Gul Madred ist der Hauptantagonist in Geheime Mission auf Celtris III, Teil 1 und 2 (Chain of Command, Part I & II), der zehnten und elften Episode der sechsten Staffel der Science-Fiction-Fernsehserie Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert (Star Trek: The Next Generation) aus dem Jahr 1992, gedreht von Robert Scheerer und Les Landau.
Der cardassianische Offizier ist ein meisterhafter Verhörspezialist, wobei er nicht primär auf klassische Foltermethoden setzt, sondern vielmehr die mannigfaltigen Möglichkeiten psychologischer Misshandlung und seelischer Demütigung bevorzugt, obwohl er durchaus auch mit “handfesten Mitteln“ vorzugehen weiß. Die Effizienz dieser ebenso subtilen wie unendlich grausamen Methoden muss, zu seinem Leidwesen, Jean-Luc Picard, der Captain der USS Enterprise NCC-1701-D, am eigenen Leibe erfahren.
Verkörpert wurde der Foltermeister, der seine sadistische Natur hinter einer Fassade distinguierter, stoischer Ruhe verbirgt, vom britischen Schauspieler und Charakterdarsteller David Warner (*1941; †2022), der bereits Schurken wie Ed Dillinger alias “Sark“ in Tron aus dem Jahr 1984, Ra's Al Ghul in Batman: The Animated Series von 1992-94 oder Everett Longstreet im Pamela Anderson-Thriller Naked Souls von 1995 gespielt bzw. gesprochen hatte und der ursprünglich für die Rolle des Freddy Krueger in Nightmare: Mörderische Träume vorgesehen war, ehe er kurzfristig von Robert Englund abgelöst worden war.
In der deutschen Übersetzung wurde er von Christian Rode (*1936; †2018) synchronisiert.
Charakterbiographie[]
Frühe Jahre[]

Gul Madred beginnt das Verhör seines Gefangenen Captain Jean-Luc Picard.
Madred wuchs unter überaus widrigen Bedingungen als Waisenkind auf den Straßen von Lakat auf Cardassia Prime auf. Hungernd und frierend musste er tatgäglich ums nackte Überleben kämpfen und ernährte sich, sofern er ihrer habhaft werden konnte, von rohen Taspar-Eiern.
Eines Tages fand er in den Ruinen eines ausgebrannten Gebäudes ein Taspar-Nest mit drei Eiern darin. Nachdem er das erste mit dem noch lebenden Embryo darin verschlungen hatte, wollte er die übrigen Eier für später aufbewahren, wurde jedoch von einem älteren Jungen ertappt, der sie ihm nach einer heftigen Auseinandersetzung stahl. Bei dem Versuch, seinen Schatz zu verteidigen, wurde Madred von seinem Widersacher der Arm gebrochen; eine schmerzliche Erfahrung, die er niemals zur Gänze überwinden sollte.

Gul Madred will Picard zwingen zuzugeben, er sehe fünf anstatt vier Lichter.
Entgegen aller Wahrscheinlichkeiten aber, fand der einstmals hungernde Waisenknabe seinen Weg zum cardassianischen Militär, wo er alsbald eine glänzende Karriere machte, sich ein beachtliches Maß an Bildung und beinahe schon aristokratisch anmutende Kultiviertheit aneignete und schließlich bis in den Rang eines Gul aufstieg. Zudem wurde er Vater einer Tochter namens Jil Orra, die er über alles vergöttert und alles unternimmt, damit sie die glückliche und unbeschwerte Kindheit genießen kann, die er selbst niemals erleben durfte.
Begegnung mit Captain Picard[]

Gul Madred bestraft Picard für eine falsche Antwort.
Als die Feindseligkeiten zwischen der Cardassianischen Union und der Föderation der Vereinten Planeten aufgrund territorialer Grenzstreitigkeiten immer weiter anschwollen und allmählich außer Kontrolle zu geraten drohten, wurde Madred auf Celtris III stationiert, wo gezielt Gerüchte und Hinweise über die angebliche Konstruktion einer Metagenetischen Waffe lanciert wurden. Diese Art von Waffe zählt zu den gefürchtetsten und verpöntesten des 24. Jahrhunderts, da sie genetisch programmierte Viren freisetzt, mit denen man auf einen Schlag ganze Planeten entvölkern könnte.

Gul Madred delektiert sich an Picards Elend.
Jene bewusst gestreuten Gerüchte sollten dabei nur einem Zweck dienen – als Köder um den Feind anzulocken und ihm wertvolle Informationen zu entreißen. Tatsächlich geht der Plan auf und die Gegenseite in Gestalt des Raumschiffs Enterprise tappt in die ausgelegte Falle, nachdem jenes zu Ermittlungszwecken nach Celtris III entsannt worden war. Als Madred mit seinen Wachen zuschlägt, geht ihm niemand geringeres als der befehlshabende Offizier des Schiffes, Captain Jean-Luc Picard ins Netz.
Um von diesem die Verteidigungspläne der Föderation für den von Cardassia beanspruchten Planeten Minos Corva im umstrittenen Grenzgebiet zu erhalten, unterzieht Madred Picard eines schier endlosen, grausamen Verhörs mit dem Ziel, den Sternenflottenoffizier restlos zu brechen.
Das Verhör[]

Gul Madred erklärt seiner Tochter, Menschen wären minderwertige Geschöpfe.
Im Zuge der von Madred höchstpersönlich vorgenommenen Befragung des wertvollen Gefangenen, setzt er den Menschen einer unablässigen Tortur aus fortgesetzten Demütigungen und körperlicher, sowie geistiger Misshandlung aus. In der am häufigsten wiederholten Folter, aktiviert der Gul eine grelle Leuchtvorrichtung über seinem Schreibtisch, die den Delinquenten in grelles, weißes Licht taucht, und verlangt immer wieder, dass Picard eingesteht, er sehe fünf Lichter, obgleich es eigentlich nur vier sind.
Während der Tage der nicht enden wollenden Erniedrigungen, zu denen das vollständige Entkleiden ebenso zählt wie auch das abwertende Ansprechen seines Gegenübers als “Mensch“, setzt Madred seinem Gefangenen auch ein Taspar-Ei vor und behauptet zunächst, es handle sich um eine cardassianische Delikatesse, nur um sich regelrecht an Picards Abscheu zu weiden als dieser den sich windenden Embryo unter der dicken Schale freilegt und ihn in seiner ausgehungerten Verzweiflung dennoch hinunterschlingt.

Gul Madred will Picard um jeden Preis brechen...
Wie alle Eltern wird auch Madred bei der Arbeit von seinem Kind besucht, während er das Verhör unablässig fortsetzt. Obwohl ihn Jil Orras gutes Herz offenkundig rührt, ob des vorsichtigen Mitgefühls, das sie für den geschundenen Picard zeigt, versichert er ihr ganz im Sinne der cardassianischen Politik, dass der Captain und auch alle anderen Menschen nur etwas bessere Tiere seien und von Natur aus nicht zu so tiefen und komplexen Empfindungen fähig sind wie vergleichsweise die Cardassianer.

... muss ihn aber unverrichteter Dinge freilassen.
Auf dem Höhepunkt der Folter, als er die elektronischen Schmerzinduktoren immer weiter ausreizt und auch blufft, er würde das Verhör bei Dr. Beverly Crusher fortsetzen, sollte Picard nicht kooperieren, scheint Madred wahrhaftig mehr daran zu liegen, den Captain zu brechen als ihn zum Reden zu bringen. Immer eindringlicher verlangt er, dass der Mensch eingesteht, es seien fünf Lichter, nicht zuletzt da es an seinem Ego kratzt, dass es dem Kommandeur der Enterprise trotz seiner trostlosen Lage gelungen ist, in Madreds Innerem das verletzte, hungernde Waisenkind zu erkennen, das noch immer hinter der Fassade des auf Hochglanz polierten Offiziers verborgen liegt. Unvermittelt schalten sich aber Madreds Vorgesetzte ein und ordnen Picards sofortige Freilassung an, nachdem der Plan Cardassias, Minos Corva mittels einer großangelegten Invasion einnehmen zu wollen, aufgeflogen ist.
Mit einem letzten trotzigen “Das sind VIER Lichter!“, entschwindet Captain Jean-Luc Picard aus Gul Madreds Obhut, der sich zähneknirschend geschlagen geben muss und niemals erfahren soll, wie nahe er eigentlich bereits seinem Ziel, den Sternenflottenoffizier zu brechen, gekommen war; denn, wie Picard später seiner Counselor Deanna Troi gegenüber zugibt, war er tatsächlich bereits soweit zu glauben, er sähe wirklich fünf Lichter.
Erscheinungsbild & Persönlichkeit[]

Gul Madred mit seinem Schmerzinduktor - Charakter-Illustration im Online-Videospiel "Star Trek: Timelines", 2016.
Madred ist ein großgewachsener männlicher Cardassianer um die Fünfzig mit dem für seine Spezies typischen glattem schwarzen Haar, den schuppigen Stirnwülsten, dem löffelförmigen Stirnknochen und dem breiten, langen Hals, sowie der gräulich-fahlen Hautfarbe. Seine kalten, graublauen Augen haben einen intensiven, durchdringenden Blick und in seinen strengen Gesichtszügen liegt ein harter, gnadenloser Ausdruck, der sich nur in Gegenwart seiner Tochter ein kleinwenig erweicht.
Gekleidet ist er in eine anthrazitgraue cardassianische Militäruniform mit bronzefarbenen Intarsien und den Rangabzeichen eines Gul, sowie einen Waffengürtel mit einem Holster für seinen Disruptor um die Hüfte und zudem kniehohe Stiefel, deren Oberflächenstruktur das an Reptilien erinnernde Gesamtbild vervollständigt.
Die unnachgiebige Erbarmungslosigkeit Gul Madreds wurzelt in seiner schweren und entbehrungsreichen Kindheit, die er in größtmöglichem Elend verbringen musste. Aufgrund dessen kennt er die Macht und den entwürdigenden Einfluss von Hunger und weiß diesen deswegen umso gekonnter bei seinen Verhörprozeduren als Waffe einzusetzen.
obwohl er sich stets als überlegen präsentiert und peinlichst genau darauf achtet, alles was in seine Zuständigkeit fällt, penibel zu kontrollieren, hat Picard ihn, trotz seiner eigenen misslichen Lage, durchschaut und seine innere Unsicherheit – den verängstigten, hungernden, kleinen verletzten Jungen aus der Gosse von Lakat erkannt, den Gul Madred hinter seiner arroganten, gediegenen und betont kultivierten Fassade zu verbergen versucht.
Auftritte[]
Film & Fernsehen[]
- 1992: Raumschiff Enterprise – Das Nächste Jahrhundert: Geheime Mission auf Celtris Drei, Teil 1 & 2 (Star Trek: The Next Generation: Chain Of Command, Part I & II) – 10. & 11. Episode der sechsten Staffel; gedreht von Robert Scheerer und Les Landau nach den Drehbüchern von Ronald D. Moore und Frank Abatemarco.
Videospiele[]
- 2010: Star Trek: Online – Videospiel; entwickelt von Cryptic Studios und veröffentlicht von Perfect World (ehemals Atari).
In dem Spiel war Gul Madred als NPC-Charakter in der “Cardassian Struggle“-Kampagne vertreten. Darin wurde er zum Anführer der “Der Wahre Weg“-Bewegung und schmiedete eine Allianz mit einer Fraktion der sog. Alpha Jem'Hadar, um die Bergbau-Operationen seiner Organisation zu schützen. Als Spieler konnte man ihn schlussendlich auf der Raumstation Empok Nor gefangennehmen.
Aus lizenzrechtlichen Gründen wurde das Aussehen Gul Madreds für das Spiel drastisch verändert, da die Entwickler die Rechte, David Warners Gesichtszüge zu verwenden, nicht besaßen. 2015 wurde er, im Zuge der Überarbeitung der Cardassianer-Kampagne aus Star Trek: Online entfernt.
- 2016: Star Trek Timelines – Videospiel; entwickelt von Disruptor Beam und herausgegeben von Disruptor Beam & Tilting Point für Facebook Platform, IOS und Android.
In dem Online-Strategie-Rollenspiel stellt man als Captain eines Raumschiffes eine Crew zusammen und kann dabei auf Figuren aus sämtlichen Star Trek-Epochen/-Zeitlinien/-Paralleluniversen zurückgreifen.
Gul Madred gehört zu den legendären Fünf-Sterne-Crewmitgliedern.
Wissenswertes[]
- Die Rolle des Gul Madred war für David Warner der dritte von insgesamt drei Ausflügen ins Star Trek-Universum. Erstmals trat er im Spielfilm Star Trek V: Am Rande des Universums (Star Trek V: The Final Frontier) von 1989 auf, wo er den Föderations-Botschafter St. John Talbot gespielt hatte, der vom abtrünnigen Vulkanier und Kultanführer Sybok als Geisel genommen- und einer Gehirnwäsche unterzogen wird.
Vor seinem Auftritt in der Serie war er in Star Trek VI: Das unentdeckte Land (Star Trek VI: The Undiscovered Country) aus dem Jahr 1991 als klingonischer Hoher Kanzler Gorkon zu sehen, der im Zuge eines Komplotts seines eigenen Stabschefs General Chang ermordet wird, um einen Krieg zwischen dem Klingonischen Imperium und der Föderation der Vereinten Planeten zu provozieren.
- Warner wurde erst drei Tage vor Drehbeginn als Gul Madred besetzt, weswegen er keine Zeit hatte, seinen Text auswendig zu lernen und auf Stichwortkarten angewiesen war. In einem Interview erzählte Warner, dass jeder Satz, den er gesprochen hatte, eigentlich von Tafeln hinter Picard-Darsteller Patrick Stewarts Schulter oder von Spickzetteln auf seinem Tisch abgelesen worden war.
- David Warner hatte vor Star Trek bereits mit Patrick Stewart zusammengearbeitet. In zumindest drei verschiedenen Produktionen von William Shakespeare's Hamlet standen sie gemeinsam auf der Bühne.
- Sowohl Madred-Darsteller David Warner als auch Picard-Darsteller Patrick Stewart hatten Auftritte in verschiedenen Film-Versionen von Charles Dickens' A Christmas Carol. Warner war 1984 als Bob Cratchit zu sehen; Stewart 1999 als Ebenezer Scrooge.
- Die Idee für zu Gul Madreds Lichtfolter entstammt dem dystopischen Roman 1984 von George Orwell, in dem der Protagonist Winston Smith von einem Gedankenpolizisten verhört und gefoltert wird. Im Zuge der Befragung reckt dieser Smith die Hand mit vier ausgestreckten Fingern entgegen und fragt, wieviele Finger er sehe, wobei er als Antwort stets “Fünf“ erwartet.