Jean-Baptiste Grenouille ist die Titelfigur und der schurkische Hauptprotagonist des Romans Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders von Patrick Süskind aus dem Jahr 1985 und der gleichnamigen Verfilmung aus dem Jahr 2006. Er war ein Parfümeur mit einem ausgeprägten Geruchssinn, aber ohne eigenen Geruch, der daher versuchte, den „perfekten Duft“ zu kreieren, indem er schöne Jungfrauen tötete und ihr Blut destillierte.
Er wurde im Film von Ben Whishaw (* 1980) gespielt, der auch Gil Yepes in The Prodigies (2011) sprach und vor allem als Q in den James-Bond-Filmen (2012-2019) bekannt ist.
Im Deutschen wurde er von Cyril Geffcken (* 1980) gesprochen, der auch Sasuke Sarugakure in Ranma ½ (2002) synchronisierte.
Biografie[]
Lehrjahre[]
Jean-Baptiste Grenouille wurde am 17. Juli 1738 in Paris als Sohn einer Frau geboren, die an einem Fischstand in der Nähe des Friedhofs Cimetière des Innocents arbeitete. Nachdem sie zuvor nur totgeborene und halbtotgeborene Kinder zur Welt gebracht hatte, beschloss sie, ihn auf Fischabfällen zum Sterben liegen zu lassen. Seine Schreie verständigten jedoch die Behörden, die ihn in ein Waisenhaus brachten und sie wegen versuchten Kindsmordes hängen ließen. Jedoch wurde er von mehreren Ammen weitergegeben, die ihn ablehnten, weil ihm der Körpergeruch fehlte. Schließlich wurde er zu Pater Terrier gebracht, der ihn, nachdem er von dem Baby "abgerochen" wurde, in das Waisenhaus von Madame Gaillard brachte.
Da Madame Gaillard seit ihrer Kindheit nichts mehr riechen konnte und dadurch auch jegliche Gefühlsregungen verloren hatte, behandelte sie alle Kinder gleich, sodass Jean-Baptiste bei ihr überlebte, obwohl die anderen Kinder ihn mieden und sogar versuchten, ihn umzubringen. Obwohl er im Alter von fünf Jahren immer noch nicht sprechen konnte und auch sonst in seiner Entwicklung verzögert war, zeigten sich schon bald die Fähigkeiten seines überragenden Geruchssinns. So konnte Jean-Baptiste bald schon jedes Ding oder Lebewesen in seiner Reichweite ohne es zu sehen nur mithilfe seiner Nase lokalisieren und identifizieren. Dies verängstigte zunehmend nicht nur die anderen Kinder, sondern auch Madame Gaillard, die den Jungen mit acht Jahren an den Gerber Grimal verkaufte. Kurz darauf starb sie allerdings.
Bei Grimal wurde Jean-Baptistes Arbeitskraft schamlos ausgebeutet, sodass er nach einem Jahr an Milzbrand erkrankte, was für die meisten tödlich endete. Jedoch überlebte der Junge die Krankheit und er wurde für den Gerber wertvoller, weshalb dieser ihn von nun an auch öfters in wohlriechendere Viertel von Paris mitnahm. Eines Tages vernahm er in einem dieser Viertel einen Duft, der so gut roch, dass dieser Jean-Baptiste in eine Art Bann zog. Der Duft stammte von einem jungen, rothaarigen Mädchen, das Mirabellen putzte. In seinem Drang, diesen besonderen Duft zu besitzen, erwürgte Jean-Baptiste sie versehentlich, woraufhin er sie entkleidete und sie gierig abroch, bis ihr attraktiver Duft verflogen war. Dieses Ereignis löste in Jean-Baptiste die Bestimmung aus, dass er „der größte Parfümeur aller Zeiten“ werden und lernen müsse, wie man Düfte einfing und konservierte.
Um dieses Ziel zu erreichen, wurde Grenouille zum Lehrling von Baldini, einem Meisterparfümeur, der ihn von Grimal aufgrund von dessen außergewöhnlicher Nase kaufte. Er arbeitete daran, den perfekten Duft zu kreieren (obwohl er feststellte, dass weder Baldinis Maschinerie noch sein eigener Geruchssinn, der normalerweise Gerüche isolierte, auch für andere Düfte wie Glas oder Baldinis Katze, die er beim Hineinwerfen in dessen Maschine tötete, funktionierten). Obwohl Grenouille wegen der Angelegenheit zunächst depressiv wurde und sogar lebensgefährlich erkrankte, wurde er von seinem Meister ermutigt, nach Grasse zu gehen, was er nach drei weiteren Jahren Arbeit für Baldini durchführte. In der Nacht von Grenouilles Abreise stürzte Baldinis Haus plötzlich ein, ohne erkennbaren Grund und ohne dass die Leichen von Baldini und seiner Frau oder sein Vermögen gefunden wurden.
Wanderjahre[]
Während seiner Reise nach Grasse änderte Grenouille kurzfristig sein Ziel, als er die Landluft roch, die frei von Menschengeruch war. Er beschloss, sich in einer Vulkanhöhle, dem "menschenfernsten Punkt" des Landes einzunisten, wo er in der Geruchlosigkeit, die dort herrschte, die ihm bekannten Gerüche, nach Qualität ordnete. Dort war es auch, wo er schmerzlich erfahren musste, dass er selber keinen Geruch besaß. Sieben Jahre später kehrte er in die Zivilisation zurück.
Grenouille machte in Montpellier einen Zwischenstopp. Seine Behauptung, er sei sieben Jahre lang von Räubern in einem Erdloch gefangen gehalten worden, inspirierte den Wissenschaftler Marquis de la Taillade-Espinasse dazu, an ihm seine neue Erfindung zu testen. Laut seiner These schade die Erde allem Lebendigen durch schädliche Gase. Dies wollte er bei Grenouille durch die Verwendung seines „Vitalluftventilationsapparat“ kurieren. Vor der gesamten Bevölkerung Montpelliers schien er Grenouille tatsächlich zu kurieren. Jedoch lag dies nicht an seiner Erfindung, sondern an einem neuen Parfüm, welches von Grenouille extra für diese Vorführung entwickelt worden war. Wenig später erschuf er ein zweites Parfüm, das ihm menschlichen Geruch verlieh, und setzte seine Reise fort, wobei er nun den Plan fasste, mit seinen Parfüms die Menschen als eine Art Gott zu beherrschen.
Meisterjahre[]
In Grasse angekommen, vernahm Grenouille schnell den Duft eines Mädchens, welcher noch verlockender als der Duft des Mirabellenmädchens in Paris, aber laut ihm noch nicht "gereift" war, weshalb noch warten wollte, bevor er den Duft erkundete. Er nahm eine Arbeit im Parfümatelier der Witwe Madame Arnulfi an und schaffte es bald, durch erfolgreiche kleine Verbesserungsvorschläge Freiheit von der Kontrolle des Gesellen Dominique Druot zu bekommen, sodass er weiter mit dem Konservierung des Duftes der Frau experimentieren konnte, z.B. in dem er den Geruch einer jungen Frau in einem Tank zur Gewinnung von Pomaden aus Blüten zu erhalten versuchte. Jedoch schlug jeder seiner Versuche fehl.
Eines Tages gelang ihm jedoch der Durchbruch, als er eine Prostituierte erschlug, ihr die Haare abschnitt, sowohl die Haare als auch ihren noch warmen Körper mit Tierfett einschmierte und ein kompliziertes Verfahren zur Duftkonservierung anwendete. Erstmals hatte er den Duft einer Frau perfekt eingefangen. Um ein meisterhaftes Parfüm zu erschaffen, ermordete er in den folgenden Monaten mehrere weitere Mädchen.
Grenouilles Morde versetzte die Bevölkerung von Grasse in Angst und die Behörden in Ratlosigkeit. Anders als bei den meisten Tätern waren die Opfer zwar allesamt Jungfrauen (außer bei der Prostituierten), aber Sexualdelikte lagen nicht vor. Auch die abgeschnittenen Haare sorgten für Irritierung. Nachdem 24 Mädchen ermordet worden waren und der Täter von der Kirche exkommuniziert worden war, schienen die Morde aufgehört zu haben und die Bevölkerung beruhigte sich langsam wieder. Jedoch glaubte ein einziger Mann dennoch, dass der Mörder noch irgendwo lauerte und nur auf den perfekten Moment wartete. Dieser Mann war Antoine Richis, der reichste Mann der Stadt und der Vater von Laure, dem Mädchen, das lange Zeit zuvor als krönendes Opfer von Jean-Baptiste Grenouille auserkoren worden war. Um sie zu schützen, reiste Richis mit Laure auf eine Insel in ein wehrhaftes Kloster, täuschte einen anderen Fluchtweg vor und plante eine schnelle Verheiratung seiner Tochter. Jedoch scheiterte sein Plan, als Grenouille, der Laure über Kilometer roch, nachts in einen Gasthof, in dem Laure und ihr Vater übernachteten, einbrach, sie im Schlaf tötete und sich ihres Duftes bemächtigte, bevor er das Weite suchte und sein Meisterparfüm vollendete.
Jedoch hatte er dieses Mal Spuren hinterlassen und so wurde er bald darauf von den Behörden verhaftet. Grenouille gestand die Tat unter der Beteuerung, dass er die Mädchen "gebraucht" habe, woraufhin er zum Tode durch Kreuzigung verurteilt wurde. Allerdings hatte keiner bemerkt, dass Grenouille sein Meisterparfüm immer noch bei sich trug, sodass er dieses in der Kutsche, die ihn zum Henker brachte, auf seiner Haut auftrug. Der phänomenale Duft seines Parfüms sorgte dafür, dass die Menge von ihm betört wurde und in einer Art hypnotischen Rausch beteuerte, dass Grenouille niemals der Mörder sein könne, einige sahen ihn ihm sogar einen Engel. Der Duft sorgte schlussendlich dafür, dass alle Anwesenden, bis auf Grenouille, in eine wilde Orgie ausbrachen, wobei Grenouille erst mit Triumph zusah, dann jedoch in einer Mischung aus Ekel und Hass zusammenbrach und ohnmächtig wurde.
Er erwachte im Bett von Laure Richis. Ihr Vater war ebenfalls der Hypnose erlegen und plante nun, Grenouille als seinen Sohn zu adoptieren. Jedoch hatte dieser andere Pläne und stahl sich heimlich davon. Als Serienmörder der Mädchen wurde nun Grenouilles ehemaliger Vorgesetzter Dominique Druot angeklagt, da bei ihm die Beweismittel gefunden worden waren. Er gestand unter Folter und wurde bald darauf öffentlich gehängt.
Tod[]
Ernüchtert und desillusioniert wanderte Jean-Baptiste Grenouille währenddessen zurück nach Paris, zu seinem Geburtsort nahe des Cimetière des Innocents. Nachts ging er zu einer Menge an von der Gesellschaft ausgestoßenen Menschen und übergoss sich mit dem Rest seines Meisterparfüms. Wie von ihm erwartet, sahen sie ihn als Engel an, liefen ihm zu und verspeisten ihn gierig, wobei sie nur seine zerrissene Kleidung übrig ließen.
Unterschiede im Film[]
- Grenouille ist im Film deutlich emotionaler und menschlicher dargestellt als im Roman. Zudem ist er im Roman vernarbt und sein Fuß verkrüppelt.
- Das Wechseln der Ammen und Grenouilles Aufenthalt bei Pater Terrier kommen im Film nicht vor. Das Schnüffeln an der Hand des Paters wird im Film mit dem Finger eines der Waisenkinder ersetzt.
- Im Roman wird Grenouille im Alter von acht Jahren an den Gerber verkauft, im Film ist er zu diesem Zeitpunkt bereits dreizehn.
- Madame Gaillard wird im Film in einer Gasse von zwei Männern überfallen und ermordet. Im Roman stirbt sie eines natürlichen Todes.
- Die Zeit, in der Grenouille sich im Buch für sieben Jahre in die Berge zurückzieht, wird im Film als einige Monate dargestellt.
- Grenouilles Aufenthalt in Montpellier fehlt im Film.
- Im Roman beobachtet Grenouille Laure beim Spielen im Garten, im Film fährt sie in einer Kutsche an ihm vorbei.
- Grenouilles Plan, mithilfe von Laure das perfekte Parfüm zu kreieren ist im Film eher spontan, während er im Roman über Monate hinweg von ihm geplant wird.
- Am Ende des Films gibt es eine Rückblende zum Mirabellenmädchen, in der sie Grenouille freudig umarmt, anstatt vor ihm wegzulaufen.
Hintergrund[]
- Ursprünglich waren Leonardo DiCaprio und Orlando Bloom für die Rolle vorgesehen.
- Die Figur des Jean-Baptiste Grenouille inspirierte die Texte der Songs Scentless Apprentice (1993) von Nirvana und Du riechst so gut (1995) von Rammstein.