Kras ist ein Schurke aus dem Star Trek-Universum. Erstmals in Erscheinung trat er in der 1966-69 produzierten Science-Fiction Fernsehserie Raumschiff Enterprise (Star Trek) als Hauptantagonist der Episode Im Namen des jungen Tiru (engl. Original Friday’s Child).
In der zweiten Hälfte der 2260er Jahre wird der verschlagene Unterhändler im Auftrag des Klingonischen Empires auf den Planeten Capella IV entsandt, um die Schürfrechte an dem seltenen Mineral Topalin für das Reich zu sichern, das unerlässlich für den Betrieb der Lebenserhaltungssysteme interstellarer Raumschiffe ist.
Dabei gerät er jedoch mit dem berühmt-berüchtigten Captain Kirk und den leitenden Offizieren der USS Enterprise von der verfeindeten Föderation der Vereinten Planeten aneinander, die ebenfalls einen Vertrag mit den Capellanern über den Topalinabbau schließen wollen.
Um sein Ziel zu erreichen ist Kras jedes erdenkliche Mittel recht und offenbart dabei ein überdurchschnittliches Geschick in puncto Eloquenz, kombiniert mit einer ausgesprochen verschlagenen und mörderischen Natur.
Dargestellt wurde der hintertriebene klingonische Offizier vom US-amerikanischen Schauspieler Tige Andrews (*1920; †2007).
In der deutschen Synchronfassung wurde er von Frank Engelhardt (*1945) gesprochen.
Charakterbiographie[]
Mission auf Capella IV[]

Kras ist vor den Sternenflottenoffizieren bei den Capellanern eingetroffen.
Als Angehöriger des diplomatischen Corps der Streitkräfte des Klingonischen Empires wurde Kras auf den Planeten Capella IV nahe der Neutralen Zone entsandt. Dort soll er mit Akaar, dem Hohen Tiru der Capellaner und obersten Anführer der Zehn Stämme, die Rechte über den Abbau des Minerals Topalin aushandeln, welches ein unerlässlicher Bestandteil für die Inbetriebhaltung der Lebenserhaltungssysteme an Bord warpfähiger Raumschiffe ist.

Kras setzt bei seinen Verhandlungen auf Schmeicheleien und leere Versprechungen.
Einen überaus starken Fürsprecher findet Kras in Maab, einem ebenso charismatischen wie ehrgeizigen und starken jungen Krieger. Die Überredungsarbeit des wortgewandten Klingonen wird allerdings jäh unterbrochen, als eine Gesandtschaft der Föderation der Vereinten Planeten auf Capella IV landet. Das Landungsteam unter dem persönlichen Kommando von James T. Kirk, dem Captain des legendären Raumschiffs Enterprise will sich ebenfalls die Topalin-Schürfrechte sichern.

Kras gerät mit Captain Kirk aneinander.
Mit sicherem Instinkt für die Schwächen seiner Konkurrenten, schiebt Kras sich demonstrativ in die erste Reihe nach vorne, sowie die Erdlinge sich auf die Planetenoberfläche hinunter gebeamt haben. Einen unerfahrenen jungen Angehörigen des Sicherheitsdienstes kostet dies umgehend das Leben, als dieser beim Anblick “eines Feindes“ im Reflex seinen Phaser zückt, woraufhin er umgehend von den Capellanern für die Verletzung ihres Gastrechtes mit einer Kligat genannten Wurfwaffe getötet wird.
Blutige Verhandlungen[]

Kras versucht, den neuen Tiru Maab in seinem Sinne zu beeinflussen.
Unter den Augen von Tiru Akaar wetteifert Kras mit Captain Kirk um die Vorteile, die die verfeindeten Fraktionen jeweils den Capellanern zu bieten haben. Hierbei äußert er sich voll Abscheu über die humanitäre Gesinnung der Menschen und ihre “Schulen, die den capellanischen Kindern fremde Lebensweisen aufzwingen wollen“ und über die “Pillen und ekligen Wässerchen für die Kranken“, welche die Föderation zu bieten hat. Kras rückt dabei betont die Gemeinsamkeiten zwischen seinem eigenen Volk und den Capellanern in den Vordergrund, gemäß denen Alte und Kranke getrost sterben sollen, um den Starken das fortleben zu ermöglichen.

Kras muss erkennen, dass Maab sich nicht so leicht lenken lässt, wie er dachte.
Während Akaar nicht überzeugt ist, ergreift Maab eindeutig Partei für Kras und stellt offen die Führung des Tiru infrage, was alsbald zu einer blutigen Auseinandersetzung zwischen den Kriegern des Nomadenvolkes anschwillt. Im Zuge des Chaos dieses Bürgerkrieges versucht Kras verzweifelt nach seinen Waffen zu stöbern, die er genau wie die Menschen als Geste des Respekts gegenüber ihrer Gastgeber abgeben musste. Gerade als der Klingone mit Captain Kirk aneinandergerät, platzt Maab herein und verkündet Akaars Tod und, dass er von nun an der neue Hohe Tiru der Zehn Stämme ist.
In einer furiosen Aktion gelingt Kirk zusammen mit Commander Spock und Schiffsarzt McCoy die Flucht aus dem Lager, wobei sie Eleen, die hochschwangere Witwe Akaars mit sich nehmen, die gemäß der capellanischen Tradition gemeinsam mit ihrem noch ungeborenen Kind sterben muss, um die Herrschaftsansprüche des neuen Tiru nicht zu untergraben.
Auf der Jagd[]

Kras schließt sich der Jagd auf die Sternenflottenoffiziere an.
Kras schließt sich kurzerhand dem frischgebackenen Tiru und seinen Kriegern an, um Jagd auf die lästigen Sternenflottenoffiziere zu machen, die seine gesamte diplomatische Mission durcheinandergebracht haben. Während er die Flüchtigen verfolgt, spielt unterdessen sein Schiff im Orbit um Capella IV ein gefinkeltes Katz-und-Maus-Spiel mit der Enterprise, damit diese zu beschäftigt ist, um ihren Kameraden zu Hilfe eilen zu können.

Kras tötet einen verwundeten Capellaner.
Während er und die Gruppe Krieger die Flüchtenden verfolgen, lösen diese in einer Schlucht einen Steinschlag aus, dem der eine oder andere Capellaner zum Opfer fällt. Unter den Verwundeten befindet sich auch jener Krieger, der einen der Handphaser der Erdlinge in Verwahrung genommen hat. Kras nutzt die Gunst des Augenblicks und ermordet den wehrlos am Boden liegenden mit seinem Dolch und nimmt die Strahlenwaffe an sich.

Kras misstraut Eleens Beteuerung, die Fremden getötet zu haben.
An einem schmalen, unwegsamen Pfad, der sich zu einer Höhle hinaufwindet, endet schließlich die Jagd. Die Sternenflottenoffiziere können ihre Verfolger bis auf weiteres mit selbstgebauten Pfeilen und Bögen auf Abstand halten, was unter den Kriegern für Verwirrung sorgt, zumal in ihrer Kultur jene Art von Distanzwaffen bisher gänzlich unbekannt war.
Ende der Diplomatie[]

Kras lässt seine schmeichlerische Maskerade fallen.
Bald darauf kehrt Eleen, die mit der Hilfe von Dr. Leonard McCoy mittlerweile entbunden hat, zu den Capellanern zurück. Um ihren neugeborenen Sohn zu schützen, behauptet sie Maab gegenüber nun, sie habe die Fremden und das Kind getötet und sei nun bereit, gemäß der Bräuche ihres Volkes ebenfalls zu sterben.

Kras vaporisiert Maab mit dem erbeuteten Phaser.
Der neue Tiru schenkt ihr Glauben, Kras jedoch ist misstrauisch und macht sich daran, zu der Höhle hinauszustürmen, um die Leichen mit eigenen Augen zu sehen. Die Empörung der Capellaner quittiert er, indem er den geraubten Phaser zückt, um sie in Schach zu halten. Während Maab nun zu erkennen beginnt, was der klingonische Gesandte von Begriffen wie Ehre und von gegebenem Wort hält, lässt Kras seine diplomatische Fassade endgültig fallen.

Kras wird von einem Kligat getroffen...
Unvermittelt wird er von einem von Kirks Pfeilen am Bein verwundet, kann jedoch Eleen als Geisel nehmen, ehe sie ihm in dem Augenblick der Unachtsamkeit die Waffe abnehmen konnte. Nachdem er zudem einen ihrer Krieger vaporisiert hat, verhöhnt er die Capellaner ob ihrer “primitiven Wurfgeschosse“ voll beißender Verachtung und droht, sie alle mit seinem Phaser zu vernichten.

... und bricht tödlich verwundet zusammen.
Maab, der einsieht, dass es ein folgenschwerer Fehler war, sich mit Kras einzulassen, schenkt Eleen als Tiru der zehn Stämme das Recht weiterzuleben und opfer sich selbst, um den Klingonen aufzuhalten. Als er sich Kras zum offenen Kampf stellt, vaporisiert ihn dieser mit einem weiteren Strahl des Handphasers.
Genau in jener Sekunde der Ablenkung, wirft ein anderer capellanischer Krieger sein Kligat, welches sich mit der rasiermesserscharfen, gebogenen Schneide tief in die Brust des Klingonen bohrt. Mit einem letzten schmerzerfüllten Aufschrei, bricht der tödlich getroffene Kras zusammen.
Erscheinungsbild & Persönlichkeit[]

Tige Andrews als Kras in seiner klingonischen Uniform der 2260er Jahre.
Kras ist ein männlicher Klingone um die Vierzig mit, nach menschlichen Maßstäben, durchschnittlicher Körpergröße. Er hat schütteres dunkles Haar, das in die breite, hohe Stirn frisiert ist, intensiv blickende dunkle Augen unter dichten Brauen, eine markante, fleischige Nase und einen schmallippigen, breiten Mund. Seine kantige Kinnpartie wird von einem kurzgeschnittenen Lincoln-Bart bedeckt.
Im Gegensatz zu “modernen Klingonen“ weist Kras, wie alle Vertreter seiner Spezies aus der Raumschiff Enterprise-Ära keinen Knochenkamm auf der Stirn und keine lange wilde Haarmähe auf. Während dies filmhistorisch den budgetären Einschränkungen der Serie geschuldet ist, ist die Star Trek-geschichtliche Erklärung, dass er ein Abkömmling jener Klingonen ist, deren charakteristisches Äußeres infolge einer Infektion mit dem Qu'Vat-Virus drastisch verändert und menschenähnlicher wurde. Der Virus entstand etwa hundert Jahre zuvor infolge eines Fehlers bei dem Versuch, genetisch aufgewertete Superkrieger zu erschaffen.
Wie alle Krieger der klingonischen Streitkräfte der 2260er Jahre trägt Kras eine Uniform bestehend aus einem schwarzen Rollkragen-Shirt mit zwei goldfarbenen knopfähnlichen Rangabzeichen auf Schlüsselbeinhöhe und darüber eine ärmellose Tunika aus feingearbeitetem Panzergewebe. Dazu schwarze Hosen, die ebenfalls aus einer Art mattglänzendem, gepanzertem Netz-Material bestehen, sowie kniehohe Stiefel aus schwarzem Leder. Um die Hüfte ist ein schwarzer Ledergürtel geschlungen, dessen Schließe die Form eines Parallelogramms mit sechs gleichmäßig angeordneten Knöpfen darauf aufweist.

Stuntman Jay Jones als Kras im letzten Augenblick ehe er von dem capellanischen Kligat durchbohrt wird.
Für klingonische Verhältnisse ist Kras eine ausgesprochen heimtückische und hinterhältige Natur. Bei direkten Konfrontationen wirkt er eher zurückhaltend und beinahe schon ängstlich, zudem verlässt er sich weniger auf seine Muskeln, sondern vielmehr auf sein manipulatives Redetalent und seine unbestreitbar vorhandene Eloquenz. Obgleich er im Ernstfall auch nicht vor Waffengebrauch halt macht, greift er selten direkt an, sondern schlägt zumeist überraschend und hinterrücks zu.
Während seiner Verhandlungen mit den Capellanern gibt er sich zunächst respektvoll und verweist mehrfach auf die kulturellen Gemeinsamkeiten zwischen ihrem Volk und den Klingonen. Als es jedoch für ihn an der Zeit ist, die schmeichelnde Fassade aufzugeben, offenbart er seine schiere Verachtung für ihre “primitive“ Nomadenkultur. Sein gesamter diplomatischer Auftrag ist im Grunde ein einziger großer Betrug, denn Kras soll um jeden Preis die Topalin-Schürfrechte für sein Empire beschaffen und wenn nötig gerne auch mit der geballten Macht der Klingonischen Flotte.
Hätte er mit seiner Mission Erfolg gehabt, ohne, dass Captain Kirk und seine Leute ihm in die Quere kommen, so hätte er vermutlich alles versprochen, nur um im Anschluss mit einer Streitmacht nach Capella IV zurückzukehren, die stolzen Krieger der Zehn Stämme brutal zu unterwerfen und sie als Bergarbeitersklaven zu zwingen, ihre Bodenschätze für die klingonischen Besatzer aus den Eingeweiden ihrer Berge zu holen.
Auftritte[]
Film & Fernsehen[]
- 1967: Raumschiff Enterprise (Star Trek): Im Namen des jungen Tiru (engl. Original Friday’s Child) – Elfte Episode der zweiten Staffel; gedreht von Joseph Pevney nach dem Drehbuch von D. C. Fontana.
Erstmals in deutscher Übersetzung ausgestrahlt wurde die Folge im Februar 1988. 2009 wurde die Episode gemeinsam mit der kompletten Serie restauriert und in einer ungekürzten, Digitally Remastered-Version mit verbesserten visuellen Effekten auf DVD und BluRay veröffentlicht.
Wissenswertes[]
- Kras wird in der kompletten Episode nicht einmal namentlich angesprochen und lediglich als “Klingone“ bezeichnet. Seinen wirklichen Namen erfährt das Publikum erst im Abspann der Folge.
- In einer verpatzten Szene, in der Kras das Zelt des Tiru nach seinen Waffen durchstöbert, entfährt ihm ein erschrockenes “Oh, Shit!“, als Kirk-Darsteller William Shatner zu früh ins Zelt stolpert. Diese Sequenz aus den “Star Trek Bloopers & Outtakes“ ist mittlerweile auf YouTube zugänglich.
- Eleen, die Witwe des ursprünglichen Tiru, welche Kras zwischenzeitlich als Geisel nimmt, wurde von Julie Newmar gespielt, die in der ebenfalls aus den 1960er Jahren stammenden Kultserie Batman die laszive Superschurkin Catwoman verkörpert hatte.
- Während die Außenaufnahmen im Vasquez Rocks-Naturpark gedreht wurden, stiegen die Temperaturen auf über vierzig Grad Celsius an, was die Arbeit für Kras-Darsteller Andrews und die übrige Crew überaus anstrengend und unkomfortabel werden ließ; insbesondere für die Schauspieler der Capellaner, die bis zum Hals in schweren, teilweise pelzbesetzten Kostümen steckten.
- Die Episode, in der Kras seinen großen Auftritt hatte, weist einen besonderen Fan-Moment in der Geschichte von Star Trek auf: Zum ersten Mal waren sämtliche Kommandocrew-Mitglieder der USS Enterprise – Kirk, Spock, McCoy, Scott, Uhura, Sulu & Chekov – gemeinsam in derselben Szene auf dem Bildschirm zu sehen.
- Tige Andrews war ein enger Freund von Ernst Stavro Blofeld-Darsteller Telly Savalas, der den legendären 007-Schurken 1969 in Im Geheimdienst Ihrer Majestät gespielt hatte.
- Die Kostüme der Capellaner, mit denen Kras verhandelt, waren nicht eigens für die Folge geschneidert worden, sondern wurden aus dem Fundus der Universal-Studios angemietet. Ursprünglich wurden sie für die Science-Fiction-Serie Flash Gordon von 1936 angefertigt.
- In einigen actionreicheren Einstellungen wurde Kras-Darsteller Tige Andrews vom Stuntman Jay Jones (*1943) gedoubelt, wie beispielsweise in der Sterbeszene des Klingonen, in der er von dem capellanischen Kligat tödlich getroffen wird. Am auffallendsten ist hierbei, dass der Stuntman im Gegensatz zu Andrews eher schütterem Haarschopf volles, dichtes Haupthaar hat.
Jones sprang im Laufe der Serie zudem häufig als Stuntman für James Doohan als Chefingenieur Montgomery “Scotty“ Scott ein.
- Andrews verdankte seine Besetzung als Klingone Kras seinem guten Freund William Shatner. Als ein geeigneter Darsteller für den Bösewicht gesucht wurde, empfahl Shatner ihn dem Regisseur der Episode, Joseph Pevney, der von Tige Andrews sofort begeistert war. Pevney fand, dass Tige Andrews “tatsächlich aussah wie ein Klingone“ (“Tige looked like a Klingon“; The Star Trek Interview Book von Allan Asherman, 1988).
- Schon bevor er als Kras besetzt wurde, war Tige Andrews von der Fernsehserie angetan und zögerte nicht, als man ihm die Rolle des durchtriebenen Klingonen angeboten hatte. In einem Interview für Ausgabe 138 des Starlog-Magazins sagte er: “Ich bin richtig in die Rolle eingetaucht […] Ich erinnere mich vor allem daran, dass ich mich wie jemand anderes gefühlt habe während der Dreharbeiten. Der Part hat Spaß gemacht.“ ("I was very much into the role […] I particularly remember feeling more like 'someone else' during the filmmaking. It was a fun part.")