“Nach den Büchern, die ich für meine Arbeit gelesen habe, sind Sie das Ungeheuer, Mr. Dussander. [...] Sie haben sie in die Öfen geschickt, nicht ich. Bevor Sie kamen, waren es in Patin zweitausend am Tag, danach dreitausend, dreitausendfünfhundert, als die Russen kamen und Ihnen das Handwerk legten. Himmler nannte Sie einen Produktionsfachmann und verlieh Ihnen einen Orden.”
— Todd Bowden zu Dussander (Der Musterschüler)
Kurt Dussander ist ein fiktiver Schurke und einer der beiden Hauptfiguren (neben Todd Bowden) in Stephen Kings Novelle Der Musterschüler (1982) und der dazugehörigen Verfilmung aus dem Jahr 1998, in der er von Sir Ian McKellen dargestellt und von Erik Schumann (*1925, †2007) synchronisiert.
Biographie[]
Vergangenheit[]
Kurt Dussander wird im Frühjahr oder Sommer 1898 in Deutschland geboren und dient im zweiten Weltkrieg in verschiedenen Konzentrationslagern. Von Januar bis Juni 1943 arbeitet er in Bergen-Belsen, danach ein Jahr als stellvertretender Lagerkommandant in Ausschwitz, bevor er als Kommandant des fiktiven Lagers Patin traurige Berühmtheit erlangt. Laut eigenen Angaben (als Teil seiner Hintergrundgeschichte für seine neue Identität) war er für Hitler, weil dieser die Arbeitslosigkeit in Deutschland beendete.
Unter seine Leitung stieg die Anzahl der Mordopfer in Patin um 75 Prozent, wofür er von Reichsführer SS Heinrich Himmler ausgezeichnet wurde. Zu den insgesamt 700000 Toten zählen unter anderem Ruth Heisel und ihre beiden Töchter. Dussander wusste, wie man den Gefangenen Informationen über Schmuggel oder geplante Revolten entlockte; den Hungernden wurde der Mund wässrig gemacht mit einem im Hintergrund brodelnden Lammragout, ohne das es ihnen je versprochen wurde. In dieser Zeit entwickelte er sich zu einem geschickten Fälscher, wenn er wertvolle Schmuckstücke der Juden selber behalten wollte, anstatt sie nach Berlin zu schicken.
Während sich das Kriegsgeschick gegen Deutschland wendet und die Ostfront zusammenbricht, will Dussander so viele Zeugen wie möglich beseitigen, damit nie jemand seine Verbrechen aufdecken kann. Am Ende kann er erfolgreich der Verhaftung entgehen und sich nach Buenos Aires absetzen.
Für den berüchtigten „Bluthund von Patin“ beginnt ein Leben auf der Flucht. Er lebt unter anderem in Südamerika und drei Jahre auch in Rom. Er schließt sich anderen geflohenen Kameraden an und kann gut von dem Ertrag von Mineralien und Erzen leben. Von einem Bänker lässt Dussander vor 1948 unter falschen Namen in Maine ein paar Aktien kaufen, von deren Dividende er später leben kann. Von 1950 bis 1952 lebt Dussander in Mexiko City, danach verliert sich seine Spur. Vor Fidel Castros Machtübernahme arbeitete er als Hausmeister in einem Hotel in Havanna, bis ein israelischer Agent ihn dort aufspürt. Nur knapp kann er erneut entkommen. Wie der Rest der Welt verfolgt er 1960 die Verhaftung Adolf Eichmanns und ist entsetzt über dessen Hinrichtung zwei Jahre später, obwohl dieser, laut Dussanders bescheidener Meinung, ein alter unpolitischer Mann ist und für niemanden mehr eine Gefahr darstellt. Sizilianer stellen ihm daraufhin eine neue Identität aus. 1965 ist Dussander wieder in West-Berlin, wo er wieder fast erwischt wird. Laut eigenen Angaben war er verrückt nach Deutschland zurückzukehren.
Wohin er auch flieht, überall glaubt Dussander von ehemaligen Insassen erkannt zu werden. Im Winter 1964 steht er lange in Westdeutschland im Stau und muss die Blicke eines anderen Autofahrers ertragen, der ihn endlos lange anstarrt, bis der Verkehr sich endlich wieder in Bewegung setzt. Kurz darauf verlässt er Deutschland für immer. Auch in Rom leidet er unter seinem Verfolgungswahn. In einem Café ist ein Mann, der ihn anstarrt. Ähnliches geschieht ihm im Hotel, als eine Frau nur ihn beobachtet, anstatt ihre Zeitschrift zu lesen und in einem Restaurant, wo ein Kellner mit seiner Aufmerksamkeit eher bei ihm ist als bei allen anderen Gästen, die er bedient.
Erst seit er in Amerika lebt kann Dussander seine Paranoia überwinden. In Santo Donato, einem Vorort L.A.s in Kalifornien, führt er ein zurückgezogenes und unauffälliges Leben. Er geht regelmäßig ins Kino und trinkt Abends bis zur Besinnungslosigkeit, aber jedes Mal, wenn er glaubt erkannt worden zu sein, kann er sich beruhigen und einreden, mit einem Großvater verwechselt worden zu sein.
Von ihm unbemerkt wird Dussander im Mai 1974 tatsächlich erkannt. Todd Bowden, ein Nachbarsjunge, der vor kurzem eine morbide Faszination mit den Verbrechen der Nationalsozialisten entwickelt hat, denkt jedoch nicht daran, den Kriegsverbrecher den Behörden auszuliefern. Stattdessen fängt er an ihn heimlich zu beschatten, Fotos von ihm zu schießen und er nimmt von Dussanders Briefkasten dessen Fingerabdrücke ab, bis er sich seiner Sache vollkommen sicher ist.
Rolle in der Novelle[]
Im Juli konfrontiert Todd den angeblichen Arthur Denker mit seiner Erkenntnis. Dieser protestiert anfangs vehement, kann jedoch Todd nicht überzeugen. Auch auf den Bluff die Polizei zu rufen fällt der Junge nicht rein. Schließlich bekennt sich Dussander zu seiner Vergangenheit und ist entsetzt, wie Todd hinter sein Geheimnis gekommen ist. Dussander beschwört, das er das unscheinbare einsame Leben eines Rentners führt und die Vergangenheit vergessen will. Weder das, noch seine Rechtfertigungen, politischen Ansichten oder Angst vor Enttarnung interessieren Todd: Er will alle Details über Dussanders Verbrechen aus erster Hand hören, andernfalls zeigt er ihn an. Dussander, der von Anfang an ahnt, dass es sich Erpressung handelt, muss sich widerwillig fügen. Von da an besucht Todd Dussander täglich und erfährt alles über die Geschehnisse in Patin, von Uniformen bis hin zu Versuchungen mit einem experimentellen Giftgas, namens Pegasus. Seinen stolzen Eltern gegenüber gibt Todd vor dem angeblich sehschwachen alten Mann vorzulesen.
Die unheilvolle Beziehung zieht sich die nächsten Monate fort und fordert von Beiden ihren Tribut: Sie werden von Albträumen geplagt, was Todds Konzentration schadet und wodurch die Zensuren des einstigen Musterschülers schlechter werden. Dussander hingegen trinkt und raucht sogar noch mehr als üblich. Zu Weihnachten treibt Todd sein Spiel noch weiter: Er schenkt Dussander eine SS-Uniform und zwingt ihn, sie zu tragen. Todds Exerzierbefehlen folgend findet Dussander schnell wieder in die Rolle des disziplinierten Soldaten und ist kaum zu stoppen. Zum ersten Mal bekommt es Todd mit der Angst zu tun und er verliert die Kontrolle über den alten Mann.
Im Januar 1975 sieht sich Todd mit den Konsequenzen seiner Aktion konfrontiert: Allen Beteuerungen seinen Eltern gegenüber zum Trotz sind seine Noten komplett in den Keller gefallen und er fängt an, seine Zeugnisse zu fälschen. Im Februar gehen ihm die Ausreden aus Mr. Denker seinen Eltern vorzustellen und dieser verbringt zum ersten Mal seit 9 Jahren einen Abend außer Haus; eine willkommene Abwechslung für den vereinsamten Mann. Dussander spielt seine Rolle perfekt und macht einen guten Eindruck auf die Bowdens, was Todd ziemlich missfällt. Dussander jedoch gibt ihm zu verstehen, dass er jetzt ebenfalls etwas gegen den Jungen in der Hand hat, da dieser sich willentlich mit einem gesuchten Kriegsverbrecher abgegeben hat.
Dussanders Alpträume verschlimmern sich. In ihnen wird er von rachsüchtigen Juden in einem Dschungel verfolgt, während das rettende KZ immer weiter in die Ferne rückt. In seinem Stress fängt er wieder an Selbstgespräche zu führen, wie er es in den letzten Kriegstagen tat. Zwar weiß er, dass die Erpressung des Jungen ihm schwer zu setzen, gleichzeitig genießt Dussander es über die Vergangenheit zu reden und die unliebsame Gesellschaft Todds ist ihm lieber als gar keine Gesellschaft. Um sich zu beruhigen zieht er die SS-Uniform wie einen grotesken Pyjama an. Bald jedoch reicht das nicht mehr und er tötet streunende Katzen und einen Hund aus dem Tierheim. Früh fragt er sich, wie lange das Töten von Tieren wohl noch reicht, um seine Dämonen zu besänftigen.
Dussander sind Todds Schwierigkeiten nicht entgangen, da dieser blasser und abgemagerter ist als noch im Sommer ihres Kennenlernens. Somit ist er wenig überrascht, als Todd ihm das Ausmaß seiner Probleme präsentiert; Todds Zensuren sind so schlecht, dass er droht sitzen zu bleiben, weswegen der Vertrauenslehrer Edward French das Gespräch mit Todds nichtsahnenden Eltern sucht. Während der Junge Dussander für seine Probleme verantwortlich macht (ungeachtet dessen, das er den Alten dazu gezwungen hat, ihm all die Gräueltaten zu erzählen) hat dieser die Lösung parat: Er selbst wird als Todds Großvater posieren, damit die Bowdens nichts von Todds mangelnder Leistung mitbekommen.
Dussander tischt French eine Geschichte über Eheprobleme der Bowdens auf, die der Grund für die ungenügenden Schulleistungen ihres Sohnes sind, ausgelöst durch Dicks Überarbeitung und Monikas übermäßigen Alkoholkonsum. Um zu verhindern, das Todd eine Karte erhält, die die Eltern über seine wahren schulischen Leistungen informiert, bittet Dussander um etwas Zeit, das er den fehlenden Unterrichtsstoff aufholen kann. French ist skeptisch, akzeptiert aber; er glaubt sogar eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Todd und seinem „Großvater" zu erkennen.
Todd ist entsetzt über Dussanders Versprechen, doch dieser offenbart, das er den Jungen nun völlig in der Hand hat: Kommt Dussanders Vergangenheit ans Licht, wird dieser nicht zögern der ganzen Welt mitzuteilen, das Todd sich wissentlich mit einem Kriegsverbrecher eingelassen hat; ein Skandal, der sämtlichen Karrierechancen zunichtemachen würde, ihn vielleicht sogar eine Strafe im Zuchthaus einbringen würde. Niemand würde je glauben, das Todd keine Ahnung hatte, da die schlechten Noten ein klares Bild von Todds seelischer Verfassung durch die Erzählungen über den Holocaust sind.
Von Dussander gezwungen zum ersten Mal in seinem Leben richtig für die Schule zu lernen, kann Todd zu seiner eigenen Überraschung sämtliche Fächer bestehen. Kaum ist dies geschafft, will er sich den Nazi vom Hals schaffen, was dieser jedoch vorausgeahnt hat: Als Todd den völlig betrunkenen Dussander die Kellertreppe hinunterstoßen will, eröffnet ihm dieser, dass er die gesamte Geschichte zwischen ihm und Todd in einem Brief festgehalten hat. Der liegt in einem Schließfach, das im Falle von Dussanders Tod geöffnet wird und Todds Komplizenschaft ans Licht bringt. Todd ist entsetzt da der alte und nicht sonderlich auf seine Gesundheit bedachte Deutsche ja jederzeit eines natürlichen Todes sterben könnte. Dussander tut dies ab: Je älter er wird, desto weniger wichtig wird ihm sein Leben sein und dann würde er den Brief vernichten. Todd flieht aus dem Haus und bricht unter dem Druck schließlich zusammen, als Dussander sich Tage später weigert, den Brief herauszugeben. Er begeht seinen ersten Mord an einem Landstreicher. Dussander jedoch hat nur geblufft und glaubt auch Todd habe nirgendwo sein Wissen um Arthur Denkers wahre Identität festgehalten.
Während Todd mit seiner Familie im Urlaub ist, fängt auch Dussander mit dem Morden von Obdachlosen an, um seiner Albträume Herr zu werden. Im Austausch für Essen, Alkohol, Geld und einen Schlafplatz bittet der alte Mann nur um Gesellschaft und lockt seine verzweifelten Opfer zu sich ins Haus, wo er sie hinterrücks ermordet und im Keller verscharrt. Während Todds Besuche bei Dussander in den folgenden Jahren abnehmen, werden beide separat zu Serienmördern, die Jagd auf die Obdachlosen von Santo Donato machen. Dussander verdächtigt schon bald Todd für die Mordopfer unter den Obdachlosen verantwortlich zu sein, die nicht in seinem Keller enden.
Eines von Dussanders Opfern kann schwer verletzt fast sein Haus verlassen, bevor es schließlich tot zusammenbricht, während Dussander in seiner Panik einem Herzanfall nahe ist. Da alles im letzten Moment gut gegangen ist, glaubt er nach wie vor Herr der Lage zu sein und führt seine Tätigkeit weiter aus. Das erweist sich als Fehler, denn beim Vergraben seines jüngsten Opfers erleidet Dussander im Sommer 1978 tatsächlich einen Herzanfall und kann im letzten Moment Todd telefonisch um Hilfe bitten. Dieser sieht sich gezwungen Dussanders Opfer zu vergraben und sämtliche Spuren zu verwischen, ehe er um Hilfe ruft.
Die Verbrechen bleiben unbemerkt und Dussander eröffnet Todd im Krankenhaus aus Dankbarkeit für seine schnelle Hilfe, das kein Brief existiert, der ihm zum Verhängnis werden könnte. Er bietet dem Jungen einen Ausweg aus seiner Zwickmühle und mahnt ihn mit seinen Mordopfern Vorsicht walten zu lassen. Todd bestreitet etwas mit der Mordserie zu tun zu haben, doch Dussander lässt sich nicht täuschen. Auch wenn Todd nun endlich die Möglichkeit hat sich aus der Kontrolle des Kriegsverbrechers zu lösen, fällt es ihm schwer Dussander zu trauen, einfach aus dem einfachen Grund, dass dieser sich weigert, ihn mit seinem Namen anzusprechen.
Dussander teilt sich ein Zimmer mit Morris Heisel, einer der wenigen Überlebenden Patins. Heisel, dessen Frau und Töchter dort den Tod fanden, kann seinen Zimmergenossen nicht einordnen, glaubt aber ihn zu kennen. Erst nach einigen Tagen erkennt er in „Arthur Denker“ seinen einstigen Peiniger Kurt Dussander wieder, als dieser eine Krankenschwester wegen ihrer Verlobung ebenso verhört wie er es einst als Kommandant im Konzentrationslager tat. Heisel informiert die Behörden nachdem er entlassen wurde und Dussander wird von einem Nazijäger namens Sam Weiskopf konfrontiert. Weiskopf tut die Ausflüchte des angeblichen Mr. Denkers ab und eröffnet dem Flüchtigen, das seine Auslieferung nach Israel bevorsteht. Jedoch wird niemand zu seiner Bewachung abgestellt und Dussander nutzt diese letzte Chance um seiner Strafe zu entgehen.
Als sehschwacher Mann posierend geht er ohne großes Versteckspiel zum Vorratsschrank und stiehlt Schlaftabletten. Im Falle einer Entdeckung hätte er einfach vorgegeben sich aufm dem Weg zur Toilette vertan zu haben, allerdings achtet niemand auf ihn. Dussander entscheidet sich gegen eine letzte Nachricht an Todd, in der er ihm geraten hätte mehr Vorsicht walten zu lassen, als der alte Mann, der sich am Ende übernommen hätte und dadurch aufgeflogen ist. Um eine mögliche Rettung zu verhindern nimmt er die Schlaftabletten nach und nach und glaubt schon entwischt zu sein. Erst im allerletzten Augenblick fällt ihm ein, das ein ewiger Schlaf auch ewige Albträume bedeuten könnten, aber da ist es bereits zu spät und Dussander stirbt an der Überdosis.
Nach seinem Tod[]
Die Nachricht des Suizids eines, sich seit Jahren auf der Flucht befindenden Kriegsverbrechers, schlägt hohe Wellen und die Bowdens erfahren aus der Zeitung davon. Die Nachricht von Dussanders Entdeckung lässt Todd zusammenbrechen und er erregt den Verdacht von Weiskopf und dem ihn unterstützenden Lt. Richler. Die Leichen in Dussanders Keller werden bei der Sommerhitze schnell gefunden und von Anfang an verdächtigen die Behörden Todd Dussanders wahre Identität gekannt zu haben. Todd, dem klar ist, das er sich der Polizei gegenüber in Widersprüche verstrickt hat, dreht schließlich durch, als Ed French ihn mit Dussanders Scharade als Todds Großvater konfrontiert. French hatte zufällig Todds echten Großvater getroffen und herausgefunden, das Todds Zeugnisse gefälscht wurden. Anstelle einer Antwort erschießt Todd den pädagogischen Berater kurzerhand, da dieser den Behörden fehlenden Zusammenhang zwischen Todd und Dussander liefern könnte. Anschließend begeht er einen Amoklauf, der fünf Stunden später von der Polizei beendet wird. Der Schaden, den Todd anrichtet und sein Schicksal bleiben offen.
Persönlichkeit[]
“Früher war ich immer schneller als Wiesenthal, und ich habe sogar Himmler selbst verarscht.”
— Kurt Dussanders hohe Meinung von sich selbst. (Der Musterschüler)
Kurt Dussander zählt zu den durchtriebensten Schurken im Stephen-King-Universum und hat mit die meisten Todesopfer zu verantworten. Trotz seines Rufes zu den berüchtigsten Helfern Hitlers zu zählen, ist er in Wahrheit nur sich selbst gegenüber loyal. Wie viele reale KZ-Kommandanten kann er der Versuchung nicht widerstehen wertvolle Schmuckstücke für sich selbst zu behalten und die Listen zu fälschen, anstatt sie nach Berlin zu schicken, wie das damalige Gesetz es vorschrieb. Hitler selbst und die Naziführung sieht er als bloße Verrückte, die das Glück des Teufels hatten und mit denen man besser nicht streitet. Seine Verbrechen gegen die Menschlichkeit rechtfertigt er (auch wie viele reale Nationalsozialisten) als bloße Befehlsbefolgung und dem Willen zu überleben. Unter seiner Leitung steigt die Zahl der Ermordeten pro Tag, was ihm ein Lob von Himmler einbringt. Am Ende hat er die Arbeit aus dem einzigen Grund weiterführen wollen, um so viele Spuren wie möglich zu verwischen, damit keiner das Ausmaß der Gräueltaten glauben will. Dussander kennt das Video über die Hinrichtungen der Widerstandskämpfer rund um Stauffenberg und hat sich dementsprechend nie gegen die Nazidiktatur gestellt. Sein Bild als Massenmörder schreibt er der Siegerjustiz der Alliierten zu, seine Taten seien den Umständen entsprechend richtig gewesen. Weiterhin sieht er die amerikanischen Handlungen in Japan und Vietnam als wesentlich größere Verbrechen an, als alles was die Nazis je täten.
Diesen anfänglichen Beteuerungen Todd Bowden gegenüber zum Trotz hat er seine Stellung und Machtposition in jüngeren Jahren durchaus genossen. Er war stolz auf seine elegante Verhörmethode, den abgemagerten Gefangenen mit Hilfe eines im Hintergrund köchelnden Lammragouts Informationen zu entlocken. Abgesehen von Morris Heisel sind keine weiteren Überlebenden aus Patin bekannt. Als Todd ihn zwingt über seine Vergangenheit zu reden, kommt die alte Mordlust erneut zum Vorschein und es gelingt ihm anfangs noch, diese mit dem Töten von Tieren zu befriedigen, bevor er sich menschliche Opfer sucht.
Dussander ist über die Maßen arrogant und brüstet sich, „schneller als Wiesenthal“ gewesen zu sein und „sogar Himmler selbst verarscht“ zu haben.“ Er ist zudem ein exzellenter Schauspieler und kann fast jeden, von Todds Eltern und Lehrer, bis hin zu Tierheimleitern und Krankenschwestern über seine wahre Natur täuschen. Sein Charisma reicht soweit, das eine Schwester auf Grund seines Suizids in Tränen ausbricht. Nichtsdestotrotz löst allein sein Lächeln in wenigen Ausnahmen Unwohlsein aus; sich ganz zu verstellen gelingt Dussander also nicht.
Seine Überheblichkeit spiegelt sich auch in dem unpersönlichen Umgang mit seinen Mitmenschen wider; Todd spricht er in den ganzen vier Jahren ihrer Bekanntschaft selten mit Namen an und bezeichnet ihn meist als „Junge". Dieser Umstand macht es Todd schwer, dem Alten in kritischen Augenblicken zu vertrauen und auch der pädagogischen Berater French empfindet es als seltsam das Todds vermeintlicher Großvater ihn nie beim Namen nennt. Auch würdigt er den Mann, der ihn schließlich entlarvt, kaum eines Blickes und es ist ihm nicht bewusst (und interessiert ihn im Nachhinein wenig), das er dessen gesamte Familie auf dem Gewissen hat. Nur belustigt ist Dussander, das er am Ende von Jemandem erkannt wurde, den er keines zweiten Blickes gewürdigt hat.
Neben seinem Antisemitismus (er hält alle Juden für Lügner) ist Dussander auch Rassist (wie die meisten Schurken im Stephen-King-Universum). Für Amerikas Problem mit den Schwarzen, wüssten, laut eigener Aussage, er und Todd die Lösung ja bereits. Auch sucht er sich Obdachlose als Mordopfer aus, um seine erstarkenden Albträume wieder zu unterdrücken, da sie einerseits nicht vermisst werden, er sie andererseits nicht als wirkliche Menschen ansehen kann.
Auch wenn er nie Reue für seine unzähligen Morde empfindet, so lassen die zahllosen Verbrechen Dussander alles andere als kalt. Die Jahre auf der Flucht sind geprägt von der permanenten Angst erkannt zu werden und Albträumen, in denen seine zahllosen Opfer sich an ihm rächen wollen. Um diesen Albträumen zu entgehen betrinkt er sich täglich bis zur Besinnungslosigkeit. Auch leidet er unter der Einsamkeit des Alters, da er aus Angst erkannt zu werden, kaum soziale Kontakte pflegt. So sind ihm Todds Besuche nicht nur unangenehm, wenngleich alte Erinnerungen wachgerüttelt werden. Zudem genießt er sehr die Einladung von Todds Eltern zum Abendessen, das erste Mal, das er seit Jahren irgendwo eingeladen wurde.
Dussander erweist sich als guter Menschenkenner. Als Erster erkennt er Todd Bowdens wahre Natur und bezeichnet ihn bei ihrer ersten Begegnung als Ungeheuer. Trotz seiner Verbrechen scheint er abgestoßen von dessen Faszination für die Gräuel des Holocaust. Auch bei seinem Vater Dick ahnt er, das dieser seine Abneigung zügeln würde, um Dussander die gleichen Fragen zu stellen wie sein Sohn, sollte er die wahre Identität des alten Mannes erfahren. Tatsächlich erweist sich Mr. Bowden im Verlauf der Geschichte als Rassist.
Trotz seiner Arroganz ist Dussander größtenteils ein sehr vorsichtiger Mann, weswegen ihm auch mehr als 30 Jahre die Flucht gelingt. Er unterschätzt keinerlei Gefahren, die seine wahre Identität auffliegen lassen könnten, von der simplen Fotografie, die von ihm zufällig gemacht wurde, bis hin zu dem 13-jährigen Schüler, der ihn mit dem Wissen um seine Vergangenheit erpresst. Zwar glaubt er zu recht, das Todds Behauptung, ein Freund besitze einen Brief, in dem die Wahrheit steht, ein Bluff ist, doch will er dieses Risiko nicht eingehen. Erst als der Stress durch Todds Erpressung und das erneute Durchleben seiner Gräueltaten seine Mordlust wieder erweckt, wird Dussander unvorsichtig, was schließlich seine Tarnung aufliegen lässt.
Dussander ist äußerst intelligent und kann sich die gesamte Lebensgeschichte seines Alter Egos Arthur Denker auch im hohen Alter noch ganz genau einprägen und wiedergeben. Seine Gerissenheit zeigt sich auch als er leicht den Spieß umdrehen und Todd in die Ecke drängen kann. Dessen Übermut und Unerfahrenheit ausnutzend kann Dussander leicht die Kontrolle über den Jungen erlangen und vom Erpressten zum Erpresser werden. Durch Vorschläge, sich als Todds Großvater auszugeben, festigt er nach und nach seine Macht über Bowden, der immer wieder feststellen muss, das der Altnazi ihm zehn Schritte voraus ist. Trotz der durch und durch toxischen Beziehung der Beiden lernt Dussander Todd zu respektieren (wenngleich er ihn nach wie vor nicht leiden kann) und am Ende seines Lebens ist es nicht länger sein Wunsch Todds Leben zu ruinieren, sobald seine Identität enttarnt wurde. Es zeigt sich eine Dankbarkeit, da der Junge (wenngleich nicht uneigennützig) ihm in einer kritischen Situation geholfen hat, als er beim Vergraben einer Leiche einen Herzinfarkt erleidet.
Nach wie vor nicht willens für seine Verbrechen grade zu stehen, entzieht sich Dussander der Verantwortung durch eine gut durchgeführte Überdosis, wenngleich er nicht bedacht hat, das im Tod die von ihm gefürchteten Albträume eventuell für immer auf ihn warten könnten. Dieser Erkenntnis kommt aber zu spät und sein Tod kann nicht mehr verhindert werden.
Verfilmung[]
Die Verfilmung aus dem Jahr 1998 verlegt die Handlung ins Jahr 1984 und erstreckt sich lediglich über ein paar Monate. Im Film erscheint Dussander ohne Todds Einwilligung bei seinem Vertrauenslehrer und gibt sich als dessen Großvater aus. Dussander versucht zwar eine Katze zu töten, scheitert aber. Auch werden weder er und Todd nicht zu Serienmördern. Dussander erleidet bei seinem ersten Opfer bereits den folgenschweren Herzinfarkt und sein Opfer ist noch nicht ganz tot. Todd, der von Dussander zur Hilfe gerufen wird, muss im Keller entsetzt feststellen, dass der Obdachlose noch am Leben ist und tötet ihn schließlich. Im Krankenhaus wird Dussander wie in der Novelle erkannt und kann sich jedoch trotz Bewachung das Leben nehmen, allerdings nicht mit Schlaftabletten, wie in der Novelle, sondern indem er sich Luft in die Venen bläst. Todd kommt ungeschoren davon. French konfrontiert ihn zwar mit Dussanders Auftritt als Todds Opa, doch dieser kann leicht zum Schweigen gebracht werden, indem Todd droht ihn wegen sexueller Belästigung anzuzeigen.
Galerie[]
Trivia[]
- Der Bänker, der für Dussander Aktien kauft, heißt Andy Dufresne und kommt, wie Dussander zu berichten weiß, für den Mord an seiner Frau später ins Gefängnis. Andy Dufresne ist der Protagonist aus der Novelle Pin Up, die in der Sammlung Frühling, Sommer, Herbst und Tod vor Der Musterschüler abgedruckt ist. Da Andy im September 1947 verhaftet wird, muss er die Geschäfte für den flüchtigen Kriegsverbrecher vorher abgewickelt haben. Dussander erinnert sich noch an Andys Namen, weil er ein wenig klingt wie sein eigener.
- Ian McKellen spielte zwei Jahre später erneut den Gegenspieler in einem Film von Bryan Singer: Den Mutanten Magneto aus den X-Men-Filme, ironischerweise einen Überlebenden des Holocaust, wohingegen er mit Kurt Dussander einen der Täter darstellte.
- Anlässlich eines Interviews bei der Verleihung des "George Mason-Awards" Ende September 2011 bezeichnete King Kurt Dussander (neben Pennywise, Randall Flagg und Big Jim Rennie) als eine der Romanfiguren, mit denen er selbst sich noch heute am wenigsten identifizieren kann oder will.