crossover-Zeichentrickfilm The Batman vs. Dracula aus dem Jahr 2005.
- Lon Chaney Jr.'s Graf Alucard ist der erste “Dracula-Charakter“, dessen übermenschliche Körperkraft tatsächlich auf der Leinwand gezeigt wird.
- Ehe die Dreharbeiten zu Draculas Sohn begannen, regten sich bei den Verantwortlichen von Universal Zweifel, ob Lon Chaney Jr. die richtige Wahl für die Rolle des Grafen Alucard war. Publikum und Kritiker sind sich bis heute uneins, ob der eher grobknochige, sehr amerikanisch wirkende Schauspieler als europäischer Aristokrat und vampirischer Verführer fehlbesetzt war oder nicht.
- Graf Alucards Wappen mit dem Motiv des schwarzen Raben über seinem Namenszug und vier Kronen, ist eine abgewandelte Form des ab 1804 gebräuchlichen Wappens des Königreiches Galizien und Lodomerien mit einer schwarzen Dohle auf einem blauen Schild mit rotem Querbalken und drei goldenen Königskronen darunter.
- Obwohl Lon Chaney Jr. im Laufe seiner Karriere häufig Schurken und auch zahlreiche Monster verkörpert hatte, blieb Graf Alucard seine einzige Vampirrolle.
- Im Gegensatz zu den meisten anderen klassischen Universal-Monster-Filmen, endet Draculas Sohn eher tragisch, anstatt mit dem obligatorischen Heldenpaar, das nach der (vermeintlichen) Vernichtung der Ungeheuer Arm in Arm dem Sonnenaufgang entgegen spaziert.
- Regisseur Robert Siodmak war seinerzeit nicht besonders glücklich mit Draculas Sohn und bezeichnete das Drehbuch als “schreckliches Machwerk, das in wenigen Tagen zusammengepfuscht wurde“. Er wurde von seiner Frau ermutigt, die Auftragsarbeit dennoch anzunehmen, um Universal zu zeigen, dass er ein besserer Filmemacher sei, als all die “Zelluloid-Sklaven, die lediglich Massenware abliefern“ und erhielt tatsächlich bereits am dritten Drehtag das Angebot für einen Siebenjahresvertrag.
Zum fertigen Film sagte er später: “Wir haben viel umgeschrieben und das Ergebnis war nichtmal schlecht. Er war nicht gut, aber ein paar Szenen haben eine gewisse Qualität.“ (engl. Original “We did a lot of rewriting and the result wasn't bad. It wasn't good but some scenes have a certain quality.“).