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Captain William Bligh ist der Hauptantagonist der 1932 publizierten Romantrilogie Meuterei auf der Bounty (engl. Original Mutiny on the Bounty) von Charles Bernhard Nordhoff & James Norman Hall, sowie deren Verfilmungen aus den Jahren 1935 und 1962 und stellt eine fiktionalisierte Version des realen britischen gleichnamigen Seefahrers dar. Desweiteren ist er der, erst im Verlauf der Handlung schurkische Züge entwickelnde Hauptprotagonist des Spielfilmes Die Bounty (engl. Original The Bounty) von Roger Donaldson von 1984, welcher wiederum auf dem Buch The Bounty – Captain Bligh and Mr. Christian von Richard Hough aus dem Jahr 1972 basiert.

Der befehlshabende Offizier der HMS Bounty im Dienst der Britischen Marine erhält im späten 18. Jahrhundert die Mission, auf Tahiti Ableger der Brotfrucht zu beschaffen und als billige Sklaven-Nahrung nach Jamaika zu bringen. Getrieben von Geltungssucht und grenzenlosem Ehrgeiz will Bligh seinen Auftrag so rasch und Effizient wie möglich erfüllen und geht dabei buchstäblich über Leichen, indem er die ihm unterstellte Mannschaft ohne Rücksicht auf Verluste antreibt und schikaniert. Wer immer in seinen Augen versagt oder nicht ausreichend schnell pariert, dem erlegt er brutale Strafen wie Auspeitschen oder Kielholen auf, so lange bis die Crew gegen ihn aufbegehrt und es zu der historisch belegten Meuterei auf der Bounty kommt.

1935, in der wohl bekanntesten Filmadaptionen der dramatischen Ereignisse wurde der grausame Captain vom britisch-US-amerikanischen Charakterdarsteller Charles Laughton (*1899; †1962) verkörpert, der bereits Schurken wie den größenwahnsinnigen Wissenschaftler Dr. Moreau gespielt hatte. In der deutschen Übersetzung von 1936 wurde er ursprünglich von Erich Ponto (*1884; †1957) gesprochen; diese Synchronfassung gilt mittlerweile jedoch als verloren. In der, bis heute gebräuchlichen zweiten Synchronfassung von 1951 wurde Bligh von O. E. Hasse (*1903; †1978) gesprochen.

1962 übernahm der britische Bühnen- und Filmschauspieler Trevor Howard (*1913; †1988) den Part und wurde auf Deutsch von Synchronsprecher-Legende Arnold Marquis (*1921; †1990) übersetzt.

1984 wurde Lieutenant Bligh in einer historisch akkurateren Form vom walisischen Schauspieler und Oscarpreisträger Sir Anthony Hopkins (*1937) dargestellt, der bereits Schurken wie den kannibalischen Dr. Hannibal Lecter gespielt hatte. Auf Deutsch wurde er von Michael Chevalier (*1933; †2011) synchronisiert.

Charakterbiographie[]

[Anmerkung: Nachstehende Biographie kombiniert der besseren Übersicht halber Elemente aus allen bekannten Verfilmungen und deren literarischen Vorlagen.]

Kurs nach Tahiti[]

Mit unvorstellbaren Anstrengungen, beeindruckendem seemännischem Geschick und hartnäckigem Ehrgeiz ist es dem aus einfachsten Verhältnissen stammenden William Bligh gelungen, sich in der Hierarchie der von snobistischem Klassendünkel beherrschten britischen Marine hochzuarbeiten. In jungen Jahren hatte er unter dem legendären Seefahrer und Entdecker Captain Cook gedient. Im Jahr 1787 übernimmt er auf Befehl der Admiralität das Kommando über die HMS Bounty, ein mit neununddreißig Metern Länge und etwas über sieben Metern Breite, bei einem Tiefgang von dreieinhalb Metern, relativ kleines Schiff der königlichen Navy.

Blighs Auftrag besteht darin, so rasch wie möglich Tahiti anzusteuern, um dort Ableger des Brotfruchtbaumes an Bord zu nehmen und zu den Westindischen Inseln zu bringen, wo diese als künftiges billiges Nahrungsmittel für die Sklaven der örtlichen Zuckerrohr-Plantagen Verwendung finden sollen. Selbst wenn die Aufgabe an sich nicht übermäßig prestigeträchtig erscheint, so sieht Bligh darin dennoch eine Chance, sich unter anderem mit der riskanten Umrundung des regelmäßig von heftigen Stürmen umpeitschten Kap Hoorn in der Geschichte der Seefahrt einen Namen zu machen.

Bereits bei seiner Ankunft an Bord macht Bligh allerdings keinen Hehl aus seiner Geringschätzung gegenüber der ihm unterstellten Mannschaft, die in seinen Augen aus Faulenzern, Drückebergern, Piraten und Diebesgesindel besteht und die man nach dem Klang der Peitsche tanzen lassen muss, damit sie ihre Arbeit machen. Dass er nicht nur leere Worte macht, beweist er seiner Crew schon vor dem Auslaufen, als er einen zu einer grausamen Prügelstrafe verurteilten Matrosen auspeitschen lässt, obwohl dieser bereits tot ist. Lediglich.

Brutale Disziplin[]

Auf See geht sein sadistisches Regiment weiter – so schickt er einen Kadetten wegen einer unbedachten, im Großen und Ganzen jedoch harmlosen Bemerkung bei stürmischem Wetter hinauf in den Ausguck, lässt einen anderen, der bei hohem Wellengang über Bord gegangen ist für seine Unachtsamkeit “zum Trocknen“ in die Wanten hängen und ordnet mit allergrößter Vorliebe Prügelstrafen mit der Neunschwänzigen Katze an, um den Seeleuten “das Rückgrat freilegen zu lassen“, auch wenn in engerem Sinne keine Missetat begangen worden war.

Die ohnehin schon knapp bemessenen Essensrationen für die Mannschaft lässt Captain Bligh zudem gnadenlos kürzen. Die Ausgabe von Käse verbietet er gänzlich, nachdem der Quartiermeister ihm vom Fehlen von etwas über zehn Kilogramm aus dem Laderaum berichtet. Den Seemann, der noch vor dem Beginn der Reise die fragliche Menge Käse auf ausdrücklichen Befehl des Captains beiseite schaffen und zu ihm nach Hause bringen musste, lässt Bligh als “unverschämten Lügner“ züchtigen. Den Umstand, dass die für die einfache Besatzung angekauften Vorräte überwiegend aus muffigem Zwieback und ranzigem, madigem Pferdefleisch bestehen, anstelle der in den Büchern vermerkten hochwertigen und kostspieligeren Nahrungsmittel, tut Bligh lapidar als “Vorrecht des Captains“ ab, zumal er den sich daraus ergebenden Differenzbetrag im zur Verfügung gestellten Budget für sich selbst einstreicht.

Der einzige Mann an Bord der Bounty, der einigermaßen offen seinen Unmut gegenüber Blighs drakonischer Methoden zum Ausdruck bringt, ist sein erster Offizier Fletcher Christian. Sehr zum Ärgernis des Captains ist der junge Offizier stets um ein korrektes und menschliches Verhalten gegenüber der Besatzung bemüht, was in Blighs Augen lediglich zu Verweichlichung, Ungehorsam und einem Verfall der Disziplin an Bord führt. Mit Genuss provoziert Bligh Christian bei jeder sich bietenden Gelegenheiten, stichelt gegen ihn und erfreut sich an dessen innerer Zerrissenheit und dem ständig anwachsenden Drang, gegen die Ungerechtigkeit aufzubegehren. Im Grunde will er Fletcher Christian soweit aus der Reserve locken, damit dieser etwas unbesonnenes tut und Bligh ihn somit, laut geltendem Marinegesetz, sogar hinrichten lassen könnte.

Ehe es aber so weit kommt, erreicht die Bounty ihr Ziel Tahiti, wo die Besatzung von den ebenso liebenswürdigen wie gastfreundlichen Eingeborenen auf das Herzlichste Willkommen geheißen werden. Da die Brotfrucht-Setzlinge noch zu zart und empfindlich für die raue Seefahrt sind, ist Bligh gezwungen, mit seiner Mannschaft ganze fünf Monate bis zum nächsten Monsun in dem traumhaften Inselparadies auszuharren. Bald sind die Pflanzen verladen und das ganze Schiff de-facto zu einem einzigen großen Treibhaus umfunktioniert. Während Bligh sich weiterhin stoisch an Bord aufhält und sich jedwede Form der Entspannung, in welcher er nur Dekadenz und eine Aufweichung der Disziplin sieht, versagt, nutzt die Mannschaft die plötzlich im Überfluss vorhandene Freizeit aus vollen Zügen und nicht wenige der Seemänner gehen Liaisons mit den wunderschönen, leicht bekleideten tahitischen Frauen ein – darunter auch Fletcher Christian, der sich in die Tochter des Königs der Insel.

Meuterei[]

Während der unvermeidliche Abschied tiefe Wunden und Schwermut in den Herzen der Männer hinterlässt, ist Bligh regelrecht erleichtert, dass endlich wieder “Normalität, Zucht und Ordnung“ das Tagesgeschehen bestimmen. Als hätte es niemals anderes gegeben, führt er sein tyrannisches Regiment mit ungebrochener Härte fort und konfisziert sogar die persönlichen Abschiedsgeschenke seiner Crew als “Kronbesitz“. Auch die Prügelstrafen und andere drakonische Disziplinarmaßnahmen wie Kielholen, infolgedessen ein Besatzungsmitglied ums Leben kommt werden wieder aufgenommen. Einige Männer, die versucht hatten zu desertieren und auf Tahiti zu bleiben, lässt er erbarmungslos in Ketten legen und in die Bilge sperren.

Auf der Rückfahrt mit Kurs Richtung Endeavour-Straße, spitzen sich die Dinge dramatisch zu. Da die noch immer empfindlichen Jungpflanzen, die überall auf dem Schiff, sogar in der Kabine des Kapitäns untergebracht sind, in der tropischen Hitze mehr Wasser brauchen als zunächst gedacht, kürzt Bligh kurzerhand die Trinkwasserrationen für die Besatzung. Tatsächlich geht er so weit, dass er eine Schöpfkelle an die Rahnock hängen lässt und Befehl erlässt, dass jeder Matrose, der zu trinken wünscht, bis ganz nach oben aufentern muss, um die Kelle zu holen. Danach darf er genau einmal aus dem Wasserfass schöpfen und muss das Kombüsenutensil danach sofort wieder nach oben bringen. Diese Regel gilt für jeden einzelnen Mann an Bord – für jemand anderen, der zu schwach oder krank ist, um selbst in die Takelage zu klettern, verbietet Bligh.

Durch diese neueste Schikane des Captains bricht schließlich der letzte Rest Zurückhaltung in Mr. Christian und er ruft die Besatzung zur Meuterei auf, die innerhalb kürzester Zeit die Bounty unter ihre Kontrolle bringt. Bligh wird aus seiner Koje gezerrt und an Deck hinauf geschafft, wo man ihn schließlich unter Schimpf und Spott zusammen mit achtzehn ihm loyal gebliebenen Männern in einem der Beiboote aussetzt. Neben dem Kompass und dem Logbuch, überlässt Christian Bligh und den anderen zwei Fässer Trinkwasser, drei Sack Schiffszwieback und gepökeltes Schweinefleisch als Proviant, ehe sie auf dem offenen Meer sich selbst überlassen werden.

Um ihre Vorräte, insbesondere Süßwasser, aufzustocken, steuert Bligh die überladene Barkasse zunächst nach Tofua, der nächstgelegenen Insel. Dort müssen sie aber nach einer Auseinandersetzung mit den kriegerischen, feindlich gesinnten Eingeborenen vorzeitig wieder aufbrechen und können nur mit knapper Not mit dem Leben davonkommen. Im Laufe der folgenden sechs entbehrungsreichen Wochen steuert Bligh, angetrieben vom eisernen Willen nach Vergeltung, das Boot ganze sechstausendsiebenhundert Kilometer weit in Richtung der Insel Timor, wobei er den Kurs ausschließlich aus dem Gedächtnis und anhand der nächtlichen Gestirne zu bestimmen versucht. Vollkommen entkräftet und mehr tot als lebendig erreichen er und seine Leute schließlich die Hafenstadt Kupang.

Weiteres Schicksal[]

Nach erfolgreicher Rekonvaleszenz von den erlittenen Strapazen und seiner darauffolgenden Rückkehr nach England, muss Captain Bligh sich vor der Hohen Admiralität für den Verlust der Bounty verantworten. Zur selben Zeit wird über jene Meuterer, welche im Zuge der Suche nach dem gestohlenen Schiff ergriffen worden waren, zu Gericht gesessen und sie alle für ihre Verbrechen gegen die Krone zum Tod durch den Strang verurteilt. Fletcher Christian, der Rädelsführer des Aufstandes und ein Großteil seiner Kumpane werden nie gefasst – sie finden Zuflucht auf der abgelegenen Pitcairn-Insel, die niemals korrekt auf den Seekarten der Britischen Marine verzeichnet worden war.

Captain Bligh selbst wird von jeder Schuld an der Meuterei freigesprochen und erhält eine Belobigung für seine meisterhaften seemännischen Fähigkeiten, das kleine Boot sicher über die erbarmungslose See bis in einen sicheren Hafen gesteuert zu haben. Dennoch verweigert ihm der vorsitzende Admiral persönliche Anerkennung, da seine brachialen Methoden zwar in Übereinstimmung mit dem Kriegsrecht der Royal Navy sind, jedoch jeglicher Menschlichkeit entbehren. In diesem Zusammenhang wird Bligh zwar zuerkannt, einerseits ein tüchtiger Seemann-, andererseits jedoch ein Mann von überaus zweifelhaftem Charakter zu sein, der ungeeignet ist, ein Kommando zu führen und Leib und Leben der ihm anvertrauten Mannschaft wissentlich und willentlich seinem übersteigerten Ehrgeiz und seiner Geltungssucht untergeordnet hat.

Auftritte (Auswahl)[]

Film & Fernsehen[]

  • 1916: Mutiny of the BountyStummfilm gedreht von Raymond Longford nach dem von ihm selbst und Lottie Lyell verfassten Drehbuch.

    Die australische Produktion ist die erste filmische Bearbeitung der Geschichte um die dramatischen Ereignisse rund um die Meuterei. Das Skript wurde Anhand der erhalten gebliebenen Tagebücher William Blighs erarbeitet. Mittlerweile gilt der Film als verschollen; lediglich Plakate und einige wenige Produktionsfotos sind erhalten geblieben.

    Verkörpert wurde Bligh vom australischen Schauspieler George W. Cross (*1873; †1949).
  • 1933: In the Wake of the BountyQuasi-dokumentarischer Film gedreht von Charles Chauvel nach dem von ihm selbst verfassten Skript.

    Dieser ebenfalls australische Film vereint gespielte Szenen mit dokumentarischem Filmmaterial von tropischen Insellandschaften, Stammestänzen polynesischer Tänzerinnen und Unterwasseraufnahmen. Der Regisseur, der hiermit seinen ersten Tonfilm vorlegte, hatte schwer mit den Zensoren seiner Zeit zu kämpfen, die sich an gezeigten nackten Brüsten und der expliziten Darstellung von Prügelstrafen störten.

    In den dramatisierten Szenen wurde Lieutenant Bligh vom britischen Schauspieler Mayne Lynton (*1885; †1965) gespielt.
  • 1935: Meuterei auf der Bounty (engl. Original Mutiny on the Bounty) – Schwarz-Weiß-Spielfilm gedreht von Frank Lloyd nach dem Drehbuch von Talbot Jennings, Jules Furthman & Carey Wilson.

    Diese erste Tonfilm-Adaption folgt den historischen Fakten nur im Kern und basiert mehr auf der Bounty-Romantrilogie von Charles Bernhard Nordhoff & James Norman Hall, welche die geschichtlichen Ereignisse an zahlreichen Stellen der Spannung oder Dramatik halber zurechtgebogen hatten, weswegen die Bücher hauptsächlich Fiktion und lediglich geschichtliche Eckdaten enthalten.
    Den Büchern liegt auch die Darstellung Blighs als mitleidloser, hartherziger Menschenschinder zugrunde. Trotz der Abweichungen war der Film überaus erfolgreich, wurde mit fünf Oscar-Nominierungen bedacht und mit dem Oscar für den Besten Film ausgezeichnet. Zudem zementierte er endgültig das Image des Captains als sadistischen Unhold.

    Bligh wurde vom britisch-US-amerikanischen Charakterdarsteller Charles Laughton (*1899; †1962) verkörpert.
  • 1962: Meuterei auf der Bounty (engl. Original Mutiny on the Bounty) – Technicolor-Film gedreht von Lewis Milestone nach dem Drehbuch von Charles Lederer, Eric Ambler & Ben Hecht.

    Die erste in Farbe gedrehte Verfilmung der Ereignisse folgt ebenfalls den belletristischen Romanen von Nordhoff & Hall – insbesondere Band eins, Meuterei auf der Bounty: Schiff ohne Hafen von 1932 – und stellt Captain Bligh abermals als herzlosen Sadisten dar. Trotz ihre stargespickten Besetzung und der üppigen Ausstattung litt die gesamte Produktion und auch die Qualität des Endproduktes an den zahlreichen egozentrischen Eigenheiten von Hauptdarsteller Marlon Brando. Sein divenhaftes Verhalten am Set, sein darauf bestehen, den Helden überwiegend als exzentrischen Gecken zu spielen und seine kostspieligen Extravaganzen sollten dafür sorgen, dass sein Status als Superstar noch in den 1960er Jahren zu zerbröckeln begann. Dennoch wurde der Film in insgesamt sieben Kategorien für den Oscar nominiert, darunter auch als Bester Film, ging bei der Preisverleihung jedoch leer aus.

    Dargestellt wurde Captain Bligh vom britischen Bühnen- und Filmschauspieler Trevor Howard (*1913; †1988).
  • 1984: Die Bounty (engl. Original The Bounty) – Spielfilm gedreht von Roger Donaldson nach dem Drehbuch von Robert Bolt.

    Diese bislang aktuellste Filmadaption [Stand August 2024] basiert auf dem Buch The Bounty – Captain Bligh and Mr. Christian von Richard Hough aus dem Jahr 1972, welches einen differenzierteren Blick auf die Ereignisse wirft und Bligh bei aller Strenge seine Menschlichkeit zurückgibt, was auch in die Verfilmung übernommen wurde.

    Lt. Bligh wurde vom walisischen Schauspieler Anthony Hopkins (*1937) verkörpert.

Der historische William Bligh[]

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Lieutenant William Bligh um 1776 - Ölgemälde von John Webber.

Entgegen literarischer und filmischer Bearbeitungen, war der wirkliche William Bligh kein “Prügel-Captain“ - genau genommen noch nichtmal ein Captain, sondern hatte den Rang eines Lieutenant inne. Die Admiralität hatte ihm die Beförderung aus Kostengründen vorenthalten, da er als Kapitän eine deutlich höhere Heuer erhalten hätte.
Zwar gab es unter seinem Kommando sehr wohl Züchtigung als Strafe für Fehlverhalten, gemäß des erhalten gebliebenen Logbuches der Bounty jedoch deutlich weniger als bei manch anderen Kapitänen der Royal Navy. Tatsächlich versuchte er so weit als möglich auf drakonische Maßnahmen zu verzichten und legte zudem Wert darauf, dass seine Mannschaft möglichst gesunde, nahrhafte Verpflegung bekam, da Skorbut und Auspeitschungen für ihn gleichbedeutend waren wie schlechte, ineffiziente Schiffsführung.
Einer überlieferten Situation nach, in der ein Mannschaftsmitglied einen seiner Befehle verweigert hatte, beließ Bligh es bei einer Verwarnung anstatt ihm eine Prügelstrafe aufzuerlegen oder ihn gar hinrichten zu lassen, wie es laut geltendem Marinegesetz durchaus sein Recht als kommandierender Offizier gewesen wäre.

Gemäß seiner Auffassung, dass eine gesunde und ausgeruhte Mannschaft eine effiziente Mannschaft ist, führte er an Bord ein Drei-Schichten-System anstelle des in der Britischen Marine üblichen “Zweierrades“ ein. Bislang bedeutete dies, dass auf vier Stunden Wachdienst vier Stunden Ruhezeit folgten, was überaus zermürbend ist. Blighs System hingegen garantierte den Männern vier Stunden Wache und darauffolgend acht Stunden um auszuruhen. Zudem war er überzeugt davon, dass körperliche Ertüchtigung wie Sport eine wirkungsvolle Methode sei, um einen Ausgleich zur harten täglichen Arbeit an Bord zu schaffen und der durch Eintönigkeit aufkommenden Melancholie entgegenzuwirken.
Entgegen seiner modernen Haltung betreffend Schiffsführung und Behandlung seiner Crew, war William Bligh allerdings auch beinahe schon pedantisch auf die Einhaltung von Ordnung und Disziplin bedacht und reagierte überaus ungehalten, wenn diese vernachlässigt wurden. Historischen Quellen nach verfügte er über eine ausgenommen spitze Zunge und übte sich kaum in Zurückhaltung, wenn er einen Untergebenen für sein Versagen ausschimpfte. Dabei machte er keinen Unterschied zwischen den einfachen Matrosen und seinen Offizieren, die er vor versammelter Crew verbal zu demütigen pflegte, was dazu führte, dass diese sich in ihrer Autorität untergraben fühlten.

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Vize-Admiral William Bligh um 1814 - Ölgemälde von Alexander Huey.

Blighs überaus strenge Auffassung von der Einhaltung der Disziplin dürfte wohl die größte Rolle bei der Meuterei gespielt haben, insbesondere nachdem die Mannschaft sich fast ein halbes Jahr lang den schier endlosen Verlockungen einer paradiesischen Südseeinsel ausgesetzt sah und sich nur äußerst schwer damit tat, sich wieder dem strengen Alltag an Bord eines Schiffes zuzuwenden.

Nach seiner spektakulären Fahrt in der offenen Barkasse, die seinen Ruf als überdurchschnittlich fähiger Seemann zementierte, wurde er schließlich doch zum Captain befördert und mit der HMS Providence auf eine zweite Brotfrucht-Mission geschickt, welche diesmal allerdings ohne Zwischenfälle erfolgreich abgeschlossen werden konnte.

Sieben Jahre nach der zweiten Brotfrucht-Expedition erlebte Bligh als Captain der HMS Director seine zweite Meuterei. Diese war jedoch nicht durch sein Verschulden ausgebrochen, sondern richtete sich gegen die Admiralität an sich – zudem war nicht nur Blighs Schiff betroffen, sondern der ganze Flottenverband.

1805 wurde William Bligh zum Gouverneur der britischen Kolonie New South Whales in Australien ernannt. Dort sollte er sich aufgrund seines energischen Vorgehens gegen die illegalen Rum-Geschäfte einflussreicher aber korrupter Offiziere bald schon äußerst unbeliebt machen. Da Rum einen besonders hohen Wert hatte und sogar als Zahlungsmittel verwendet wurde, dauerte es nicht lange, bis Blighs Versuche, gegen die Korruption vorzugehen in eine, von den Hauptverantwortlichen der kriminellen Machenschaften inszenierte Rebellion mündeten, welche als die Rum-Rebellion in die Geschichte eingehen sollte.
Während des Verlaufs dieser dritten Meuterei in Blighs Laufbahn, wurde er auf die vor der australischen Küste liegende HMS Porpoise verbannt, wo er die nächsten zwei Jahre festsitzen sollte. Erst mit dem Eintreffen britischer Truppen konnte Bligh die korrupte Regierung, die seine Amtsgeschäfte übernommen hatte, im Jahre 1810 absetzen. Im Jahr darauf kehrte er endgültig nach England zurück.

1814 erhielt er seine Beförderung zum Vize-Admiral. Ohne ein nennenswertes weiteres Kommando erhalten zu haben, ging er in den Ruhestand und widmete sich fortan dem Familienleben mit seinen Töchtern. Seine jüngste Tochter Anne war mit einer geistigen Beeinträchtigung geboren, lernte niemals sprechen und litt zudem an Epilepsie. Anders als viele andere Menschen seiner Zeit, verbarg Bligh sie nicht wie ein peinliches Geheimnis, das man vor der Welt verstecken musste, sondern pflegte ein liebevolles Verhältnis zu ihr und ließ sie, so weit als möglich, an einem normalen Leben teilhaben, etwa indem er sie mit ihrem Rollstuhl spazieren fuhr.

Am 7. Dezember 1817 erlag Vize-Admiral William Bligh einem Magenkrebsleiden.

Wissenswertes[]

[Anmerkung: Sofern nicht anders vermerkt, entstammen nachstehende Informationen von IMDB.com.]

1935[]

  • Charles Laughton wurde für seine Verkörperung des despotischen Captains für den Oscar als Bester Darsteller nominiert. Ebenfalls nominiert waren Clark Gable, der den rechtschaffenen Fletcher Christian gespielt hatte und Franchot Tone als idealistischer junger Roger Byam.
    Um die Leistungen mehrerer verdienter Schauspieler im selben besser würdigen zu können, führte die Academy im Jahr darauf erstmals die Kategorien Bester Hauptdarsteller und Bester Nebendarsteller ein.
  • Ehe Laughton besetzt wurde, war der Schauspieler Wallace Beery für den Part des Captain Bligh vorgesehen. Dieser lehnte die Rolle jedoch ab, da er Clark Gable, den Darsteller des Helden nicht ausstehen konnte.
  • Während der historische William Bligh bis heute als einer der brillantesten Seemänner aller Zeiten und als meisterhafter Navigator gilt, hatte Charles Laughton große Furcht vor dem offenen Meer und litt fast während der gesamten Dreharbeiten an der Seekrankheit.
  • Als Teil seiner Darstellung vermied Laughton es als Bligh überwiegend, den anderen Schauspielern während des Drehs in die Augen zu schauen. Dies führte wiederholt zu Spannungen mit seinem Co-Star Gable, der dies als Unhöflichkeit wertete und als Versuch, ihn aus der jeweiligen Szene auszuschließen.
  • Um neben seinem als Frauenschwarm gefeierten Co-Star nicht zu unattraktiv zu wirken, nahm Charles Laughton für seine Rolle in einer Crash-Diät an die fünfundzwanzig Kilo ab.
  • Die Szenen, in denen Bligh und seine Getreuen im offenen Boot auf hoher See um ihr Überleben kämpfen müssen, wurde in einem eigens in einer Studiohalle errichteten Tank gedreht. Dennoch waren die Bedingungen für die Darsteller nicht weniger unangenehm, als wären sie tatsächlich auf See gewesen. Völlig durchnässt, umgeben von dicken Kabeln und Schläuchen und buchstäblich geröstet unter der sengenden Hitze der riesigen Scheinwerfer.
    Nach einer ganzen Woche Arbeit an der Szene, fiel dem Regisseur auf, dass ein Darsteller im Boot saß, dessen Charakter eigentlich bei den Meuterern auf dem Schiff geblieben war. Darum musste alles wiederholt und ohne die überzählige Person nochmals gedreht werden.
  • Als Charles Laughton seine emotionale Dialogzeile “Wir waren stärker als die See!“ (engl. “We've beaten the sea itself!“) ausgesprochen hatte, war die Filmcrew derart ergriffen, dass sämtliche Mitarbeiter in spontanen Applaus spendeten, was Laughton in Tränen ausbrechen ließ.
  • Um vor dem Dreh das Eis zwischen ihnen zu brechen, lud Fletcher Christian-Darsteller Charles Laughten zu einem “Vergnügungsausflug“ in ein Bordell ein, ohne zu dieser Zeit zu wissen, dass dieser eigentlich homosexuell war. Wann immer diese Anekdote zur Sprache kam, erklärte Laughtons Ehefrau Elsa Lanchester augenzwinkernd, dass er sich nichtsdestotrotz von der gutgemeinten Geste “geschmeichelt“ gefühlt hatte.

1962[]

  • Für Trevor Howard, der Captain Bligh im Technicolor-Remake verkörpert hatte, gestalteten sich die Dreharbeiten als äußerst unerfreulich und nervenaufreibend – nicht zuletzt wegen der zahlreichen egozentrischen Marotten seines Co-Stars Marlon Brando. Dieser bestand darauf, weite Teile seines Textes zu improvisieren, anstatt sich ans Skript zu halten, was es für Howard nahezu unmöglich machte, seinen einstudierten Text zu sprechen, da er keine Stichworte erhielt, auf die er angemessen reagieren konnte.
  • Während Howard auf der New York City-Premiere des Films für seine Darstellung des finsteren Captains donnernden Applaus erhielt, wurde Fletcher Christian-Darsteller Marlon Brando ausgebuht und wegen seiner miserablen Imitation eines britischen Akzents verspottet.
  • Eingangs hatte Trevor Howard Bedenken, die Rolle des Captain Bligh anzunehmen, da er befand, er wäre mit seinen beinahe fünfzig Jahren zu alt für den Part. Der historische Bligh war zur Zeit der Meuterei Mitte Dreißig gewesen. Nach all den Problemen, mit denen Howard im Laufe der Dreharbeiten zu kämpfen hatte, sagte er später, er wünschte, er hätte doch abgelehnt.
  • Blight-Darsteller Trevor Howard bezeichnete seinen Co-Star Marlon Brando ob seiner egozentrischen Eigensinnigkeiten während der Dreharbeiten seinerzeit als unprofessionell und sein Verhalten als lächerlich.
  • Eines Morgens erschien Trevor Howard nicht als er ans Set gerufen worden war. Erst zwei Stunden später tauchte er auf, als er von der örtlichen Polizei gefunden worden war. Er war die ganze Nacht über trinkend von Bar zu Bar gezogen, spielte seine Szenen aber nichtsdestotrotz absolut flüssig.

1984[]

  • Anthony Hopkins' Inkarnation William Blighs ist deutlich zurückhaltender mit körperlicher Züchtigung als frühere Versionen, ist jedoch umso drastischer wenn er sich daran macht, einen seiner Leute auszuschimpfen und vor versammelter Mannschaft verbal niederzumachen. Dies entspricht recht akkurat dem historischen Befehlshaber der Bounty, dessen spitzer Zunge 1992 mit dem Buch Mr. Bligh's Bad Language: Passion, Power and Theatre on the Bounty von Greg Dening ein literarisches Denkmal gesetzt wurde.
  • Hopkins bezeichnete die Dreharbeiten zu Die Bounty als chaotisch und den fertigen Film als verpfuscht. Zudem drückte er sein Bedauern darüber aus, so viel Zeit und Mühe in die Rolle investiert zu haben und schwor sich, niemals wieder so viel Herzblut in ein Projekt zu stecken, das sich seiner Kontrolle entzieht.
  • In einigen Filmszenen, besonders während des Versuchs, das Kap Hoorn zu umsegeln, ist Bligh am Steuerrad der Bounty zu sehen. Ein Offizier der Britischen Marine hätte jedoch niemals selbst am Steuer gestanden, sondern diese Aufgabe stets einem Crewmitglied übertragen.
  • Neben Anthony Hopkins war auch der britische Schauspieler Oliver Reed (*1938; †1999) in der näheren Wahl für die Rolle des Lt. Bligh ans das Projekt entwickelt wurde.
  • Einige Szenen, in denen Bligh zu sehen ist, wurden aus der deutschen Filmfassung herausgeschnitten. Insgesamt wurde der Film für den deutschen Sprachraum um fast eine halbe Stunde gekürzt. Die fehlenden Szenen wurden für die BluRay-Veröffentlichung von Die Bounty allerdings wieder in den Film integriert und neu synchronisiert.
  • Der Part des Captain Bligh ist die zweite Rolle, die Anthony Hopkins gewissermaßen von seinem Schauspielkollegen Charles Laughton geerbt hatte. Laughton spielte den Captain 1935 und trat 1939 als Quasimodo in Der Glöckner von Notre Dame auf. Hopkins verkörperte den buckligen Glöckner ebenfalls in Hunchback, einem Fernsehfilm von 1982, basierend auf der Erzählung von Victor Hugo.
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