Sándor Korvin, genannt auch “Das Phantom der Oper“, ist der titelgebende, schurkische Hauptprotagonist im Fernsehfilm Das Phantom von Budapest (Phantom of the Opera) von Robert Markowitz aus dem Jahr 1983 und basiert lose auf dem gleichnamigen Charakter aus dem klassischen französischen Schauerroman Le Fantôme de l'Opéra von Gaston Leroux aus dem Jahr 1910.
Dargestellt wurde der unberechenbare Wahnsinnige, der sein säureverbranntes Gesicht hinter einer unheimlichen Maske verbirgt und die ganze Magyar Állami Operaház terrorisiert, während er eine junge Sängerin stalkt, die er für eine Reinkarnation seiner verstorbenen Ehefrau hält, vom österreichischen Oscarpreisträger Maximilian Schell (*1930; †2014).
In der, 1992 im Auftrag des ARD entstandenen, deutschen Synchronfassung wurde er von Erik Schumann (*1925; †2007) gesprochen. In der Neuübersetzung anlässlich der DVD-Veröffentlichung des Films im Jahr 2006, wurde er von Joachim Kerzel (*1941) synchronisiert.
Charakterbiographie[]
Vorgeschichte[]
Jahrelang lebte Sándor Korvin nur für die Musik und brachte es bis zum renommierten Dirigenten der Ungarischen Staatsoper in Budapest. Ein spätes Glück im Leben erlangte er in bereits fortgeschrittenen mittleren Jahre mit der schönen, jungen Sopranistin Elena, die seine Ehefrau wurde und die er seither mit unendlicher Leidenschaft protegiert, um sie zum Star der Oper zu machen. In der Rolle der Marguerite in Gounod's Faust soll sie ihren Einstand auf der Opernbühne feiern.
Mit, an Besessenheit grenzender Hingabe peitscht er das Orchester, sowie auch die Sängerinnen und Sänger durch endlos lange Proben, um seine unsichere Gattin zu Bestleistungen anzuspornen, insbesondere, da ihre Stimme bei Nervosität meist zu versagen droht. Um ihr für ihr bevorstehendes Debut Mut zu machen, engagiert Sándor heimlich den Claqueur Balas, der das Publikum zu Beifallsstürmen motivieren soll.
Neben Korvin hat jedoch auch der Eigner des Opernhauses, der maliziöse Baron Hunyadi ein Auge auf die sensible Sängerin geworfen. Als sie seine Avancen ausschlägt, besticht der Baron den Claqueur und auch Kraus, den populärsten Kritiker Budapests. Am Abend der Premiere nimmt schließlich die Tragödie ihren Lauf. Während der Aufführung krakeelt Balas bei jedem Auftritt Elenas und buht sie gnadenlos aus. Hilflos muss Sándor vom Dirigentenpult aus mitansehen, wie seine hoffnungslos verunsicherte Frau die Nerven verliert und ihre Stimme zu einem heiseren Kieksen bricht, woraufhin sie bald vom gesamten Auditorium gnadenlos ausgepfiffen und -gebuht wird.
Kraus, der ebenfalls von Baron Hunyadi bezahlt worden war, hat in der Zwischenzeit eine bereits vorgefasste vernichtende Kritik in der Zeitung veröffentlicht, die Elena Korvins Karriere zerstört, ehe sie beginnen hätte können. Von Kummer und Scham erfüllt, nimmt sie sich das Leben, indem sie sich von einer Brücke in die Donau stürzt.
Geburt des Phantoms[]

Die Säure frisst sich in Sándors Gesicht - Publicityfoto für "Das Phantom von Budapest", 1983.
Außer sich vor Trauer und Zorn, beginnt Sándor einen grausamen Rachefeldzug gegen die Verschwörer. Zunächst lauert er Balas auf und hackt dem “Applausspezialisten“ die rechte Hand ab. Danach begibt er sich in die Arbeitsräumlichkeiten des Kritikers Kraus. Dort erpresst er zunächst ein schriftliches Geständnis, das Baron Hunyadi als Drahtzieher hinter dem Komplott entlarven würde. Sándor will jedoch nach dem Tod seiner über alles geliebten Frau Blut sehen und verbrennt das Schreiben.
Als Kraus plötzlich eine Pistole zieht, eskaliert die Situation. Es kommt zu einem heftigen Handgemenge, im Zuge dessen ein Feuer ausbricht und eine volle Flasche Schwefelsäure zum ätzen von Druckplatten umkippt und ihren zerstörerischen Inhalt auf dem Fußboden ergießt. Zuletzt löst sich ein Schuss, der Kraus tötet und Sándor, der gegen den Aktenschrank sackt, gerät mit seinem Gesicht genau unter die noch immer herabfließende Säure.
Während er sich vor Schmerz schreiend auf dem Boden windet, frisst sich die ätzende Flüssigkeit gnadenlos in sein Gesicht und seine Hände. Besinnungslos geworden, wäre er beinahe den Flammen zum Opfer gefallen, wird aber im letzten Augenblick von Lajos, dem stummen Rattenfänger der Oper gerettet. Dieser hat Elena verehrt und sich an Sándors Fersen geheftet, als er von der Verschwörung erfuhr.
Von seinem Retter wird der schwer entstellte Sándor über allerlei Treppen und Gänge in die katakombenartigen Gewölbe unterhalb des Opernhauses geschafft und gesund gepflegt. Mit einer Gesichtsmaske und einem wallenden schwarzen Mantel aus dem Kostümfundus versehen, studiert Sándor die uralten Pläne des Opernhauses und prägt sich sämtliche, längst vergessenen Geheimgänge ein, sodass er fortan überall in dem Gebäude nach Belieben auftauchen und verschwinden kann und schon bald die Legende entsteht, dass ein Phantom in der Oper umgeht.
Wiedererstandene Liebe[]
Vier Jahre lang sucht Sándor als Phantom der Oper den Tempel der schönen Künste von Budapest heim, bringt es fertig, den Besucherinnen unbemerkt Colliers, Armbänder und sogar Ringe von den Fingern zu stehlen; ebenso wie die originalen Baupläne des Hauses aus dem Büro von Baron Hunyadi und sogar ein kostbares Harmonium, auf dem er in seinem unterirdischen Versteck bevorzugt die schwermütigen Melodien aus Gounod's Faust im Angedenken an seine verlorene Elena spielt.
Eines Tages, während dessen er von seinem Versteck in Loge Nummer Fünf der Probe für die Wiederaufnahme von Faust lauscht, wird er auf die junge Sängerin Maria Gianelli aufmerksam, die seiner verstorbenen Elena wie aus dem Gesicht geschnitten zu sein scheint, im Gegensatz zu dieser jedoch deutlich selbstbewusster ist. Maria soll als Zweitbesetzung für die eitle und arrogante Diva Brigida Bianchi agieren, die als derzeitige Geliebte des Barons Hunyadi allerlei Narrenfreiheiten genießt und sowohl das Ensemble als auch die Mitarbeiter hinter den Kulissen unentwegt kritisiert und tyrannisiert.
Sándor, der sich der fixen Idee hingibt, dass seine geliebte Frau zurückgekehrt ist, nimmt Kontakt zu der, in ärmlichen Verhältnissen lebenden Sopranistin und unterbreitet ihr das Angebot, ihre vielversprechende, jedoch noch lange nicht perfekte Stimme auszubilden und eine große Sängerin aus ihr zu machen. Zudem sollen die im Geheimen abgehaltenen Proben in seinem alten Haus stattfinden, wo sie die alten Kleider Elenas tragen muss.
Die Vereinbarung trägt zunächst süße Früchte – Maria macht erstaunlich schnell Fortschritte, zudem spielt Sándor der affektierten Madame Bianchi mehrere boshafte Streiche, bis diese entnervt abreist. Während bereits Plakate, die Marias großes Debut ankündigen, den Haupteingang zieren, beginnen jedoch einige unerwartete Wendungen Sándors Zorn zu erregen – zwischen Maria und dem englischen Regisseur Michael Hartnell entwickelt sich eine Romanze und auch Baron Hunyadi macht ihr Avancen.
Nachdem Sándor Hartnell im türkischen Bad aufgelauert und mit dem Tod gedroht hat, sollte er nicht die Finger von dem Mädchen lassen, hat dieser sich von Maria distanziert. Gleichzeitig hat er die Schlösser des alten Korvin-Hauses ausgetauscht und ihr somit den Zugang zu den komfortablen Räumlichkeiten verwehrt.
Rache, Zorn & Eifersucht[]

Sándor sägt den schweren Kronleuchter ab - Publicityfoto für "Das Phantom von Budapest", 1983.
Auf ihre schriftliche Bitte hin, trifft er sie auf dem alljährlichen Künstler-Maskenball. Bei einem gemeinsamen Tanz stellt Sándor klar, dass Maria “ihm gehört“ und, dass er jeden Mann töten würde, der sich zwischen sie beide stellt, sei es Hartnell oder sonst jemand. Als sie daraufhin die Flucht ergreift und die Einladung des ebenfalls anwesenden Barons Hunyadi annimmt, nach Hause gefahren zu werden, werden beide von Lajos, der den Platz des Chauffeurs eingenommen hat, entführt.
An einem Zugang zur Kanalisation, von wo aus man sein Versteck unterhalb der Oper ebenfalls erreichen kann, wartet Sándor bereits auf sie und führt sie in die Finsternis hinunter. Während Maria betäubt wurde, gibt Sándor sich dem Baron zu erkennen und beabsichtigt, seine seit vier langen Jahren gehegten Rachegelüste endlich zu stillen.
Der Baron feilscht um sein Leben und bietet an, seinen Einfluss zu nutzen, um aus Maria den Star zu machen, den Sándor ursprünglich aus Elena machen wollte. Zum Schein lässt dieser sich auf den Handel ein und schickt ihn fort; jedoch nur, um den Baron Hunyadi in der Enge seines Automobils von seinem eigens dressierten Raben zu Tode hacken zu lassen und die Leiche anschließend kopfüber in die Kerker-Kulisse für Faust zu hängen.
Zwei Tage später erwacht Maria aus ihrer Betäubung; über und über behangen mit den von den Opernbesucherinnen gestohlenen Juwelen. Sándor erklärt, er wolle sie vor demselben Schicksal zu bewahren, das seine Elena ereilt hat. Nachdem sie zum Schein auf seine Liebesbeteuerungen eingeht, packt sie jedoch die Neugier. Sie reißt ihm die Maske vom Gesicht und enthüllt seine, von den Verätzungen auf das Schrecklichste entstellte Fratze.
Vollkommen außer sich vor Wut, zwingt er sie, die vernarbte Kraterlandschaft anzufassen um zu sehen, dass es keine “Maske unter der Maske“ ist und erklärt, dass er sie nun nie wieder fortlassen würde. Während sie noch versucht, sich von ihrem Schock zu erholen, enthüllt er eine weibliche Leiche in ihren Kleidern. Wenn ihr Körper aus der Donau gefischt wird, so ist er überzeugt, würde die Polizei annehmen, dass Maria Gianelli tot sei und die Suche nach ihr einstellen werde.
Tödliches Finale[]
Während Sándor die Tote fortbringt, um sie in die nächtliche Donau zu werfen, hat Michael Hartnell, der Maria nicht aufgegeben hat, nach akribischer Recherche das Versteck des Phantoms ausfindig gemacht. Nach einem kurzen Kampf mit Lajos kann er die völlig apathische junge Frau in die Freiheit führen. Sándor, der bei seiner Rückkehr feststellen muss, dass sein langjähriger treuer Kamerad versagt hat, ermordet er auch ihn hinterrücks mit einem Dolch.
Danach beabsichtigt er, da er im Leben keinerlei Sinn mehr sieht, nachdem er “seine Elena“ zum zweiten Mal verloren hat, einen letzten Akt des Schreckens, um sich an den grausamen Menschen zu Rächen, die mit ihren Buhrufen seine Frau in den Tod getrieben haben.
Er steigt hoch hinauf auf den Dachboden der Oper und klettert durch die schmale Deckenöffnung auf den gewaltigen Kronleuchter über dem Zuschauerraum hinab und beginnt, die dicke Kette mit einer Metallsäge durchzusägen. Sein Selbstmord soll so viele Opernbesucher wie nur möglich mit in den Tod reißen.
Als die Kette schon beinahe durchtrennt ist, bemerkt er jedoch Maria, die im Publikum genau unter ihm sitzt – als Köder für eine Falle, die Hartnell und der zuständige Polizeiinspektor für ihn aufgestellt hatten, in der trügerischen Annahme, er würde erneut versuchen, sie zu entführen.
Obwohl er im letzten Augenblick versucht, wieder nach oben zu klettern, ist es zu spät. Die angesägte Kette reißt und er stürzt mitsamt dem gewaltigen Kronleuchter in die Tiefe.
Während Maria das drohende Unheil rechtzeitig bemerkt und buchstäblich in allerletzter Sekunde ausweichen kann, zerschmettert der Leuchter den Zuschauerraum und begräbt Sándor Korvin unter seinem tonnenschweren, tödlichen Gewicht.
Auftritte[]
1983: Das Phantom von Budapest (Phantom of the Opera) – Fernseh-Horrorfilm, gedreht von Robert Markowitz, nach dem Drehbuch von Christine Berardo, sehr lose basierend auf dem Roman Le Fantôme de l'Opéra von Gaston Leroux.
Wissenswertes[]
- Jahrelang schien der 1983 gedrehte Film Das Phantom von Budapest in keiner einzigen offiziellen Online-Filmographie von Hauptdarsteller Maximilian Schell auf. Erst als der deutschsprachige Wikipedia-Artikel zum Film am 27. September 2006 veröffentlicht wurde, wurde der Eintrag auf IMDB.com und anderen Portalen vorgenommen.
- Die Verunstaltung des Phantoms wurde vom US-amerikanischen Maskenbildner und Special-Effects-Künstler Stan Winston (*1946; †2008) designt und ist in ihrer Gestaltung eine Hommage an das ikonische Make-up von Lon Chaneys Inkarnation der Figur aus dem Jahr 1925.
- Während der werkgetreue Originaltitel Phantom of the Opera auf Deutsch in Das Phantom von Budapest übersetzt wurde, wurde der Film in Schweden unter dem Titel Terror of the Phantom veröffentlicht.
- Obwohl es nicht explizit dargestellt wird, gibt es doch einige dezente Hinweise darauf, dass Sándor Korvin Maria Gianelli kurz nach der Demaskierung vergewaltigt hat. Ein erstes Indiz dafür ist die Art und Weise, in der er seine Hand auf sie legt, ehe die Szene mit ihrem grauenerfüllten Schrei und einem Blackout endet. Weitere Anhaltspunkte bestehen in ihrem zerzausten Aussehen in der nächsten Szene und seinem fast schuldbewussten beiseiteblicken, welches sich gleich darauf in ein dreckig anzügliches Grinsen wandelt, als sie ihm voller Ekel einen Bissen Brot entgegenspuckt.
Das Phantom von Budapest wäre somit, neben Dario Argento's Il Fantasma dell’opera von 1998, eine von bislang zwei Filmadaptionen des Phantom der Oper-Stoffes, in denen das Phantom intimen Kontakt zu der von ihm angebeteten Sängerin hat.
- Die Innenaufnahmen für die Budapester Oper wurden eigentlich im József Katona Theater in Kecskemét gedreht.
- Hauptdarsteller Maximilian Schell war bekannt dafür, bei einigen seinen Rollen gelegentlich ins “Overacting“ zu verfallen. Seine Darstellung des Phantoms gilt als sehr klares Beispiel hierfür.
- Das Set für das Versteck des Phantoms wurde im Keller-Lagerraum unterhalb einer ungarischen Brauerei errichtet.
- Auch wenn die Filmadaption, wie die meisten Phantom der Oper-Verfilmungen, inhaltlich praktisch nichts mehr mit der Romanvorlage gemeinsam haben, so wurde zumindest für die Demaskierungsszene einige Textpassagen fast eins-zu-eins übernommen. Insbesondere jene Stelle, an der das Phantom die entführte junge Sängerin zwingt, sein entstelltes Gesicht zu berühren um jeden Zweifel auszuräumen, dass er nicht doch eine “Maske hinter der Maske“ trägt.