“Locksley!!! Ich schneide Euch Euer verdammtes Herz mit einem Löffel heraus!!!”
— Der Sheriff von Nottingham schwört, Robin Hood zu töten
Der Sheriff von Nottingham ist der Hauptantagonist im Abenteuerfilm Robin Hood – König der Diebe (Robin Hood: Prince of Thieves) von Kevin Reynolds aus dem Jahr 1991 und basiert auf dem gleichnamigen Charakter aus der mittelalterlichen englischen Folklore.
Obwohl er als offiziell ernannter Vertreter des Gesetzes der englischen Krone für Recht und Ordnung in der Grafschaft Nottinghamshire sorgen sollte, macht er sich die Abwesenheit von König Richard Löwenherz während des Dritten Kreuzzuges zunutze, um seine Macht innerhalb seines Hoheitsgebietes immer weiter auszubauen, die Bevölkerung mit erbarmungsloser Härte zu unterdrücken und mit an Wucher grenzenden Steuern auszubluten.
Jene, welche sich ihm in den Weg stellen, beseitigt er ohne zu zögern und erschafft sich damit selbst seinen schlimmsten und hartnäckigsten Gegenspieler Robin Hood, nachdem er dessen Vater Lord Locksley ermordet- und sein Familienschloss niedergebrannt hat.
Dargestellt wurde der grausame Despot vom britischen Charakterdarsteller Alan Rickman (* 1946; † 2016), der auch Schurken wie den kultivierten Terroristen Hans Gruber im Action-Klassiker Stirb Langsam (1988), Severus Snape in Harry Potter (2001-2011) oder den maliziösen Richter Turpin in der Filmadaption von Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street (2007) verkörperte.
Die deutsche Synchronisation in der Kinofassung übernahm Peter Fricke (* 1939), der auch den Sheriff von Nuttingham in Robin Hood – Helden in Strumpfhosen (1991), Horatio Jackson in Die Abenteuer des Baron Münchhausen (1988) und Ramsley in Die Geistervilla (2003) synchronisierte.
In der DVD-Special Edition wurde er von Lutz Riedel (*1947) synchronisiert, der auch Senator Aaron McComb in Timecop (1994), Simon Skinner in Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis (2007) und Gouverneur Tarkin in Rogue One: A Star Wars Story (2016) sprach.
Charakterbiographie[]
Vorgeschichte[]
Während der blutigen Jahre des Dritten Kreuzzuges begann George von Nottingham, der ebenso einflussreiche wie korrupte Sheriff der wohlhabenden Grafschaft Nottinghamshire, sich die Abwesenheit des Königs von England zunutze zu machen und seine Machtposition innerhalb seines Verwaltungsbezirkes stetig zu vergrößern, um schließlich selbst die Krallen nach der Krone auszustrecken. Beraten wurde er dabei, wie stets, von der abstoßenden alten Hexe Mortianna, mit der zusammen er insgeheim den Teufel verherrlicht und bizarre Rituale praktiziert.
Angeführt von seinem brutalen Vetter Sir Guy von Gisbourne, untersteht dem Sheriff ein volles Kontingent gut bewaffneter und schwer gerüsteter Soldaten, die er weniger zum Schutz der Menschen und zum Aufrechterhalten von Gesetz und Recht einsetzte, sondern vielmehr um die einfache Bevölkerung zu terrorisieren und einzuschüchtern.
Bauern und andere Angehörige des gemeinen Volkes, die seine in immer weitere Höhen getriebenen Steuern nicht bezahlen konnten ließ er gefangennehmen oder sofort töten, ihre Höfe in Brand stecken und ihre Töchter verschleppen, um sie zu Liebessklavinnen für sich und seine Leute zu “erziehen“. Jene, die sich retten konnten, suchten Zuflucht im weitläufigen Sherwood Forest, wo sie fortan als Vagabunden und Wegelagerer lebten und dabei nach wie vor vom Sheriff und seinen Schergen “zum Spaß“ gejagt wurden.
Einzig der rechtschaffene und königstreue Lord von Locksley wagte es, sich dem Sheriff zu widersetzen und seine Autorität anzuzweifeln. Aus diesem Grunde bezichtigte Nottingham den Edelmann öffentlich der Teufelsanbetung und ließ ihn von Gisbourne ermorden. Schloss Lockskey wurde geplündert und niedergebrannt und die umgebenden Ländereien kurzerhand vom Sheriff konfisziert. Das Schweigen seiner Exzellenz, des Bischofs von Hereford in dieser Angelegenheit erkaufte er sich mit reichen “Spenden“, mit denen der geldgierige Kleriker seine Prunksucht stillen konnte.
Der König der Diebe[]
Als Nottinghams Machtposition gefestigt scheint und er sicher ist, dass der Thron bereits in greifbare Nähe gerückt ist, kehrt jedoch Lord Locksleys Sohn Robin, der während des Kreuzzuges in Gefangenschaft geraten war, nach England zurück. Nachdem dieser feststellen musste, dass sein Vater tot, sein Heim niedergebrannt und er selbst auf Geheiß des Sheriffs de-facto enteignet wurde, schwört er ihm ewig Rache.
Von Gisbourne erhält der Sheriff einen ersten Bericht über den kampferfahrenen Edelmann, nachdem dieser am Hof der Lady Marian, der Cousine des Königs, mit ihm aneinandergeraten ist. Bald darauf begegnet Nottingham ihm selbst, als Robin in Verkleidung bis zum Bischof vordringen konnte, um diesen nach seiner Rolle bei den Anschuldigungen gegen seinen Vater zu befragen, und dabei feststellen musste, dass dieser auf der Gehaltsliste des Sheriffs steht. Diese erste persönliche Konfrontation endet für den eitlen Sheriff besonders schmerzhaft, mit einer breiten Schnittwunde im Gesicht.
Fortan bereitet er ihm laufend Schwierigkeiten, denn der heimgekehrte Edelmann verbündet sich, sehr zu Nottinghams Verdruss, mit den vogelfreien Vagabunden im Sherwood Forest und verübt zusammen mit ihnen zahlreiche Überfällt auf die wohlhabenden Verbündeten des Sheriffs und verteilt das erbeutete Gold unter den Armen.
Um Robin habhaft zu werden, lässt er umgehend mehrere Dörfer verwüsten und setzt ein stattliches Kopfgeld auf seine Ergreifung aus, in der Hoffnung, die ausgebeuteten Bauern würden ihn, gelockt von der Aussicht auf die reiche Belohnung, ausliefern.
Griff nach der Krone[]
Im selben Maß, in dem Nottingham seinen Würgegriff um das gequälte Volk immer enger schließt, um es in Schach zu halten, wächst die Beliebtheit Robins, der den Sheriff und seine Getreuen um immer mehr Besitztümer bringt, welche er großzügig an die Bevölkerung verschenkt. In seinem wachsenden Zorn tötet der Sheriff seinen eigenen Vetter Gisbourne wegen dessen fortgesetzten Versagens, den “König der Diebe“ endlich zur Strecke zu bringen.
Auf Mortiannas Rat hin, rekrutiert er eine Rotte grausamer keltischer Krieger, um “Robin Hood“ auszuschalten und nimmt zudem König Richards Cousine Lady Marian auf Schloss Nottingham in “Schutzhaft“, um mittels einer Eheschließung mit einem Mitglied der königlichen Familie noch näher zu kommen.
Die Gefangennahme der Sherwood-Vagabunden, nachdem er durch eine glückliche Fügung ihr Versteck im Wald ausfindig machen konnte, benutzt er dabei als Druckmittel. Er würde sie allesamt gnadenlos hinrichten lassen, wäre aber bereit sie zu begnadigen, wenn Lady Marian ihr Einverständnis zur Heirat geben würde.
Außerdem offenbart Mortianna, seine Beraterin und Wahrsagerin ihm zu diesem Zeitpunkt, dass er eigentlich ihr leiblicher Sohn ist, den sie im Säuglingsalter heimlich mit dem eigentlichen Kind Lord Nottinghams vertauscht hat und, dass es ihr großes Ziel sei, ihr eigen Fleisch und Blut auf den englischen Königsthron zu bringen.
Ein letztes Duell[]
Während der Vorbereitungen zur Zeremonie gelingt es aber Robin und seinen überlebenden Kameraden, Schloss Nottingham zu infiltrieren. Als der Sheriff bemerkt, dass sein totgeglaubter Widersacher noch immer am Leben ist, seine Freunde vor dem sicheren Tod retten konnte und zudem noch die Bauern zu einem Aufstand aufgewiegelt hat, schleift er Marian in die Kapelle, um die Eheschließung mit Zwang vornehmen zu lassen.
Gerade als er Marian auf den Stufen vor dem Altar mit Gewalt nehmen will, um die Ehe endgültig zu vollziehen, platzt Robin dazwischen. Mit gezücktem Schwert wirft Nottingham sich ihm entgegen und mit gekreuzten Klingen kämpfen sie auf Leben und Tod in dem Gewölbe.
Gerade als der Sheriff von Nottingham zum tödlichen Streich ausholen will, wird er von Robin von Locksley mit einem glatten Dolchstoß ins Herz getötet.
Erscheinungsbild & Persönlichkeit[]

Der Sheriff von Nottingham in vollem Ornat - Publicityfoto von Alan Rickman.
Der Sheriff von Nottingham ist ein herb-attraktiver großer, schlanker Mann Mitte Vierzig mit einem strengen Charaktergesicht, markanter Nase und stechend blickenden haselnussbraunen Augen. Sein halblanges schwarzes Haar umrahmt seinen Kopf wie eine Mähne, wobei vereinzelte Strähnen neckisch in seine Stirn fallen, was ihm ein verwegenes Aussehen verleihen soll; zudem trägt er einen sorgfältig zurechtgestutzten schwarzen Vollbart.
Während seiner fortlaufenden Auseinandersetzungen mit Robin Hood, muss er einen Streich an seiner rechten Wange einstecken, was ihn in seiner Eitelkeit regelrecht rasend macht. Seine Ärzte macht er dezidiert darauf aufmerksam, dass er “kleine Narben“ wünscht, als sie sich daran machen, den Schnitt in seinem Gesicht zu vernähen.
Gekleidet ist er in eine reich verzierte schwarze Cotte, entsprechend der Mode des zwölften Jahrhunderts, dazu schwarze Hosen und ebensolche hohe, schwarze Lederstiefel. Um die Schultern trägt er zuweilen einen weiten pelzverbrämten schwarzen Umhang und wenn er in ein Gefecht zieht, schlüpft er in einen mit Eisennieten verstärkten Waffenrock aus schwarzem Leder.
In seinem überdurchschnittlich exaltierten und überspannten Wesen ist der Sheriff kaltherzig, erbarmungslos, raffgierig, vor allem jedoch arrogant, eitel und affektiert, was auf eine stark ausgeprägte narzisstische Persönlichkeitsstörung hindeutet. Er ist derart von sich eingenommen, dass er die Steuern, die er dem gemeinen Volk abpresst sogar als Privileg betrachtet, denn schließlich ist es ihnen mit diesen Wucherabgaben immerhin erlaubt, seinen bequemen Lebensstil zu finanzieren. Seine Verletzung durch Robin von Locksley betrachtet er als übermäßige persönliche Schmähung, da die Schnittwunde an seiner Wange sein “makelloses Äußeres“ beeinträchtigt hat. Ebendarum verliert er genauso die Fassung, als er feststellen muss, dass Unbekannte das Antlitz seiner Statue mit einer aufgemalten Narbe quasi “aktualisiert“ haben.
Auftritte[]
Film & Fernsehen[]
- 1991: Robin Hood – Der König der Diebe (engl. Original Robin Hood: Prince of Thieves) – Spielfilm; gedreht von Kevin Reynolds nach dem Drehbuch von Pen Densham & John Watson.
Literatur[]
- 1991: Robin Hood – Der König der Diebe (engl. Original Robin Hood: Prince of Thieves) – Der Roman zum Film; geschrieben von Simon R. Green, basierend auf dem Drehbuch von Pen Densham & John Watson.
Herausgegeben wurde die Buchadaption von Berkley Pub Group im Januar 1991. Die deutsche Übersetzung von W. M. Riegel erschien noch im selben Jahr im Goldmann Verlag.
Zitate[]
“Damit ich das richtig verstehe: Robin Hood stiehl Geld, was recht mäßig meins ist, zwingt mich das Volk zu quälen und zu demütigen und dafür LIEBEN SIE IHN!”
— Der Sheriff von Nottingham begreift Robin Hoods Beliebtheit nicht
“Du!!! Halb Elf in meinen Gemächern! Und Du, Viertel vor Elf... und bring eine Freundin mit!”
— Der Sheriff von Nottingham befiehlt seine Liebessklavinnen zu sich
“Streicht die Küchenabfälle für die Aussätzigen! Keine Gnade mehr bei Hinrichtungen! … UND SAGT WEIHNACHTEN AB!!!”
— Der Sheriff von Nottingham reagiert auf Robin Hoods Beliebtheit
Wissenswertes[]
- Alan Rickman, der den niederträchtigen Sheriff verkörpert hatte, hatte die Rolle tatsächlich zweimal abgelehnt. Er ließ sich letztendlich überzeugen, den Part zu übernehmen, indem man ihm absolute Handlungsfreiheit bei der Gestaltung des Charakters zusicherte.
- Der zum regelrechten Kult-Zitat gewordene Ausspruch, “Locksley, ich schneide Euch Euer verdammtes Herz mit einem Löffel heraus!“ (engl. Original “I'm going to cut your heart out... with a spoon!“, war von Rickman improvisiert worden, nachdem er den eigentlichen Text zu fadenscheinig und eindimensional hielt.
Trotz des spontanen Einschubes gelang es seinen Kollegen Kevin Costner (Robin Hood) und Michael Wincott (Guy of Gisbourne), in ihren Rollen zu bleiben. Wincott führte die Szene sogar fort mit der Frage, “Warum mit einem Löffel, Vetter?“, woraufhin Rickman wiederum entgegnete, “Weil er stumpf ist, Trottel, es tut mehr weh!“
- Einige der provokanteren Dialogpassagen des Sheriffs entstammten den Federn von Komikerin Ruby Wax und Bühnenautor Peter Barnes, welche Alan Rickman um Hilfe bei seinem Text gebeten hatte, da er das Originaldrehbuch einfach schlecht geschrieben fand.
In einem Interview sagte Rickman, er wusste, dass er mit den Änderungen die richtige Entscheidung getroffen hatte, als er bemerkt hatte, dass die Filmcrew hinter der Kamera sich die Münder zuhielt, um nicht lauthals in die Szene hineinzulachen.
- Die Szene, in der der Sheriff von Nottingham sich vor einem kleinen Mädchen hinkniet und sie an den Armen packt, während er über seine traurige Kindheit spricht, musste mehrmals wiederholt werden. Alan Rickman, der als sehr kinderfreundlicher Schauspieler bekannt war und auch stets gut mit Kindern arbeiten konnte, plauderte vor Drehbeginn mit seiner jungen Szenenpartnerin und schnitt stets komische Gesichter, damit sie sich später nicht vor ihm fürchtete. Dies funktionierte allerdings so gut, dass das Mädchen auch während des Drehs andauernd kichern musste.
- In der Schwertkampfszene zwischen dem Sheriff und Robin zerbrach Rickman an die zehn Stuntschwerter.
- Um die Zeit herum, in der der Film gedreht worden war, waren Alan Rickman und Lady Marian-Darstellerin Mary Elizabeth Mastrantonio Nachbarn in London.
- Gerüchten zufolge soll Hauptdarsteller Kevin Costner verlangt haben, dass einige Szenen des Sheriffs herausgeschnitten oder gekürzt werden sollten, als er erkannt hatte, dass Alan Rickman ihn mit seiner überlebensgroßen Darstellung an die Wand spielte.
- Die vielen Änderungen, die Rickman am Text seiner Rolle vornahm, sollten ihm schlussendlich einen BAFTA-Award für seine Darstellung einbringen.
- Bevor Alan Rickman besetzt wurde, wurde die Rolle des Sheriffs von Nottingham auch dem britischen Schauspieler Richard E. Grant (Ehrengeneral Pryde, Star Wars Ep. IX) angeboten, der jedoch für Nachdrehs als Hauptschurke Darwin Mayflower in Hudson Hawk – Der Meisterdieb benötigt wurde und daher aus Termingründen ablehnen musste, obgleich er Hauptdarsteller Kevin Costners Wunschkandidat für den Part gewesen wäre.
- Weitere Darsteller, die in Betracht gezogen worden waren, waren unter anderen Sam Neill (Damien Thorn, Omen III), Patrick Stewart (General Picard, Star Trek, Captain Ahab, Moby Dick), Ian McKellen (Leigh Teabing, The Da Vinci Code, Kurt Dussander, Stephen King's Der Musterschüler) und John Hurt (Adam Sutler, V wie Vendetta).
- Die Szene, in der der Sheriff von Nottingham erfährt, dass die Hexe Mortianna, seine lebenslange Mentorin und Beraterin eigentlich seine leibliche Mutter ist und sich als Architektin hinter dem Masterplan, ihre eigene Saat auf den Thron von England zu bringen, entpuppt, wurde aus der Kinofassung herausgeschnitten und erst 2004 anlässlich der Veröffentlichung der DVD Special Edition wieder in den Film reintegriert.