Schurken Wiki
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Dieser Artikel wurde im Januar 2025 als Artikel des Monats vorgestellt.

“Wir pflegen kein Morde zu begehen – wir sind tiefreligiöse Menschen.”

Lord Summerisle zu Sergeant Howie.

“Kommen Sie, es wird Zeit für Ihre Begegnung mit dem Wicker Man!”

Lord Summerisle besiegelt Sergeant Howies Schicksal.

Lord Summerisle ist der Hauptantagonist des Filmklassikers The Wicker Man von Robin Hardy aus dem Jahr 1973, der genreübergreifend Elemente des Horrorfilms, des Kriminalfilms, des Thrillerfilms und auch des Musicals verbindet und mittlerweile als wegweisender Kultfilm gilt.

Er ist nicht nur der Besitzer und Regent der gleichnamigen schottischen Insel, sondern ist zugleich auch der Anführer und Hohepriester eines heidnischen Fruchtbarkeitskultes, der alte Naturgötter anbetet und ihnen in aufwendigen Zeremonien Opfer darbringt. Als es zu einer Missernte kommt, beschließt Seine Lordschaft, dass die Zeit gekommen ist, das höchste aller Opfer zu bringen, um die Götter wieder milde zu stimmen – ein Menschenopfer.

Verkörpert wurde der charismatische Aristokrat mit der widerspenstigen Haarmähne vom britischen Schauspieler und Charakterdarsteller Sir Christopher Lee (*1922; †2015), der bereits Schurken wie Graf Dracula in der zwischen 1958 und 1973 produzierten Dracula Hammer-Filmreihe, eine weitere Graf Dracula-Inkarnation in Jess Franco's Nachts, wenn Dracula erwacht aus dem Jahr 1970, Francisco Scaramanga im James Bond-Film Der Mann mit dem goldenen Colt von 1974, den wahnhaften König Haggard im Zeichentrickklassiker Das Letzte Einhorn aus dem Jahr 1982, Den Blinden Pew in Die Schatzinsel von 1990, Saruman in Peter Jackson's zwischen 2001 und 2003 veröffentlichter Der Herr der Ringe-Spielfilmtrilogie, Count Dooku in den Star Wars-Episoden II & III von 2002 bzw. 2005, Heinrich von Garten in Die purpurnen Flüsse 2 aus dem Jahr 2004 und den Jabberwocky in Tim Burton's Alice im Wunderland von 2010 gesprochen bzw. gespielt hatte.

In der erstmals 2021 erschienenen deutschen Übersetzung wurde er von Reinhard Kuhnert (*1945) synchronisiert.

Charakterbiographie[]

Vorgeschichte[]

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Lord Summerisles Großvater, der Begünder des heidnischen Kultes.

Im Jahre 1868 kaufte Lord Summerisles Großvater, ein Wissenschaftler, Agronom und Freigeist viktorianischer Tage, eine der zahlreichen Inseln vor der Küste Schottlands, wobei für ihn insbesondere die vulkanische Erde und die Nähe des Eilandes, welches er nach sich selbst benannte, zum warmen Golfstrom von Interesse waren, um dort ungestört seine Ideen und Theorien umsetzen zu können. Sein Ziel war es, neue, widerstandsfähige Obstsorten zu erschaffen, die er selbst gezüchtet hatte und die in dem rauen Klima gedeihen sollten.

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Lord Summerisles Kult betet zu Nuada, dem allmächtigen Gott der Sonne...

Die Bewohner der ebenso unwirtlichen wie abgelegenen Insel lebten damals ausschließlich von den mageren Erträgen aus der Schafzucht und der Fischerei – ein ärmliches und entbehrungsreiches Leben. Um die Menschen aus ihrer Apathie zu holen und als willige Arbeitskräfte für sein Projekt zu gewinnen, führte Summerisles Großvater bald nach seiner Ankunft einen heidnischen Fruchtbarkeitskult ein, der sich der Anbetung der alten Naturgötter verschreiben sollte.

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... und hat verschiedene folkloristische Figuren in seine Riten mit eingewebt.

Jene Verehrung von uralten Gottheiten wie Nuada und Avellenau sollte die triste Insel mit Früchten in Hülle und Fülle und genug zu Essen für alle reich beschenken. Die Leute ihm zwar weil er ihnen zu Essen und Kleidung gab, aber doch eher halbherzig. Als aber die Bäume aufzublühen begannen und tatsächlich Früchte trugen, begannen sie umzudenken und wandten sich mit wachsender Hingabe für den Kult vom christlichen Glauben ab, wobei sie nie erfahren sollten, dass Lord Summerisles Großvater sie schlicht und einfach seine selbst erschaffenen, robusten Pflanzengattungen hatte aussähen lassen.

Nach und nach verankerte sich der “Summerisle-Kult“ in den Herzen der Inselbewohner und die christlichen Priester flohen mit der Zeit oder wurden vertrieben, zumal sie außer Gebeten, frommen Versprechungen und der Abgabe des Zehnten nichts weiter zu bieten hatten.

Aus Liebe zur Sache[]

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Lord Summerisle setzt das Werk seines Vaters und Großvaters als Kultanführer mit Leidenschaft fort.

Was sein Großvater Ende des 19. Jahrhunderts aus der kalten Berechnung, ein Heer williger Arbeitskräfte an sich zu binden, als “soziologisches Experiment“ begonnen hatte, setzte Lord Summerisles Vater aus Begeisterung für die Ideen und Rituale der Naturreligion fort. Er verliebte sich förmlich in die damit verbundene Musik, die Dramatik und die Rituale der alten Götter und weitete all dies sogar noch weiter aus.

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Lord Summerisles Anhänger werden bereits von Kindesbeinen an in die Bräuche des Kultes eingeführt...

Lord Summerisle selbst wurde in gleicher Art und Weise erzogen. Zwar weiß er von Klein-auf Bescheid über die Täuschung, welche sein Großvater zwei Generationen zuvor an den guten, überwiegend aber ungebildeten und somit leichtgläubigen Bewohnern der Insel begangen hatte, teilt jedoch die leidenschaftliche Hingabe seines Vaters an die zahlreichen symbolischen Handlungen, welche den Kult mit Leben erfüllen... allen voran die Natur zu lieben, zu fürchten, zu achten und auch sie zu besänftigen, wenn es erforderlich sein sollte.

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... zu denen auch parthenogenetische Fruchtbarkeitsrituale gehören.

In seiner Position als Oberhaupt der kultischen Gemeinde kontrolliert er sämtliche Belange des alltäglichen Lebens, vom Schulunterricht, in dem unter anderem gelehrt wird, dass es sich beim Maibaum um ein altes Phallussymbol handelt und heranreifende Mädchen springen nackt über große Feuer innerhalb von Steinkreisen, um durch Parthenogenese eine spirituelle Vereinigung mit den Göttern herbeizuführen.

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Lord Summerisle heißt den streng christlichen Sergeant Howie auf seiner Insel willkommen.

Zudem veranstalten seine Leute regelmäßige leidenschaftliche Orgien auf der großen Dorfwiese, um der Göttlichkeit des Lebens zu huldigen und Lord Summerisle selbst führt regelmäßig die heranwachsenden jungen Männer des Dorfes der schönen Wirtstochter Willow zu, deren Aufgabe es zu sein scheint, sie als lebendes Abbild der Göttin der Fruchtbarkeit in die Kunst zwischenmenschlicher Vereinigung einzuführen.

Das Jahr der Missernte[]

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Lord Summerisle begegnet Howies religiösen Ressentiments mit Gleichmut.

Jedes Jahr werden rauschende Erntedankfeste zelebriert, in denen Nuada, dem Gott der Sonne und Avellenau, der Göttin der Obstfelder für ihre reichhaltigen Gaben gedankt wird. Zudem wird jedes Jahr aufs Neue eine Maikönigin aus dem Kreis der jungen Mädchen gekürt, welches zusammen mit der Ernte fotografiert wird. In diesem Jahr jedoch, dem Jahr in dem die zwölfjährige Rowan Morrison auserwählt worden war, kam es zu einer verheerenden Missernte. Die Blüten verwelkten auf den Ästen der Bäume und starben ab, was zu einem großen Engpass der Nahrungsmittelversorgung führte und auch dem Verkauf der im ganzen Vereinigten Königreich berühmten und beliebten “Summerisle-Äpfel“ einen empfindsamen Einbruch bescherte.

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Lord Summerisle spinnt Howie in seinem eigens vorbereiteten Netz aus Täuschung ein...

Während die Menschen mit Konserven-Vorräten weiterhin dem Hunger entgehen können, so herrscht dennoch ein etwas ängstliches Klima auf der ganzen Insel, da die Götter offenkundig missgestimmt sind. Lord Summerisle und die ältesten Vertreter der Dorfgemeinschaft kommen zu dem Schluss, dass ein besonderes Opfer nötig ist, um die Natur und ihre Götter wieder milde zu stimmen.

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... da er Aufgrund der jüngsten Missernte zum Handeln gezwungen ist.

Akribische Recherchen ergeben, dass das bestmögliche Opfer – viel, viel besser als Tiere, die gelegentlich zurückgewiesen werden können und auch besser als ein Kind – ein Erwachsener ist, der bestimmte Kriterien erfüllen muss:

  • Das Opfer muss mit der Macht eines Königs ausgestattet sein,
  • Das Opfer muss jungfräulich unberührt sein und
  • Das Opfer muss sich freiwillig und aus eigenem Antrieb zur Opferstätte begeben.
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Um die alten Götter im kommenden Jahr mit einem geeigneten Opfer wieder gnädiger zu stimmen...

Nach langer, intensiver Suche werden Lord Summerisle und seine Leute in der Person des streng christlich-gläubigen Polizisten Neil Howie fündig. Als offizieller Vertreter des Gesetzes ist er mit königlicher Macht versehen und zudem hat er sich bislang jedweden sexuellen Beziehungen enthalten, da er aufgrund seiner religiösen Überzeugungen unberührt in den heiligen Stand der Ehe treten will.

Um auch das dritte Kriterium zu erfüllen, fädelt Seine Lordschaft ein perfides Spiel ein, um den rechtschaffenen Polizeibeamten nach Summerisle zu locken.

König für einen Tag[]

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... schwört Lord Summerisle die ganze Dorfgemeinschaft auf sich ein.

Mittels eines fingierten Briefes, in dem Rowan Morrisons Mutter angibt, dass ihre Tochter seit Monaten vermisst wird und sie ein schlimmes Verbrechen befürchtet, bittet sie gezielt Sergeant Neil Howie um Hilfe und Unterstützung, der sogleich mit einem Wasserflugzeug anreist, um die Suche nach dem Mädchen aufzunehmen.

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Lord Summerisle führt die rituelle 1. Mai-Prozession an...

Auf Geheiß Lord Summerisles, beteiligen sich sämtliche Bewohner der Insel an dem gewaltigen Verwirrspiel, um den Verdacht des Sergeants gerade so weit zu schüren, dass er auf Summerisle bleibt und sich weiter und weiter in dem Netz aus Lug und Täuschung verstrickt, in das man ihn einweben will.

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... zu der weitere Tänze und uralte vorchristliche Rituale gehören.

Sehr zu Lord Summerisles kaum verhohlenem Amüsement, findet der erzchristliche Polizist immer neue Gründe, um neuen Anstoß an den Praktiken und Riten der Kult-Gemeinde zu nehmen. Er beginnt gar, Howie zu reizen und ihn verschiedenen Versuchungen auszusetzen, wie der schönen Willow, die dem Kriminalbeamten eindeutige sexuelle Avancen macht, welchen dieser nur überaus schwer und mit allergrößten Anstrengungen widerstehen kann.

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Lord Summerisle weiht dem Gott des Meeres ein Fass Ale...

Mit den überall auf Summerisle verstreuten Hinweisen, bringt Seine Lordschaft den ahnungslosen Sergeant Howie dazu zu denken, dass das Mädchen Rowan anlässlich der bevorstehenden großen Feierlichkeiten zum 1. Mai als Menschenopfer getötet werden soll. Tatsächlich fällt der Polizist auf ganzer Linie darauf herein und mischt sich sogar als Narr verkleidet unter die Maiprozession, nachdem er den eigentlichen Eigentümer des Kostüms, den Wirt McGreagor K.O.-geschlagen hat.
Ohne es zu ahnen, hat Howie damit den ersten Teil des für Lord Summerisle so wichtigen dritten Kriteriums erfüllt. Während des Umzuges werden zahlreiche uralte heidnische Rituale durchgeführt, deren Abläufe sich im anglikanischen Raum fragmentarisch als Kinderspiele bis in die moderne Zeit erhalten haben, hier jedoch in ihrer ursprünglichen, bedrohlich anmutenden Form zelebriert werden.

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... ehe er dazu aufruft, das wahre große Opfer vorzubereiten.

Die Feierlichkeiten beinhalten neben Tänzen und Gesängen auch das symbolische Enthaupten eines Puppenkopfes und führen bis zum Strand hinunter, wo Lord Summerisle als Hohepriester in der Verkleidung des Mannweibes dem Gott des Meeres ein Fass Ale opfert, um ein weiteres Jahr voll segensreicher Fischereierträge zu erbitten.
An der Steilküste der Insel wird schließlich Rowan in weißem Kleidchen und mit Blumenschmuck angetan der vollständig anwesenden und symbolträchtig kostümierten Gemeinde präsentiert. Dort lässt Howie seine eigene Maskerade fallen und unternimmt mit dem Mädchen einen Fluchtversuch durch das weitverzweigte Höhlensystem.

Verabredung mit dem Wicker Man[]

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Lord Summerisle enthüllt Sergeant Howie, dass er das eigentliche Opfer ist.

Am anderen Ausgang der Höhle, erwarten Lord Summerisle und seine Leute die beiden Flüchtigen, nachdem Rowan Morrison den Sergeant, wie zuvor abgesprochen, direkt zum vorab vereinbarten Treffpunkt gelotst hat, womit Howie auch das letzte Mosaikstückchen an die richtige Stelle gerückt hat – das freiwillige Betreten der Opferstätte als Narr und somit “König für einen Tag“.

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Lord Summerisle weiht das Opfer seinen Göttern und befiehlt, den Wicker Man in Brand zu stecken.

Hier enthüllt Lord Summerisle dem fassungslosen Mann die wahren Hintergründe und, dass nicht das Mädchen, sondern er als Opfer an die alten Götter auserkoren worden ist. Sogleich wird der Polizist festgenommen und buchstäblich aus seinem Narrenkostüm herausgeschält, was einem symbolischen Akt des Häutens entspricht. Danach wird er unter der strengen Aufsicht und auf Geheiß Seiner Lordschaft von den drei Schönheiten der Gemeinschaft – der Wirtstochter Willow, der Lehrerin und Geliebten Lord Summerisles Miss Rose und der örtlichen Bibliothekarin – in ein weißes Opferhemd gehüllt und gesalbt, ehe man ihn zum Opferplatz selbst bringt: ein riesiger, geflochtener Käfig in Form eines gewaltigen Wicker Mans (Weidenmannes).

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Lord Summerisle und seine Gemeinschaft heißen singend den nahenden Sommer willkommen...

Sergeant Howie versucht verzweifelt, den Anwesenden ins Gewissen zu reden, wird jedoch auf Lord Summerisles Wink hin in den Bauch des Wicker Man gesperrt, in dessen Brust, Armen und Beinen bereits weitere begleitende Opfergaben wie Obst, Gemüse und einige lebende Tiere wie Ziegen und Gänse gepackt wurden. Noch während sich der Polizist mit schwindender Hoffnung an den fortbröckelnden Fundamenten seines christlichen Glaubens festklammert, gibt Seine Lordschaft den bereitstehenden Fackelträgern den Befehl, das Opferfeuer zu entzünden.

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... während Howie im Inneren des Wicker Man bei lebendigem Leib verbrennt.

Während Neil Howie hilflos und qualvoll bei lebendigem Leibe verbrennt, stehen Lord Summerisle und seine Anhänger in einem Halbkreis um den Wicker Man herum und heißen – unter dem schwindenden Licht der untergehenden 1. Mai-Sonne – singend und in der Hoffnung auf eine reiche Ernte, den bevorstehenden Sommer willkommen.

Erscheinungsbild & Persönlichkeit[]

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Lord Summerisle im schottischen Gesellschaftsanzug mit Kilt - Publicityfoto von Christopher Lee, 1973.

Lord Summerisle ist ein schlanker Mann Anfang Fünfzig mit beeindruckenden 1,96 m Körpergröße, halblangen goldblonden Haaren, die, wenn der Wind sie zerzaust, an die Strahlen der Sonne oder aber auch an eine Löwenmähne erinnern. Sein schmales Charaktergesicht ist aristokratisch geschnitten und wird von außergewöhnlich dunklen, beinahe schwarz anmutenden Augen dominiert, die zumeist wach, intelligent und gütig blicken, aber auch jederzeit bedrohlich stechend werden können.

Gekleidet ist er in klassische Tweedanzüge in braunen und safarigrünen Farbnuancen. Für feierliche Abendanlässe schlüpft er in seinen schottischen Galaanzug, bestehend aus einer hochgeschlossenen zweireihigen schwarzen Jacke mit den charakteristischen eckigen Knöpfen, dazu ein weißes Rüschenhemd und ein rotkarierter Kilt mit breitem Gürtel und fellbesetztem Sporran (Kilt-Tasche), sowie kniehohen rot-weiß-karierten Strümpfen und schwarzen Riehmchenschuhen.

Während des großen Festumzuges trägt er gemäß seiner rituellen Rolle an der Spitze der Prozession die Verkleidung des “Mannweibes“ - ein lavendelfarbenes ärmelloses Kleid und dazu eine lange schwarze Perücke und weiße Schminke für das Gesicht. Darunter trägt er ein sonnengelbes Rollkragen-Shirt, braune Hosen und zweckmäßige bequeme Converse- Schuhe. Um sich gegen den frischen Wind auf den Klippen zu schützen, zieht er nach dem Umzug noch ein kleinkariertes Tweed-Jackett mit Flicken aus Wildleder an den Ellbogen über.

In seinem Wesen ist Lord Summerisle ein durchaus in sich ruhender, intelligenter, gebildeter und kultivierter Mann mit einer natürlichen und ungezwungenen Autorität. Als Herrscher über Summerisle führt er die alltäglichen Regierungsgeschäfte und fungiert zudem als Friedensrichter auf der Insel. Zudem ist er der Anführer des Summerisle-Kultes, welcher uralten paganistischen Gottheiten wie Nuada und Avellenau huldigt und diesen alljährliche Opfergaben darbringt, um sie für das jeweilige kommende Jahr milde und großzügig zu stimmen.

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Lord Summerisle mit einem Apfel - Publicityfoto von CHristopher Lee, 1973.

Wie weit er wirklich aus tiefster Überzeugung an seine heidnischen Götter glaubt oder die alte Religion nur als Mittel zum Zweck betrachtet, um seine Untertanen zu kontrollieren und nach seinem Willen zu lenken, ist unbekannt. Eigenen Worten zufolge betrachtet er sich selbst als “aufgeklärten Heiden“. Fest steht jedoch, dass Lord Summerisle, ob er nun wahrhaftig gläubig ist oder nicht, aufgrund der diesjährigen Missernte zum Handeln gezwungen ist. Bei einem derart eindeutigen Ausdruck von Missfallen seitens der Götter, ist ihm klar, dass die üblichen Opfergaben zur Besänftigung nicht ausreichen würden, weswegen er bestimmt, dass das allerhöchstmögliche Opfer entrichtet werden soll.

Die Richtung, in die seine Familie bereits in der dritten Generation das Denken und Handeln der Gemeinschaft auf Summerisle gelenkt hat, bedeutet für Seine Lordschaft selbst ebenfalls ein nicht unerhebliches Risiko. Sollte sich die Missernte im Folgejahr wiederholen, so könnte es durchaus passieren, dass sich seine Anhänger gegen ihn wenden, da weitere Ernteausfälle als göttliches Missfallen an ihrem Oberhaupt und Hohepriester interpretiert werden können. Obgleich er sich vor seinen Leuten zuversichtlich und voller Hingabe präsentiert, so blitzt in seinem Gesicht doch für einen kurzen Augenblick die Furcht auf, als Sergeant Howie versucht, ihn mit Argumenten von seinem Opferungsplan abzubringen.

Auftritte[]

Film & Fernsehen[]

  • 1973: The Wicker ManSpielfilm; gedreht von Robin Hardy nach dem Drehbuch von Anthony Shaffer.

Es existeren derzeit drei verschiedene Schnittfassungen des Films – die 84minütige Kinofassung, ein 99minütiger Director's Cut und der 94minütige Final Cut. Die ursprüngliche, vom Regisseur zusammengestellte Langfassung gilt heute als verschollen.
Die deutsche Synchronfassung nach dem Dialogbuch von Gerd Naumann entstand erst siebenundvierzig Jahre später bei der Mixwerk Synchron GmbH und wurde 2021 erstmals im Rahmen der Veröffentlichung einer dreiteiligen DVD-Box dem Publikum zugänglich gemacht.

Literatur[]

  • 1978: The Wicker ManRoman; geschrieben von Robin Hardy und Anthony Shaffer, basierend auf Shaffers Drehbuch.

Der zweihundertsechzehnseitige Horrorroman folgt im Wesentlichen der Handlung der filmischen Vorlage und fügt lediglich einigezusätzliche Details und Hintergrundinformationen hinzu, die es aus Zeit- und/oder Budgetgründen nicht in den Film geschafft hatten. Publiziert wurde es im Mai 1978 bei Crown Publishers.
Die deutschsprachige Übersetzung von Alexander Wagner erschien Oktober 2006 im Heyne Verlag anlässlich der Neuverfilmung der Geschichte mit Nicolas Cage als Polizist und Ellen Burstyn als Schwester Summerisle.

Zitate[]

LORD SUMMERISLE: Es ist bedeutend, dass jede neue Generation auf Summerisle wirklich weiß, dass die alten Götter hier nicht tot sind.
SERGEANT HOWIE: Wo bleibt der wahre Gott?! Zu dessen Ehre Kirchen und Klöster auf dieser Insel seit Generationen errichtet wurden?! Nun, Sir, wo bleibt er?!
LORD SUMMERISLE: Er ist tot und kann sich nicht beschweren. Er hatte seine Chance und hat sie, wie man so sagt, vergeigt.”

Lord Summerisle klärt Sergeant Howie über die Glaubensverhältnisse auf der Insel auf.


“Es war eine Missernte! Sie fiel verheerend aus – Zum ersten Mal seit mein Großvater auf die Insel kam! Es blühte auf, doch die Früchte verwelkten und starben am Zweig! Das darf in diesem Jahr nicht wieder geschehen! Wir sind fest davon überzeugt, der beste Weg, das zu verhindern ist, für unseren Gott der Sonne und die Göttin der Obstfelder das willkommenste Opfer darzubringen, das in unserer Macht steht! Tieropfer sind gut, aber sie werden nicht immer angenommen! Ein kleines Kind wäre besser, aber nicht annähernd so effektiv wie ein geeigneter Erwachsener!”

Lord Summerisle berichtet, warum das Opfer nötig ist.


“Weil Sie wirklich glauben, wollen wir Ihnen etwas gewähren, was heutzutage ein seltenes Geschenk ist – den Märtyrertod!”

Lord Summerisle enthüllt seine Absicht, Sergeant Howie den alten Göttern zu opfern.


“Mächtiger Gott der Sonne! Barmherzige Göttin unserer Obstfelder! Nehmt unsere Opfer an und macht aus den Blüten Früchte!”

Lord Summerisle ruft die alten Götter an.


“Summer is icumen in, loudly sing cuckoo. Grows the seed and blows the mead, and springs the wood anew. Sing, cuckoo! Ewe bleats harshly after lamb, cows after calves make “moo“.

(
Dt. Übersetzung: Der Sommer naht. Laut singt der Kuckuck. Es wächst die Saat und fließt der Met. Und neues Holz wächst nach. Sing, Kuckuck, sing. Das Mutterschaf blökt barsch nach dem Lamm, die Kühe machen zu den Kälbern “Muh“.)”

Lord Summerisle und die ganze Dorfgemeinde singen, während Sergeant Howie lebendig verbrennt.


Neuinterpretation Lord Summerisles[]

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Schwester Summerisle im Remake Wicker Man – Ritual des Bösen, 2006 – Verkörpert von Ellen Burstyn.

In der 2006 produzierten Neuverfilmung unter dem Titel Wicker Man – Ritual des Bösen wurde der Part des Kult-Anführers Lord Summerisle gewissermaßen gegendert und mit der neu erschaffenen Figur der Schwester Summerisle, gespielt von Ellen Burstyn, zur Anführerin einer matriarchalischen Sekten-Gemeinschaft auf der abgelegenen Insel Summerisle gemacht, die wie eine Bienenkönigin in ihrem Stock ihren Schwarm beherrscht.

Die Handlung wurde zudem vom Schottland der 1970er Jahre in die USA der mittleren seinerzeitige 2000er verlegt, wie es bei vielen amerikanischen Remakes europäischer Klassiker der Fall war und ist.

Christopher Lee äußerte sich in einem Interview mit der Tageszeitung The Scotsman vom September 2005 eher kritisch über das Remake im Allgemeinen und die Neuinterpretation seiner alten Rolle als weibliche Figur im Besonderen:

Was ich davon halte, dass die Rolle von einer Frau gespielt wird, obwohl sie 1972 von einem Mann gespielt wurde, als Teil einer schottisch-heidnischen Gemeinschaft, und jetzt wird sie von einer Frau mit demselben Namen gespielt? Was ich davon halte? Nichts. Es gibt nichts zu sagen.

(engl. Original “What do I think of it being played by a woman, when it was played by a man in 1972, as part of a Scottish pagan community, and now it's played by a woman with the same name? What do I think of it? Nothing. There's nothing to say.“)

Wissenswertes[]

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Lord Summerisle mit einem Apfel - Publicityfoto von CHristopher Lee, 1973.

  • Lord Summerisle-Darsteller Christopher Lee hatte sich eigenen Worten nach derart in das originelle Drehbuch verliebt, dass er bereit war, auf seine Gage zu verzichten und gänzlich ohne Bezahlung an dem Film gearbeitet hatte. So lange er lebte, erzählte Lee in Interviews immer wieder, dass die Rolle des Lord Summerisle seine Lieblingsrolle gewesen sei und, dass The Wicker Man der beste Film war, an dem er je beteiligt gewesen war.
  • Lee bezahlte die Presse-Tour durch die Vereinigten Staaten von Amerika, um den Film zu bewerben, komplett aus eigener Tasche und machte überall halt, wo man ihn zum Film interviewen wollte.
  • Obgleich die Handlung des Films im Mai spielt, fanden die Dreharbeiten im Oktober und November statt, weswegen man künstliche Apfelblüten herstellen und an den winterlich nackten Bäumen befestigen musste. Zudem mussten Christopher Lee und die anderen Hauptakteure während der Außenaufnahmen zwischen den einzelnen Takes ständig Eiswürfel lutschen, um zu vermeiden, dass der kondensierte Atem vor dem Mund zu sehen ist.
  • Als Kulisse für die fiktive Insel Summerisle diente die Küste von Galloway in Schottland. Eine von Christopher Lees Schauspielkolleginnen, Britt Ekland, die die verführerische junge Wirtstochter spielte, sorgte für einen Eklat, indem sie die Gegend als “den trostlosesten Ort auf Erden“ (“The bleakest place on Earth“) bezeichnete. Nach zahlreichen Beschwerden sahen sich die Produzenten gezwungen, sich öffentlich bei den örtlichen Bewohnern zu entschuldigen.
    Ekland sollte ein Jahr später mit Christopher Lee zusammenarbeiten. Im James Bond-Film Der Mann mit dem goldenen Colt verkörperte er den Titelschurken Francisco Scaramanga und sie das Bondgirl Miss Goodnight.
  • Der Film wäre um ein Haar für immer verloren gegangen. Das Originalnegativ der ursprünglichen Langfassung und die für den Verleih hergestellten Kopien wurden infolge eines Irrtums zusammen mit alten, ausgemusterten Filmrollen aus dem Archiv der Shepperton Studios kleingeschreddert und als Füllmaterial in den damals im Bau befindlichen M3 Motorway eingearbeitet.
    Bloß weil zwei oder drei gekürzte Kopien bereits nach Übersee verschickt worden waren, konnte The Wicker Man überdauern. Lediglich eine Szene, in der Christopher Lee als Lord Summerisle einen Vortrag über Äpfel hält, gilt bis heute als verloren, nur einige Publicity-Fotos aus dieser sind erhalten geblieben.
  • Der Name der von Lord Summerisle angerufenen Göttin der Obstfelder, Avellenau, geht zurück auf das alt-walisische Wort “avellen(n)“, das je nach Kontext Apfelbaum oder Obstbaum bedeutet. Eine tatsächliche Gottheit dieses Namens hat allerdings zu keiner Zeit wirklich existiert.
  • Die hölzernen Beine des gewaltigen Weidenmannes (engl. Wicker Man), in den Lord Summerisle und seine Leute den unglücklichen Sergeant Howie gesperrt und verbrannt hatten, verblieben nach dem Ende der Dreharbeiten ganze dreißig Jahre an der Location in Burrowhead, Schottland, und avancierten zu einem beliebten Ausflugsziel für begeisterte Cineasten. 2006 jedoch waren sie von Unbekannten abgesägt und gestohlen worden.
  • Edward Woodward, der Lord Summerisles Widersacher von der Polizei spielte, hatte während seiner Sterbeszene im Bauch des Weidenmannes mit erheblichen Problemen zu kämpfen.
    • Zunächst musste er seinen Text von großen Stichworttafeln ablesen, da die Szene sehr kurzfristig und spontan gedreht worden war, weil an jenem Tag zufällig gerade günstige Wetterbedingungen herrschten und er somit keine Zeit mehr hatte, sich vorzubereiten.
    • Woodward war zusammen mit mehreren Tieren, Schafen, Ziegen, Gänsen usw. in den Weidenmann gesperrt worden. Die auf engstem Raum im Fach über ihm eingesperrte Ziege war derart verängstigt, dass sie auf den Schauspieler hinab urinierte.
  • Christopher Lee hätte die Rolle seines Gegenspielers Sergeant Howie gerne mit seinem alten Freund und Kollegen Peter Cushing (Baron Frankenstein, Gouverneur Tarkin) besetzt. Dieser war jedoch aufgrund anderer filmischer Verpflichtungen verhindert.
  • Die Perücke, welche Christopher Lee als Lord Summerisle trug, wurde im Laufe der Jahre mehrfach als unpassend und unecht aussehend bezeichnet und in weiterer Folge immer wieder als Quelle für Spott und Häme herangezogen.
    Die Intention hinter der goldblonden Haarmähne war, dass sie, vom Wind zerzaust, an die Strahlen der Sonne erinnern sollte und zudem Assoziationen an eine Löwenmähne wecken sollten. Auf symbolische Weise sollte verdeutlicht werden, dass Lord Summerisle in der Tat der König der Insel und das menschliche Sprachrohr zu seinem Gott der Sonne verkörpert.
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