Samael (hebräisch סַמָּאֵל) ist ein Erzengel aus der jüdischen und christlichen Mythologie. Er erfüllt oft grausame und destruktive Pflichten. Daher wird er in einigen religiösen Texten als böse oder als gefallener Engel beschrieben. Im Judentum wird er oft auch mit Satan oder Luzifer gleichgesetzt.
Name[]
Der hebräische Name סַמָּאֵל (Sammāʾēl) bedeutet "Das Gift / die Blindheit Gottes". Kohut führt die Namensbedeutung "Gift Gottes" darauf zurück, dass Samael (in seiner Funktion als Todesengel) die Menschen mit einem Gifttropfen tötet.[2]
Biografie[]
Laut der griechischen Baruch-Apokalypse pflanzte Samael im Garten Eden den Weinstock, welcher Adam und Eva zum Sündenfall führte. Aus der Quelle geht auch hervor, dass er zu diesem Zweck die Gestalt der Schlange angenommen hat. Im Pirqe de Rabbi Eliezer (Kapitel 13) wird jedoch angegeben, dass die Schlange keine Gestalt Samaels war, sondern von diesem "wie ein Kamel geritten" wurde. Auch wird er in diesem Kapitel als Engel mit zwölf Flügeln beschrieben, welcher in der Hierarchie noch über den Seraphim (diese haben nur sechs Flügel) steht. In Kapitel 21 des Pirqe wird ferner behauptet, dass Samael der Vater von Kain war.
Als Todesengel findet Samael erstmals im Targum Pseudo-Jonathan zu Gen 3,6 Erwähnung.
Gen 32,23–33 beschreibt, wie Jakob (ein Enkel Abrahams und dritter Erzvater Israels) die ganze Nacht über mit einem unbekannten Angreifer ringt, welcher meist als Samael identifiziert wird. Obwohl sein Gegner ihn an der Hüfte trifft, kann er Jakob nicht besiegen. Bei Tagesanbruch bittet der Unbekannte ihn schließlich darum, ihn loszulassen. Jakob willigt nur unter der Bedingung ein, dass er ihm seinen Segen gibt. So geschieht es, und Jakob erhält von seinem Kontrahenten, der seinen Namen nicht nennen will, den Namen Israel, da er mit Gott selbst gerungen habe, ohne eine Niederlage einzustecken. [Die Idenfizierung von Jakobs Gegner als Samael lässt sich damit erklären, dass Samael als Patron bzw. Schutzengel des Römischen Reiches gilt, welches Israel antagonisierte und mit dem wiederum Edom und Jakobs Zwillingsbruder Esau identifiziert wurden.]
In der Erzählung Die Himmelfahrt Moshes wird Samael, hier wieder in seiner Funktion als Todesengel, wie folgt beschrieben:
"Es gab noch einen anderen Engel im siebenten Himmel, im Aussehen von allen anderen unterschieden und schrecklich anzusehen. Er war so riesig, daß man fünfhundert Jahre laufen müßte für das Maß seiner Höhe, und vom Scheitel bis zur Sohle hatte er grausige Augen, bei deren Anblick der Betrachter vor Schrecken niederfiel. „Dieser hier,“ wandte sich Metatron an Moshe, „ist Samael, der den Menschen die Seele nimmt.“ - „Wohin geht er jetzt?“ fragte Moshe, und Metatron antwortete: „Er holt die Seele von Ijob dem Frommen.“ Da betete Moshe zu Gott mit den Worte: „O möge es dein Wille sein, mein Gott und Gott meiner Väter, daß ich niemals in die Hände dieses Engels falle.“[3]
Beim ihrem Auszug aus Ägypten versucht Samael vergeblich, die Israeliten vor Gott anzuklagen, da diese bis dahin Götzenanbeter waren.[4]
Im Midrash Jalammedenu (Exodus 14,25) wird Samael jedoch, in positiver Funktion, als der Engel dargestellt, welcher beim Auszug der Israeliten aus Ägyten das Rote Meer teilt und die Räder an den Streitwagen der verfolgenden Ägypter blockiert.
Laut dem Pirqe de Rabbi Eliezer (45,5-6) verbarg sich Samael im Goldenen Kalb, um die Israeliten in die Irre zu führen.
In den Erzählungen zum Tod von Moses versucht Samael (wieder in seiner Rolle als Todesengel), die Seele des sterbenden Propheten zu erlangen und in den Himmel zu überführen. Er scheitert jedoch, da er von Moses gezüchtigt wird.[5] Samael bemerkt nicht, dass Moses' Seele schließlich von Gott selbst in Empfang genommen und unter seinem Thron geborgen wird. Da er nicht zu Gott zurückkehren möchte, ohne dessen Befehl ausgeführt zu haben, sucht er verschiedene Orte im Diesseits und im Jenseits nach ihm ab. Als Samael bei seiner Suche nach Moses das Paradies erreicht, wird ihm von den anderen Engeln, welche das Tor bewachen, der Zutritt verwehrt, da er ein Frevler und Bösewicht ist. Über einen Umweg gelangt er aber trotzdem hinein, wobei er sowohl vom Paradies selbst, als auch von den Bäumen des Lebens und der Erkenntnis eine negative Antwort auf die Frage erhält, ob Moses hier gewesen sei. Nachdem er schließlich die Sterblichen nach Moses befragt hat, gibt Samael scheinbar engdültig die Suche auf.[6]
Äthiopisches Henochbuch[]
Im Äthiopischen Henochbuch wird Samael als Mitglied einer Gruppe von Wächter-Engeln (unter der Führung von Samyaza) genannt, welche zur Erde hinabsteigen, um sich mit menschlichen Frauen zu paaren. Daraufhin gebären die Frauen Riesen (Nephilim), welche bei der Sintflut ausgelöscht werden.
Hebräisches Henochbuch[]
Das Hebräische Henochbuch erwähnt Samael als Herr der Verführer, welcher jedoch (anders als in einigen anderen Texten) klar von Satan abgegrenzt wird (14,2). Weiterhin wird er dort erneut als Schutzengel von Rom genannt (6,26).
Gnosis[]
Die Nag-Hammadi-Schriften (Apokryphon des Johannes, Vom Ursprung der Welt, Hypostase der Archonten) erwähnen Samael als einen der drei Namen des Demiurgs; die anderen sind Jaldabaoth und Saklas. Seine Gestalt ist die einer Schlange mit Löwenkopf. Als Jaldabaoth den Status der Göttlichkeit für sich alleine beansprucht, nennt Sophia ihn "Samael" ("Blinder Gott"); aufgrund seiner Ignoranz.
Kabbala[]
In der Schrift Abhandlung über die linken Emanationen aus dem Jahre 1265 von Rabbi Isaak ben Jakob ha-Cohen wird Samael erstmals als Partner von Lilith, der ersten Frau Adams, erwähnt. Samael und Lilith gelten als böses Pendant zu Adam und Eva und als Herrscher bzw. Eltern einer Schar böser Dämonen [u.a. Sariel ("das Schwert von Samael"), Asmodeus und/oder eine jüngere Lilith]. Die Zohar beschreibt Samael auch als Partner von Naamah, Agrat Bat Mahlat und Eisheth Zenunim, welche zusammen mit Lilith die "Vier Engel der heiligen Prostitution" bilden. Laut der eingangs erwähnten Abhandlung wurde Samael von Gott kastriert, um zu verhindern, dass die Welt von ihren dämonischen Nachkommen überrannt wird, weshalb Lilith nun mit Männern Unzucht treibt.
Johannes Trithemius[]
In seinem 1508 veröffentlichten Traktat De septem secundeis id est intelligentiis sive spiritibus orbes post deum moventibus (deutsch: Über die sieben Erzengel, die nach dem Willen Gottes die Planeten bewegen und die Geschicke der Welt lenken) nennt Johannes Trithemius Samael als einen der sieben Erzengel, die jeweils einem der sieben Planeten zugeteilt sind und die das Weltgeschehen jeweils für einen Zeitraum von 354 Jahren und 4 Monaten lenken. Dabei steht Samael für den Palneten Mars. Die anderen Erzengel mit ihren jeweiligen Planeten sind: Oriphiel (Saturn), Anael (Venus), Zachariel (Jupiter), Raphael (Merkur), Gabriel (Mond) und Michael (Sonne).
Quellen[]
- ↑ Deuteronomium Rabba (hier wird er "Smoel" genannt)
- ↑ Kohut, Alexander: Über die jüdische Angelologie und Dämonologie in ihrer Abhängigkeit vom Parsismus
- ↑ https://archive.org/details/GinzbergLouisTheLegendsOfTheJews3DeutscheUebersetzung/page/n41/mode/1up
- ↑ https://archive.org/details/GinzbergLouisTheLegendsOfTheJews3DeutscheUebersetzung/page/n85/mode/1up
- ↑ https://archive.org/details/GinzbergLouisTheLegendsOfTheJews3DeutscheUebersetzung/page/n324/mode/1up
- ↑ https://archive.org/details/GinzbergLouisTheLegendsOfTheJews3DeutscheUebersetzung/page/n328/mode/1up