“Ich bin ein umgänglicher Mann - beinahe ein Gentleman, sagt ihr; aber dieses Mal spaße ich nicht. Dienst ist Dienst, Kameraden; ich stimme also für - Tod. Wenn ich dann im Parlament sitze und in meiner Kutsche fahre, da soll mir keiner von den Haifischen aus der Kajüte da hereingeschneit kommen wie der Teufel ins Gebet! Für jetzt sage ich: abwarten. Wenn aber die Zeit da ist, dann geht alles seinen Gang.”
— Long John Silver. (Die Schatzinsel)
John Silver, auch bekannt als Long John Silver ist der fiktive Hauptschurke aus Robert Louis Stevensons Roman Die Schatzinsel und seiner zahlreichen Verfilmungen. Silver entwickelt sich zum Antihelden im letzten Teil der Geschichte, Kapitän Silver, in der George Merry seine Rolle als Hautantagonist übernimmt.
Biographie[]
Vergangenheit[]

Kapitän Flint
Auf Grund seiner wenig vertrauenswürdigen Art sind die Details, die Silver über sich preisgibt, mit Vorsicht zu genießen. Laut eigener Aussage ist John Silver zum Zeitpunkt der Handlung 50 Jahre alt, also ca. 1707 geboren. Er dient unter Käpt'n Edward England und später als Quartiermeister auf der Walross unter dem berüchtigten Piratenkapitän Flint, wo er durch die selbe Breitseite sein Bein verliert, in der Pew erblindet. Silver blieb an Bord zurück, als Flint seinen Schatz auf der Skelettinsel versteckt hatte, wobei er die sechs Matrosen, die ihn begleiteten, tötete und ihre Leichen als Wegweiser postierten.
In Flints Diensten hat der lange John einen beachtlichen Wohlstand erreicht und war klug genug, nicht alles für ein Leben in Saus und Braus zu verprassen, wie viele der anderen Seeräuber. In Bristol hat er ein Gasthaus namens Fernrohr erworben, zusätzlich eine Frau afrikanischer Herkunft geheiratet, der er vollkommen in finanziellen Belangen vertraut.
Die Schatzinsel[]
Der alte Freibeuter[]
Nach Flints Tod in Savanna durch übermäßigem Rumgenuss, reißt dessen Steuermann Billy Bones mit der Schatzkarte aus und versteckt sich an der Küste Englands in der abgelegenden Gastwirtschaft Admiral Benbow, wo er dem Sohn des Wirts, Jim Hawkins, gegen ein Endgeld aufträgt nach Seeleuten Ausschau zu halten, vor allem nach einem Einbeinigen. Mehrere Monate vergehen, bis Flints Männer Bones aufspüren, da aber weder der Schwarze Hund noch der blinde Pew nur ein Bein haben, schöpft Jim keinen Verdacht. Ersterer versucht Bones zur Aufgabe der Karte zu überreden, Letzterer überbringt ihm auf Grund seiner Weigerung den Schwarzen Fleck, woraufhin er tot zusammenbricht. Die Hawkins' nehmen die Schatzkarte an sich, als die Piraten sich dem Wirtshaus nähern, aber heranrückende Soldaten treiben sie wieder in die Flucht, wobei Pew den Tod findet. Die Karte gerät in den Besitz von Squire Trelawney, der sich in den Kopf setzt Flints Schatz zu finden.
Der Schiffskoch[]

Silver stellt Tom Morgan zur Rede.
Der allzu gutgläubige Trelawney reist nach Bristol, um eine Mannschaft, ein Schiff und einen Kapitän aufzutreiben. Über Israel Hands macht der Squire Bekanntschaft mit John Silver, der es schafft viele von Flints Männern in die Crew zu schleußen und selbst als Schiffskoch anheuert. Während Trelawney von Silver begeistert ist, entwickelt diese eine starke Abneigung gegen den Squire.
Jim Hawkins wird mit einem Brief zum langen John verschickt, der auf Grund von Billy Bones' Auftrag einerseits misstrauisch gegenüber dem Einbeinigen ist, sich andererseits Silvers Charisma nicht erwehren kann. Im Fernrohr erblickt Hawkins den Schwarzen Hund, der die Flucht ergreift, als er erkannt wird. Um den Schein zu wahren, schickt Silver zwei seiner Männer hinterher, da er seine Zeche nicht gezahlt hat und stellt Tom Morgan zur Rede, mit dem der Flüchtige im Gespräch war. Der alte Tom behauptet nicht zu wissen, wer der Fremde war, während Silvers Männer zugeben müssen, ihn nicht erwischt zu haben. Als Silver die Flucht eines bekannten Seeräubers reumütig dem Squire gesteht, werden Jims Zweifel vollends zerstreut.
Kapitän Smollett ist alles Andere als begeistert von der Mannschaft und das jeder durch den geschwätzigen Squire bereits besser informiert ist als er selbst. Daher lässt er als Vorsichtsmaßnahme Waffen und Pulver wegschließen, sehr zum Ärger Silvers, der vom Kapitän auch prompt den Schiffsjungen Hawkins aufgedrückt bekommt.
Nach dem die Hispaniola in See gestochen ist, verkauft Silvers Frau Das Fernrohr, die Schankerlaubnis und löst seine Konten auf, um sich nach der Schatzsuche und seinem gesamten Besitz an einem geheimen Treffpunkt zu treffen. Auch Silver ist nicht müßig und hält die Crew bei Laune, sorgt dafür, dass sie hart ackern und erarbeitet sich weiter Jims Vertrauen mit vielen Geschichten über seinen Papagei, Kapitän Flint, der nach seinem alten Kapitän benannt ist. Als Schiffskoch hat er auch Zugang zum Rum, den er dem trinksüchtigen 1. Offizier Arrow zugänglich macht, bis dieser eines Nachts spurlos verschwindet.

Die Piraten werden belauscht.
Weiterhin arbeitet Silver unentwegt daran, die wenigen redlichen Seeleute auf seine Seite zu ziehen, was ihm mindestens beim jüngsten Matrosen Dick Johnson, gelingt. Was er nicht ahnt: Hawkins hat sich in der Apfeltonne versteckt, an der John lehnt und erfährt so sämtliche Pläne der Piraten. Der Einbeinige hat vor, den Schatz von den Königstreuen finden und an Bord bringen zu lassen, bevor die Meutererei beginnt. Zu Silvers Ärger wollen die Männer aber so früh wie möglich loslegen, da sie es leid sind, die disziplinierten Seeleute zu spielen. Wenngleich niemand weiß, wo sich die Schatzkarte befindet und wie man ein Schiff steuert, lassen Silvers Männer sich nicht umstimmen. In diesem Moment erreicht die Hispaniola die Schatzinsel.
Mein Landabenteuer[]
Kapitän Smollett zeigt Silver eine Kopie der Schatzkarte, wo der Standort der Beute nicht eingezeichnet ist. Der Schiffskoch lässt sich seine Enttäuschung nicht anmerken und gibt unumwunden zu, die Insel zu kennen, als er angeblich auf einem Handelsschiff gearbeitet hat. Unter einem Vorwand lässt Jim sich in die Kapitänskajüte beordern, wo er die treuen Besatzungsmitglieder über die Gefahr informiert. Sie hoffen die Meuterei so lange wie möglich hinauszuzögern, wobei sie auf Silver setzen, der das gleiche Ziel hat.

Silver tötet Tom
Mit dem Ziel in Sicht sinkt die Moral der Männer und auch Silver hat Mühe, sie zur Arbeit zu treiben, um wenigstens den Schein zu wahren. Diesem wird jedoch von Hands, George Merry und Job Anderson zur gleichen Zeit der schwarze Fleck überreicht, damit sie sofort losschlagen. Da Smollett befürchtet, ein weiterer Befehl seinerseits würde die Mannschaft zum Aufstand bewegen, gestattet er der Crew einen Landurlaub, wo Silver die Gemüter beruhigen soll. Sechs der Piraten bleiben aber an Bord, was eine Übernahme des Schiffs unmöglich macht.
Einem Impuls folgend springt Jim in eines der Beiboote und kann Silver an Land entkommen. Versteckt wird er kurz darauf Zeuge, wie der Schiffskoch einen der verbliebenen treuen Seemänner tötet, als er sich weigert bei der Meuterei mitzumachen, gleichzeitig stirbt ein Anderer durch den Rest der Mannschaft, was John aber unbekümmert lässt.
Das Blockhaus[]
Während Jim auf den ausgesetzten Ben Gunn trifft (ebenfalls einer von Flints Leuten), können die Übrigen einen der Meuterer dazu bewegen, zu ihnen überzulaufen, das Schiff verlassen und sich in Flints alter Blockhütte verschanzen.
Des Nachts bekommen die betrunkenen Meuterer Besuch von Gunn, der einen der Männer erschlagen kann, bevor Silver und der Rest reagieren können.

Silver schwört Rache
Silver kommt am nächsten Morgen, sich nun Kapitän schimpfend, mit einer Parlamentärsflagge zum Blockhaus, um zu verhandeln. Scheinheilig bezichtigt er Kapitän Smollett desertiert zu sein, weswegen man ihn aus der Not heraus zum Anführer ernannt habe, gleichzeitig warnt er, das ein solcher Hinterhalt wie in der vorherigen Nacht nicht gelingen wird. Zur Sache kommend bietet er den Getreuen an, sie lebend ziehen zu lassen, wenn sie nur den Schatz bekommen können, was Smollett jedoch kalt lässt. Um ihre Verachtung zu verdeutlichen, hilft keiner der Anwesenden dem Einbeinigen wieder hoch, der wütend und Rache schwörend abzieht. Der Angriff erfolgt rasch, bleibt aber erfolglos, Anderson und vier von Silvers Männer finden den Tod, wenngleich auch die Treugebliebenen Verluste zu beklagen haben und Kapitän Smollett verwundet wird.
Mein Seeabenteuer[]
Einem weiteren Impuls folgend schleicht sich Hawkins erneut davon und kann auf die Hispaniola zurückkehren. Mit einer Wache tot und Hands verwundet übernimmt Jim das Kommando und kann das Schiff mit Hilfe des Bootsführers verstecken, bevor er diesen in Notwehr erschießt. Weder Silver noch der Rest der Meuterer schieben anständig Wache, weswegen sie diesen Verlust vom Schiffsarzt Dr. Livesey erfahren müssen. Nun gänzlich jeder Hoffnung beraubt des Schatzes habhaft zu werden, nehmen die verzweifelten ,an Malaria erkrankten Piraten das Angebot des Doktors an: Medizin, ärztliche Behandlung, Proviant, Feuerholz, das Blockhaus und die Schatzkarte für die Meuterer im Gegenzug für freies Geleit aus der Blockhütte für die Loyalisten.
Kapitän Silver[]

Die Piraten in der Blockhütte.
Als Jim nachts ins Blockhaus zurückkehrt, trifft er dementsprechend zu seinem Entsetzen Silver und die fünf letzten Meuterer an. Silver eröffnet dem Schiffsjungen, dass er bei seinen Verbündeten durch sein Ausreißen verspielt hat, doch sieht er in ihm eine Möglichkeit seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen. Deswegen hält er seine Crew zurück, als sie Jim ans Leder wollen, für all die Male, wo er ihnen in die Quere kam, vom Ansichnehmen der Schatzkarte, bis zur Übernahme der Hispaniola. Unter der Führung George Merrys ziehen sich die Männer zur Beratung zurück. Nun allein schlägt der Schiffskoch dem Schiffsjungen vor, das sie einander beistehen: Er rettet Jim vor den Piraten und Jim bewahrt Silver später so gut er kann vor dem Galgen.
Die fünf Seeräuber überreichen ihrem Kapitän den Schwarzen Fleck und erklären ihn für abgesetzt. Der spottet über ihre Schändung einer Bibel zu diesem Zweck und prophezeit, das ihr Glück nun aufgebraucht ist. Bevor die Absetzung vollzogen ist, werden von George die Beschwerden vorgebracht, denen sich Silver stellen muss, doch er kann alle Schuld von sich weisen: Silver beschuldigt Merry und die mittlerweile verstorbenen Anderson und Hands, die Meuterei verpfuscht zu haben, da sie ihn entgegen seiner Pläne zwangen vor Bergung des Schatzes loszuschlagen. Jim ist als wertvolle Geisel unantastbar und die Meuterer selbst waren es, die Silver anflehten einen Handel mit ihren Feinden auszumachen, wodurch sie jetzt wieder Zugang zu Medizin und einem ausgebildeten Doktor hätten. Zum Schluss spielt er seinen größten Trumpf aus und präsentiert den Männern Flints Karte. George Merry wird schnell in die Schranken gewiesen und Silver wird (als besserer Mann, der den Schatz gefunden, während Merry das Schiff verloren hat) erneut zum Kapitän gewählt. Der ambitionierte George muss die Nacht über Wache halten.

Silver trifft eine Abmachung mit Jim
Am nächsten Morgen erreicht Dr. Livesey das Blockhaus, um die Piraten zu untersuchen, wobei er Alle wegen ihrer mangelnden Kenntnisse in Sachen Gesundheit tadelt. Gegen den Willen Merrys lässt Silver den Doktor mit Jim reden und muss sich (zu Recht) anhören, ein doppeltes Spiel zu treiben, um seinen eigenen Hals zu retten, doch er kann die Männer schnell wieder zum Schweigen bringen. Vor Livesey gibt Silver ein anderes Bild: uncharkteristisch ängstlich mit dem Galgen direkt vor Augen. Er wird vom Arzt gewarnt, nicht zu früh den Ort der Beute zu finden und sich auf einen Sturm gefasst zu machen. Gleichzeitig merkt er, das Jim Liveseys Angebot ausschlägt zu flüchten, um sein Wort zu halten.
Mit Jim an Long John Silver gebunden machen sich die Sieben auf, den Schatz zu bergen. Sie finden das Skelett eines von Flints ermordeten Matrosen, der als Wegweiser postiert wurde und wodurch die abergläubischen Seeräuber zunehmend nervöser werden; erst recht als eine Stimme durch den Wald hallt, die Flints Geist zugeschrieben wird. Silver will sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, kann aber seinen Männern vorerst keinen neuen Mut einimpfen. Erst als Silver darauf hinweist, das Geister kein Echo erzeugen können und schließlich Ben Gunns Stimme erkennt, setzen die Meuterer den Weg beherzt fort. Mit dem Schatz in greifbarer Nähe vergisst Silver alle vorherigen Versprechen und hofft den Schatz und das Schiff wieder in seinen Besitz zu bringen.

Die Meuterer stellen sich gegen Silver.
Wie von Dr. Livesey gewarnt, erwartet die Meuterer am Fundort der Beute eine böse Überraschung: Das Versteck ist von Ben Gunn aufgespürt und geplündert worden. Silver fängt sich als Erster und drückt Jim eine Pistole in die Hand, bevor die Wut und die Enttäuschung seiner Männer sich gegen ihn richtet; wie Jim bemerkt, hat er wieder einmal die Seiten gewechselt. George Merry übernimmt erneut die Führung und er wirft dem langen John vor, längst gewusst zu haben, das der Schatz fort ist, während die Anderen sich hinter ihm scharen. Bevor sie aber Silver und Jim zu Leibe rücken können, werden aus dem Dickicht unter Anderem von Livesey und Gunn mehrere Schüsse abgefeuert, die einen der Meuterer töten, Merry verwunden und die anderen Drei in die Flucht schlagen. Silver beendet Merrys hochfliegenden Ambitionen mit zwei Pistolenschüssen.
Für die restliche Zeit auf der Schatzinsel ist Silver ein ungeliebter Gefährte der Loyalisten, was dieser mit Gleichmut hinnimmt. Gleichzeitig rät er davon ab, die restlichen Meuterer mitzunehmen, da sie nicht vertrauenswürdig sind. Nachdem der Schatz an Bord gebracht ist werden sie mit Arznei, Munition und Proviant zurückgelassen.
Als die Hispaniola an einem Hafen anlegt, um eine neue Mannschaft für die Heimreise zusammenzustellen, nutzt Silver die Gelegenheit um mit einem Teil der Beute zu fliehen. Er ist neben Ben Gunn einer von zwei Mitgliedern aus Flints Crew ist, der einen Teil des Schatzes bekommt. Keiner seiner Gefährten hört je wieder vom langen John und Jim Hawkins, hin- und hergerissen zwischen Abscheu und Dankbarkeit für Silvers Taten, hofft, das der Einbeinige mit seiner Frau irgendwo ein behagliches Leben führt, da seine Chancen auf Behaglichkeit im nächsten Leben äußerst gering sind.
Bekannte Opfer[]
“Reize mich nicht, sonst schicke ich dich denselben Weg, den so mancher vor dir in diesen dreißig Jahren gegangen ist - der eine an die Rahe, hol mich der Teufel! Der andere über Bord, aber Fischfutter sind sie alle! Mich hat noch keiner schief angesehen, ohne dass es ihm nachher schlecht gegangen wäre, darauf kannst Du Gift nehmen, Tom Morgan.”
— Long John Silver warnt Tom Morgan. (Die Schatzi sel)
Mörder | Nummer | Opfer | Umstände |
---|---|---|---|
Long John Silver: | 1. | Tom | erstochen |
2. | George Merry | in Notwehr erschossen | |
Mörder | Nummer | Opfer | Umstände |
Indirekt: | 1. | Mr. Arrow | über Bord gegangen, nachdem Silver ihm Zugang zu Rum verschafft hat |
Die Meuterer: | 1. | Alan | ermordet |
2. | Tom Redruth | erschossen | |
3. | Richard Joyce | ||
4. | John Hunter | stirbt an einer Kopfverletzung |
Persönlichkeit[]
“Ich aber steuere einen anderen Kurs. Ich lege alles auf die Seite, manches hier, manches dort, nirgends allzuviel, damit kein Verdacht entsteht. Weißt Du, ich bin jetzt fünfzig; wenn ich von dieser Fahrt zurück bin, will ich wirklich als Gentleman leben. Wird auch höchste Zeit, sagst Du. Nun, ich habe mein Lebtag gut gelebt, habe mir nie versagt, was das Herz begehrt, habe weich geschlafen und gut gegessen, außer wenn ich zur See fuhr. Und wie habe ich angefangen? Vor dem Mast, genauso wie Du.”
— Long John Silver korrumpiert den jungen Seemann Dick Johnson. (Die Schatzinsel)

Silver baut Vertrauen auf.
John Silver zählt zu den komplexesten Figuren der klassischen Literatur. Nach außen hin gibt er sich als aufrechter und hartarbeitender Seemann, der mit seinem Charisma schnell viele Menschen für sich gewinnen kann, vom Schiffsjungen bis zum Kapitän. Für jeden hat er ein freundliches Wort, witzige Geschichten und Lieder parat.
Wie Jim Hawkins zu seinem Entsetzen feststellen muss, verbirgt diese Fassade einen hinterhältigen, egoistischen und gierigen Charakter. Voller Wut muss er miterleben, wie Silver einen Matrosen mit den gleichen schmeichlerischen Worten zur Meuterei korrumpiert, mit denen er auch Jim einwickeln konnte.
Selbst nachdem seine wahre Natur zum Vorschein kommt, kommen die Königstreuen nicht umhin, Silver widerwillig zu respektieren. Silver ist einerseits gefährlicher als seine Crew, andererseits nicht ganz so blutrünstig und dafür vernünftigen Argumenten gegenüber offen. Er ist bei weitem der Intelligenteste der Piraten und viel vorrausschauender. Sein ursprünglicher Plan sieht vor, den Schatz zu finden, an Bord zu schaffen und dann erst zuzuschlagen, dass scheitert aber an der Gier und Ungeduld seiner Kameraden.
Silver ist ein Opportunist, der vorrangig sich selbst dient. Nachdem die Meuterei schief gegangen ist, hält der lange John Jim als Geisel und macht mit ihm aus, das sie einander beistehen, damit er einen Fürsprecher hat, wenn der Galgen droht. Kaum ist der Schatz aber zum Greifen nah, sind diese Versprechen wieder schnell vergessen und werden, wie Jim anspricht, erst wieder nützlich, als die Seeräuber den Fundort des Schatzes geplündert vorfinden. Am Ende ist Silver nicht bereit die mildere Strafe für seine Verbrechen zu akzeptieren und er macht sich mit einem Teil der Beute davon. Sein Opportunismus spiegelt sich am Besten in seinem Verhältnis zu Dick Johnson wieder. Anfangs schmeichelt Silver dem jungen Matrosen und lobt ihn in den höchsten Tönen, um ihn auf seine Seite zu ziehen, am Ende ist Dick genauso dem Spott und der Hähme des Schiffskoch ausgeliefert wie der Rest, vor allem nachdem er eine Bibel zerstört, um Silver den Schwarzen Fleck zu überreichen. Im Verlauf der Schatzsuche verschlechtert sich Dicks Gesundheitszustand zunehmend und am Ende wird er auf Ratschlag Silvers auf der Schatzinsel zurückgelassen.
Der lange John ist ein geübter Lügner, der Squire Trelawney weißmachen kann, er habe sein Bein im Dienst in der Royal Navy unter Admiral Edward Hawke verloren. Selbst nachdem jedem seine verbrecherische Natur klar geworden ist, zieht er das Lügen vor. Bei der ersten Begegnung mit dem Kapitän nach Beginn der Meuterei, gibt er tatsächlich Smollett die Schuld dafür, da dieser vor der Crew "desertiert" sei und der Schiffskoch nur als Ersatz zum Kapitän bestimmt wurde.
Silver ist sehr arrogant, der auf sämtliche seiner Zeitgenossen herab schaut. Die Piraten verachtet er für ihre Verschwendungssucht und Ungeduld, die ihn in mehr als einer Hinsicht den Schatz kostet. Somit hat er auch keinerlei Gewissensbisse, sie ihrem Schicksal zu überlassen oder sie zu töten, wenn sie für seine Interessen eine Gefahr darstellen. Besondere Abneigung hegt er gegen den Auftraggeber des Unternehmens, Squire John Trelawney, dem er im Zuge der Meuterei mit eigenen Händen "seinen Kalbskopf abreißen" will, wohingegen der Squire von Anfang an nichts als Hochachtung für den Einbeinigen hat. Die Männer, die Silver laut eigener Aussage respektiert, wie Kapitän Smollett, Dr. Livesey und Jim, sind dennoch nicht davor gefeit von ihm ausgenutzt und betrogen zu werden. Gleichzeitig erwartet der Rädelsführer trotz allem mit Respekt behandelt zu werden und wird tobsüchtig wenn ihm dieser verwehrt wird. In seinem Zorn zeigt er sein wahres Gesicht und schwört ein grausames Ende für alle, die ihm verwehren, was er will.
Sein Temperament ist es auch, die den langen John zu einem sehr gefürchteten Mann machen, vor dem, laut Silver, selbst der berüchtigte Kapitän Flint schon Angst hatte. Fünf erwachsene Männer wagen es nicht sich gegen ihn zu stellen und Ben Gunn lässt ihn am Ende aus Angst einfach laufen. Silver selbst ist fast gänzlich ohne Furcht und steht seinen Mann gegen fünf Erwachsene, die bewaffnet und voller Zorn sind, mit einzig dem siebzehnjährigen Schiffsjungen Jim auf seiner Seite. Einzig die Aussicht gehängt zu werden, erfüllt ihn mit Furcht. Trotz seiner Beeinträchtigung kann er rasch zuschlagen und ist kräftig genug einem gesunden Mann das Rückgrat zu brechen. Vor allem, das er oft unterschätzt wird, gereicht ihm zum Vorteil. Andere kann er sich durch seine Manipulation vom Hals schaffen, wie im Fall Mr. Arrows.
Ein seltener Wesenzugs unter Piraten ist seine Sparsamkeit. Während seine Kameraden nur von Tag zu Tag leben und ihren Reichtum für ein amüsantes Leben verschwenden, ist Silver schlau genug, seinen Wohlstand anzulegen und auch das nicht an einem Ort, sondern überall ein bisschen, sodass es den Behörden nicht auffällt. Zusätzlich setzt er sein Vertrauen nicht nur in eine Frau, sondern obendrein in eine Nichteuropäerin, was in der damaligen Zeit wohl noch seltener ist. Diese ermöglicht es ihm auf all seinen Besitz weiterhin zuzugreifen, nachdem eine Rückkehr nach England auf Grund seiner Verbrechen unmöglich geworden ist. Während Piraten selten jemanden über den Weg trauen, glaubt Silver seine Angelegenheiten bei ihr in guten Händen, da er im Ruf steht gnadenlos mit jenen abzurechnen, die ihn betrügen wollen.
Trotz seiner Vorraussicht und Sparsamkeit ist Silver nicht weniger dienstvergessen als der Rest seiner Männer, kaum das die Scharade vorbei ist. Während die Seeräuber eines Nachts ihren Rausch ausschlafen, kann Benn Gunn einen von ihnen ermorden. Aus dem Vorfall lernen sie nichts, denn in der darauffolgenden Nacht schlafen wieder alle, als Jim die Hispaniola unter seine Kontrolle bringt.
Verfilmungen[]
Film | Jahr | Schauspieler | Synchronsprecher |
---|---|---|---|
Die Schatzinsel | 1934 | Lionel Barrymore | ??? |
1950 | Robert Newton | Eduard Wandrey | |
1966 | Ivor Dean | Alf Marholm | |
1971 | Ron Haddrick | Herbert Weicker | |
1972 | Orson Welles | Fritz Tillmann | |
1990 | Charlton Heston | Holger Hagen | |
Die Rückkehr zur Schatzinsel | 1996 | Boris Wosnjuk | Jochen Striebeck |
Muppets – Die Schatzinsel | 1996 | Tim Curry | Thomas Fritsch |
Die Schatzinsel | 1999 | Jack Pallance | Eric Schumann |
Movie Toons | 2002 | ??? | Tilo Schmitz |
Der Schatzplanet | 2002 | Brian Murray | Jochen Striebeck |
Die Schatzinsel | 2007 | Gérard Jugnot | Jürgen Kluckert |
2012 | Eddie Izzard | Thomas Nero Wolff |
Galerie[]
Trivia[]
- Long John Silver ist der Archetyp des fiktiven Piraten mit einem Papagei auf der Schulter als Begleiter und einem Holzbein.
- Laut dem Autor von Die Schatzinsel, Robert Louis Stevenson, ist John Silver von seinem Freund William Ernest Henley (*1849, † 1903) inspiriert, einem britischen Autor.
- Auch Hector Barbossa benennt seinen tierischen Begleiter, den Affen Jack, höhnisch nach seinem einstigen Kapitän.